Sieben auf einen Streich

Saison 2024/2025 |

In Erinnerung an den großen Theatermann Otto Schenk sendet die Wiener Staatsoper sieben Tage lang kostenlose Streams seiner Arbeiten.

Otto Schenk war für die Wiener Staatsoper mehr als ein Opernregisseur. Er war eine Institution. Unzählige Erlebnisse, Begegnungen und große Theatermomente verbanden ihn mit dem Haus am Ring, seine Liebe fürs Metier, seine Leidenschaft, sein Wissen und seine künstlerische Ehrlichkeit waren legendär. Mehr als 30 Premieren schenkte er dem Haus, von Mozart bis zur Moderne. In Erinnerung an den großen Theatermann sendet die Wiener Staatsoper sieben Tage lang kostenlose Streams seiner Arbeiten: Täglich eine neue Oper, von Fidelio bis zu den Meistersingern.

»Ich bin ein Detaillist: eine Haltung, ein Gang, die Art, wie sich einer hinsetzt, alles verrät von seiner Biografie mehr als ein Gerede von drei Stunden über das Thema, was er für ein Mensch ist und wo er herkommt. Einer, der in der Nase bohrt, wird keine gute Erziehung genossen haben – das muss man nicht ausführlich besprechen. Die Biografie vermittelt sich im Detail!«
 

Otto Schenks Inszenierungen

vom 24. bis 31. Jänner im Stream

Es ist ein warmes, südliches Licht, in das Otto Schenk seine »Liebestrank«-Inszenierung taucht: Hier wird jene rührende Liebesgeschichte von Adina und Nemorino erzählt, die seit jeher zu Donizettis größten Erfolgen zählt. Seit der Premiere ist die Produktion beim Publikum ein Renner, mit liebevoller Hand zeichnet Otto Schenk die heitere Handlung nach. Zu sehen ist eine Aufführung aus dem Jahr 2022, es singen u.a. Maria Nazarova, Bogdan Volkov, Davide Luciano und Alex Esposito. Dirigent: Gianluca Capuano.

 

Zum Stream

Sie ist die berühmteste Operette der Welt, seit der Uraufführung 1874 in Wien und international ein Hit: Die Fledermaus. Brillant und leicht werden Witz und Lüge gemixt, bürgerliche Fassaden zum Einsturz gebracht. Und musikalisch jagt ein Ohrwurm den nächsten. Otto Schenks Inszenierung gehört seit der Premiere 1979 zur guten Wiener Silvestertradition: Schwungvoll, witzig, immer auf dem Punkt – und immer mit einem scharfen Blick in die Seele der Figuren. Die Aufführung des Jahres 2024 brachte einen neuen, sensationellen Frosch: Michael Niavarani. Weiters zu erleben: Georg Nigl, Hulkar Sabirova, Wolfgang Bankl, Daria Sushkova, Jörg Schneider, Clemens Unterreiner; Dirigent: Bertrand de Billy.

 

zum Stream

Viele sehen in Fidelio – mit dem apotheotischen Schlussjubel, der die Ideale der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit verherrlicht – die Freiheitsoper schlechthin. Visionär zeigt Beethoven, dass Glaube, Liebe, Hoffnung aus dem Kleinen ins Große wirken – und selbst politische Systeme ins Wanken bringen können. Otto Schenks Inszenierung aus dem Jahr 1970 zeichnet das überbordende Glück der Befreiung aus der Unterdrückung durch das einfache, aber ungemein wirkungsvolle Bild einer sich öffnenden Zugbrücke nach. »Es ist ein Jubel, wie er in der Opernliteratur in dieser Länge und Intensität kaum existiert. Bei der Premiere hatten alle Chormitglieder Tränen der Rührung in den Augen«, erzählte der Regisseur später. Die gesendete Aufnahme stammt aus dem Jahr 2016, unter Peter Schneider sangen u.a. Klaus Florian Vogt, Anja Kampe, Evgeny Nikitin und Stephen Milling.

 

Zum Stream

Es gibt exemplarische Produktionen, die den Zauber, das Wesen und den Grundton eines Werkes bis ins letzte Detail einfangen. Eine solche Inszenierung ist die Rosenkavalier-Arbeit von Otto Schenk. Liebevoll erforscht er die Herzensregungen der Figuren, lässt sie ganz Mensch, ganz plastisch sein. Keine Schwarz-Weiß-Bilder, sondern unendlich viele Farben, zwischen Melancholie, stürmischer Verliebtheit und reschem Humor. Dazu mit Carlos Kleiber einer der größten Dirigenten der Operngeschichte sowie eine außergewöhnliche Besetzung –man darf von einer Sternstunde sprechen! In der Aufnahme von 1994 erlebt man u.a. Felicity Lott, Kurt Moll, Anne Sofie von Otter, Gottfried Hornik, Barbara Bonney, Heinz Zednik und Waldemar Kmentt.

 

Zum Stream

Frankreich, rund um die Französische Revolution: Der revolutionär denkende Dichter Andrea Chénier gerät in die Fänge der Schreckensherrschaft Robespierres und wird als Konterrevolutionär verdächtigt. Sein Schicksal ist eng verwoben mit jenem der jungen Adeligen Maddalena Coigny sowie mit jenem des ehemaligen Kammerdieners Gérard: beide Männer lieben Maddalena, sie wiederum Chénier. Am Ende wartet der Tod: Gemeinsam besteigen Andrea Chénier und Maddalena Coigny das Schafott. In der aus 2018 stammenden Aufzeichnung singt Jonas Kaufmann die Partie Dichters und tritt dabei in die Tradition großer Namen wie Bergonzi, Bonisolli, Corelli, Di Stefano, Domingo, Carreras, Pavarotti, Botha: war das Werk doch stets auch eine »Tenor-Oper«. An seiner Seite sind Anja Harteros als Maddalena und Roberto Frontali als sein Widersacher Carlo Gérard zu erleben. Es dirigiert Marco Armiliato.

 

Zum Stream

»Ich habe diese Oper zum ersten Mal gehört, als ich zwölf Jahre alt war, und sie hat mich gefangengenommen und geradezu in Trance versetzt. Plötzlich habe ich gewusst, worum es im Theater mit Musik geht: dass man nämlich die Sorgen der Menschen, die singen, versteht.« So erzählte Otto Schenk über seine erste Begegnung mit den Meistersingern. Das Werk begleitete ihn viele Jahre, 1975 inszenierte er die Wagner-Oper im Haus am Ring, fast 80mal erklang die Produktion. Die musikalische Neueinstudierung im Jahr 2008 unter Christian Thielemann geriet zum grandiosen Erfolg, Namen wie Johan Botha, Falk Struckmann, Ricarda Merbeth, Adrian Eröd und Michael Schade lassen die Herzen der Opernfreundinnen und -freunde höherschlagen.

 

Zum Stream

Mit der Staatsopern-Erstaufführung von Leoš Janáčeks Das schlaue Füchslein im Jahr 2014 kehrte Otto Schenk nach mehr als 25 Jahren als Regisseur einer Neuproduktion an die Wiener Staatsoper zurück. Er sei verliebt in das Stück, schilderte er immer wieder – und alle Beteiligten denken gerne an die kleinen Schauspielmomente im Probenprozess zurück, in denen Otto Schenk die Tiere der Handlung plastisch skizzierte. Erzählt wird die Geschichte einer kleinen Füchsin, die bei Menschen aufwächst, in die Freiheit flieht, im Wald ihr Glück findet – und ihr Leben lassen muss. In verspielten Bildern zeigt Schenk das Leben im Wald und zeichnet lebhafte Tiercharaktere. In der Aufzeichnung aus dem Jahr 2016 sind unter Dirigent Tomáš Netopil u.a. Chen Reiss, Roman Trekel und Hyuna Ko zu erleben.

 

Zum Stream