Mord, Betrug, Gewalt – und Liebe: Die Faszination von »Lady Macbeth«

Saison 2022/2023 |

Dmitri Schostakowitschs Oper Lady Macbeth ist ein faszinierendes Werk voller Kontraste, das Themen wie Gewalt und Sehnsucht behandelt.

Ein historisches Drama der Unterdrückung

Am 28. Januar 1936 befinden sich Dmitri Schostakowitsch und der Cellist Viktor Kubatzkij in Archangelsk auf Gastspielreise. Dort erwirbt Schostakowitsch die Prawda, die offizielle Zeitung des sowjetischen Regimes. Auf der dritten Seite prangt eine besorgniserregende Überschrift: „Chaos statt Musik“. Der Artikel, der sich auf seine erfolgreiche Oper Lady Macbeth von Mzensk bezieht, ist das Ergebnis von Stalins Missfallen nach einem Theaterbesuch. Die harsche Kritik wird schnell zu einem Todesurteil für das Werk und zur Gefahr für Schostakowitsch selbst, der von diesem Moment an um sein Leben fürchten muss.

Der kreative Prozess: Vom ersten Konzept zur Uraufführung

Schostakowitsch, der mit seiner ersten Symphonie (1924) und der Oper Die Nase (1928) bereits große Erfolge feierte, widmete sich in den frühen 1930er Jahren der Arbeit an Lady Macbeth von Mzensk, inspiriert von einer 75 Jahre alten Erzählung von Nikolaj Leskow. Das Werk, das ursprünglich den Auftakt zu einer Trilogie über Frauenschicksale in Russland bilden sollte, wurde in einer Zeit der kreativen Hochphase des Komponisten geschrieben.

Die tragische Geschichte der Katerina

Die Oper erzählt die Geschichte der unglücklichen Katerina, die mit dem gefühlskalten Kaufmann Sinowi verheiratet ist und unter dem Druck ihres tyrannischen Schwiegervaters Boris leidet. Ihre verbotene Liebe zu dem Arbeiter Sergej führt zu einer verhängnisvollen Affäre und tragischen Taten, als die beiden Männer sterben. Katerinas leidenschaftliche, aber tragische Reise spiegelt die Themen von Liebe und Verzweiflung wider und zeigt, wie äußere Umstände die inneren Konflikte beeinflussen.

Eine eindrucksvolle Inszenierung voller Kontraste

Trotz ihrer kontroversen Inhalte bleibt Lady Macbeth von Mzensk bis heute ein Meisterwerk, das mit seiner Vielfalt an musikalischen Stilen und Formen begeistert. Schostakowitschs Fähigkeit, Groteskes und Realistisches zu vereinen, zieht das Publikum in seinen Bann. Matthias Hartmann, der Regisseur der aktuellen Inszenierung an der Wiener Staatsoper, bringt diese Facetten eindrucksvoll zur Geltung und schafft es, die Charaktere mit ihren tiefen Abgründen darzustellen.

In dieser Produktion wird die Rolle der Katerina von Elena Mikhailenko verkörpert, während Andrei Popov als Sinowi und Dmitry Golovnin als Sergej auftreten. Alexander Soddy leitet das Orchester, das die kraftvollen und bewegenden Klänge dieser zeitlosen Oper zum Leben erweckt.

Ein zeitloses Werk über Liebe und menschliche Abgründe

Lady Macbeth von Mzensk ist nicht nur eine Oper über Mord und Betrug, sondern auch eine tiefgründige Erkundung der menschlichen Emotionen und der Umstände, die Liebe und Verzweiflung hervorrufen. Das Werk beleuchtet die komplexen Beziehungen zwischen den Charakteren und die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die ihre Handlungen beeinflussen. Mit ihrer eindringlichen Musik und der facettenreichen Charakterzeichnung bleibt diese Oper ein fesselndes Erlebnis, das an der Wiener Staatsoper neu interpretiert wird und auch in Zukunft das Publikum in ihren Bann ziehen wird.

© Wiener Staatsoper / Michael Pöhn
© Wiener Staatsoper / Michael Pöhn
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