Puccinis jahrelange Suche nach dem perfekten Opernstoff
Saison 2023/2024 |
Giacomo Puccinis Karriere verlief ab 1893 nahezu reibungslos – mit Manon Lescaut als Wendepunkt. Doch hinter dem Erfolg verbargen sich oft jahrelange Quälereien, Zweifel und die Suche nach dem richtigen Stoff für seine Opern. Besonders bei Il trittico vergingen von der ersten Idee bis zur Uraufführung sage und schreibe vierzehn Jahre, manche Quellen sprechen sogar von achtzehn Jahren. Erst 1904 nahm die Trilogie Formen an, als Puccini begann, sich mit den Werken des russischen Autors Maxim Gorki zu beschäftigen.
Ein Brief als Schlüssel zur Entstehung von »Il trittico«
Am 28. Juni 1904, "um ein Uhr nachts", schrieb Puccini einen langen Brief an den Autor Valentino Soldani – ein Brief, der für das Verständnis von Puccinis außergewöhnlichem Werk Il trittico von unschätzbarem Wert ist. Der Brief enthält nicht nur Überlegungen zu möglichen Stoffen, sondern auch tiefgreifende künstlerische Reflexionen und eine spürbare Verzweiflung über die langwierige Suche nach dem richtigen Thema.
Soldani, ein Autor historischer Dramen, hatte Puccini seine Werke empfohlen, und der Komponist lobte insbesondere das Drama Calendimaggio (1901). Doch er suchte etwas anderes – "Moderneres", konnte aber nicht genau beschreiben, was das sein sollte. In seiner Verwirrung fragt er sich, ob Soldani Pelléas et Mélisande von Maeterlinck oder Werke von Gorki gelesen habe. In diesem Brief zeigt sich Puccinis rastlose Suche nach einem passenden Stoff, die ihn so sehr quälte, dass sie ihm den Schlaf raubte.
Die Idee für »Il trittico« wird geboren
Puccinis Suche führte ihn zu Maxim Gorkis Erzählungen und Novellen, die ihn besonders faszinierten. Im Austausch mit Luigi Illica, seinem langjährigen Librettisten, entwickelte sich die Idee, drei verschiedene Geschichten zu einer Operntrilogie zu verbinden. Der Austausch über mögliche Stoffe zeugt von der Ungewissheit und den Schwierigkeiten dieses Projekts. Zunächst schlug Illica vor, Gorkis Novellen Der Khan und sein Sohn und Die Holzflößer mit einer weiteren Erzählung, Sechsundzwanzig und Eine, zu kombinieren. Doch Puccini zögerte – die Mischung der Themen und Farben schien nicht zu funktionieren.
Besonders bei den Gorki-Stücken gab es Schwierigkeiten, die von Puccini gewünschte Mischung aus Tragik und Komik zu erreichen. Die Novelle Sechsundzwanzig und Eine, die das trübe Leben von Bäckern in einem düsteren Keller beschreibt, bot zwar viel Tragik, jedoch kein komisches Element. Der Khan und sein Sohn, ein dramatischer Konflikt um Liebe und Macht, besaß ebenfalls eine dunkle, tragische Stimmung, die sich schwer mit einer leichteren, komischen Erzählung verbinden ließ.
Die Farben des Trittico
Trotz der Schwierigkeiten arbeitete Puccini weiter an der Idee, drei völlig unterschiedliche Stoffe zu kombinieren. Er war fest entschlossen, eine Oper zu schaffen, die sowohl dramatisch als auch von verschiedenen emotionalen Farben durchzogen war. Diese "drei Farben" – Tragik, Komik und Sentimentalität – sollten später die Struktur von Il trittico bilden, auch wenn der Weg dorthin mit vielen Fehlversuchen und Umwegen gesäumt war.
Puccinis Vorstellung von einer Oper, die verschiedene emotionale Farben vereint, wurde durch den Kontakt mit Gorkis Werken angestoßen, doch auch hier wurde er nicht fündig. So wandte er sich schließlich anderen Themen zu, etwa einer Oper nach Victor Hugos Notre Dame de Paris. Doch auch diese Idee blieb unrealisiert.
Der endgültige Durchbruch mit »Il trittico«
Die entscheidende Wendung kam 1912, als Puccini in Paris eine Aufführung von Didier Golds Schauspiel La Houppelande sah. Die düstere, dramatische Atmosphäre dieses Stücks überzeugte ihn, dass er endlich den "tragischen" Stoff gefunden hatte, den er so lange gesucht hatte. Il tabarro, der erste Teil von Il trittico, würde in seiner düsteren Atmosphäre eine Verbindung zu den früheren Entwürfen für das Werk schaffen.
Der zweite Teil, Suor Angelica, und der dritte Teil, Gianni Schicchi, brachten dann die emotionalen Kontraste, die Puccini suchte, perfekt zum Ausdruck. Die Trilogie, die schließlich 1918 in New York ihre Uraufführung erlebte, markierte das Ende einer jahrelangen, faszinierenden Reise durch verschiedene Stoffe und kreative Überlegungen – von der Krim bis zur Bukowina, von Paris bis in ein florentinisches Kloster.
Il trittico zeigt, wie Puccini seine "drei Farben" – Tragik, Humor und Sentimentalität – meisterhaft kombinierte und so ein Werk schuf, das ihn endgültig als einen der größten Opernkomponisten der Geschichte etablierte.