Anne do Paço
Anne do Paço schloss ihr Studium der Musikwissenschaft, Kunstgeschichte und Germanistik an der Freien Universität Berlin als Magistra Artium ab. Seit 1995 ist sie als Dramaturgin für Musiktheater, Tanz und Konzert tätig. Feste Engagements führten sie ans Staatstheater Mainz (1995–2009), an die Deutsche Oper und das Ballett am Rhein Düsseldorf Duisburg (2009–2020) sowie seit 2020 als Chefdramaturgin des Wiener Staatsballetts an die Wiener Staatsoper und Volksoper Wien. Als dramaturgische Partnerin Martin Schläpfers ist sie seit 2009 maßgeblich an der Gestaltung des künstlerischen Profils seiner Ensembles beteiligt, für welche das Ballett am Rhein viermal zur »Kompanie des Jahres« und das Wiener Staatsballett 2020 von der Kritikerumfrage der Zeitschrift »tanz« zum »Glanzlicht der Saison« gekürt wurde.
Ihre Arbeit für den Tanz spannt sich zwischen Produktionsdramaturgie, Kuratieren, Fördern und Vermitteln auf. Ihr besonderes Interesse gilt den Wechselwirkungen zwischen Musik und Bewegung. Sie arbeitete mit Choreograph*innen wie Regina van Berkel, Stijn Celis, Martin Chaix, Nils Christe, Natalia Horecna, Young-Soon Hue, Uri Ivgi & Johan Greben, Antoine Jully, Andrey Kaydanovskiy, Terence Kohler, Sol León & Paul Lightfoot, Hans van Manen, Brigitta Luisa Merki, Eric Oberdorff oder Ben J. Riepe zusammen. In Martin Schläpfers Teams war sie an der Konzeption programmatischer Schwerpunkte beteiligt, darunter die Pflege der Amerikanischen Moderne mit Werken von Martha Graham, Merce Cunningham, Paul Taylor, Twyla Tharp, Trisha Brown, Lucinda Childs, Mark Morris und Karole Armitage.
Im Bereich der Oper arbeitete sie mit Regisseur*innen wie Sebastian Baumgarten, Lotte de Beer, Peter Brenner, Nicolas Brieger, Georges Delnon, Tatjana Gürbaca, Sabine Hartmannshenn, Jens Daniel Herzog, Gregor Horres, Janusz Kica, Burkhard C. Kosminski, Thomas Krupa, Sandra Leupold, Christof Nel, Johannes Schütz, Arila Siegert und Philipp Westerbarkei zusammen.
Zu Anne do Paços wichtigsten Projekten mit zeitgenössischen Komponist*innen zählen die Ballett am Rhein-Uraufführungen »DEEP FIELD« und »Roses of Shadow« von Adriana Hölszky, Zusammenarbeiten mit Christof Dienz, Anno Schreier und Jörg Widmann sowie die Gestaltung von Komponistenporträts über Georges Aperghis, Pierre Boulez, Henri Dutilleux, Sofia Gubaidulina, Heinz Holliger, Luigi Nono, Rolf Riehm, Wolfgang Rihm, Peter Ruzicka, Rodion Schtschedrin, Galina Ustwolskaja, Hans Zender und Bernd Alois Zimmermann u.a. für das Rheingau Musik Festival, Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen und das Konzerthaus Dortmund – Institutionen, mit denen sie seit über 15 Jahren eng zusammenarbeitet.
Am Staatstheater Mainz entwickelte sie u.a. eine vielbeachtete Programmatik für die Konzertreihen des Philharmonischen Orchesters und in Kooperation mit der Hochschule für Musik und der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz unter dem Titel »Gottes starke Töchter« eine Barockopern-Trilogie u.a. mit einer Wiederaufführung von Glucks vergessenem Dramma per musica »La Semiramide riconosciuta«.
Als Autorin ist sie regelmäßig für den Berliner Pierre Boulez Saal, das Wiener Konzerthaus sowie das Mozartfest Würzburg tätig. Weiters erschienen ihre Beiträge in Publikationen der Opéra National de Paris, Elbphilharmonie Hamburg, Münchner Philharmoniker, Internationalen Messiaen-Tage Görlitz-Zgorzelec, des Münchner Kammerorchesters, SWR Vokalensembles Stuttgart, Landesjugendorchesters Rheinland-Pfalz sowie bei den Labels Harmonia Mundi France und Pentatone Classics. Sie zählte zum Autor*innen-Team der im Laaber-Verlag erschienenen Lexika »Tanz« und »Oper«, wirkte an »Knaurs Großer Opernführer« mit und publizierte in mehreren wissenschaftlichen Reihen, darunter die »Brahms-Studien« der Johannes-Brahms-Gesellschaft Hamburg, die »Mitteilungen« der Hans Pfitzner-Gesellschaft sowie im Band »Text.Notation.Performance« des Elfriede Jelinek Forschungszentrums Wien. Das von ihr herausgegebene Buch »Martin Schläpfer – ballettmainz« erschien 2006 im Daco-Verlag.
Für die Gestaltung und Redaktion des von 2010 bis 2019 erschienenen Saison-Magazins des Balletts am Rhein wurde sie im Team mit den Designern Nicolas Markwald und Nina Neusitzer viermal mit dem red dot award, Communication Design in der Kategorie »Editorial Work« sowie 2015 mit dem German Design Award in der Kategorie »Editorial Design« ausgezeichnet. 2020 kuratierte sie zusammen mit dem Fotografen Gert Weigelt die digitale Ausstellung des Deutschen Tanzarchivs Köln »Von den Kraftfeldern zwischen Mensch und Körper«.
Als Moderatorin wirkte sie u.a. bei den von der deutschen Kulturstiftung des Bundes veranstalteten Tanzkongressen in Düsseldorf 2013 sowie Hannover 2016 mit und leitet auch heute regelmäßig Podiumsdiskussionen, Publikumsgespräche und Werkeinführungen in der Wiener Staatsoper und Volksoper Wien. Lehraufträge führten Anne do Paço u.a. an das Musikwissenschaftliche Institut der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit 2023 ist sie Mitglied des Beirats des Deutschen Tanzarchivs Köln. Im Dezember 2023 wurde sie zum Mitglied der European Academy of Sciences and Arts ernannt.