Le Grand Macabre – Analyse des Werkes

Saison 2023/2024 |

»Le Grand Macabre«: György Ligetis Oper zeigt mit Humor, wie menschliche Schwächen selbst den Tod überdauern – eine Satire auf das Ende der Welt.

Die angekündigten Weltuntergänge finden selten statt – Le Grand Macabre jedoch entwirft eine ungeschönte Vision der menschlichen Schwächen und der bevorstehenden Zerstörung. 

In dieser einzigen Oper von György Ligeti prallt der Tod, in Gestalt von Nekrotzar, in ein verfressenes, versoffenes Schlaraffenland, um das Ende der Welt zu verkünden. Doch durch die verführerischen Gelüste des Lebens überwältigt Nekrotzar schließlich selbst die eigenen Schwächen und stirbt. Am Ende erkennen die überlebenden Charaktere, dass sie ihr Leben weiterhin nach den bisherigen Maßstäben führen sollten.

Ein Meisterwerk von György Ligeti

Uraufgeführt 1978 in Stockholm, zählt Le Grand Macabre heute zu den bedeutendsten Werken des Komponisten und ist in vielen internationalen Opernhäusern fest im Repertoire verankert. Ligeti setzt in diesem Werk auf eine ironische Distanz, Verfremdung und eine doppeldeutige Erzählweise, in der der Ernst humoristisch und das Komische todernst genommen wird. Die Oper thematisiert die Notwendigkeit, die Angst zu überwinden und den Triumph des Eros zu erleben.

Inspirationen und Einflüsse

Le Grand Macabre basiert auf dem Theaterstück La Balade du Grand Macabre des belgischen Autors Michel de Ghelderode. Ligeti kombinierte in seinem Werk eine Vielzahl von künstlerischen Einflüssen, darunter die Werke von Kafka, Jarry, Goethe, die mittelalterlichen Mysterienspiele und die Pop-Art. Die Charaktere und Szenen sind bewusst vereinfacht und unpsychologisch, was der Oper eine sinnliche und fast comicartige Ausstrahlung verleiht.

Ungewöhnliche Orchestrierung und Klangwelt

Musikalisch beeindruckt Ligeti mit einer besonders ungewöhnlichen Orchestrierung. Neben einer kleinen Streicherbesetzung kommen auch Instrumente wie Basstrompete, Mundharmonika, Trillerpfeifen, Türklingeln und Autohupen zum Einsatz. Diese Klangwelt unterstützt die Darstellung einer chaotischen und unkontrollierbaren Welt. Darüber hinaus bezieht sich Ligeti auf europäische Kunstmusiktraditionen und integriert Einflüsse von brasilianischem Samba, andalusischem Flamenco und ungarischem Verbunkos.

Struktur und Revision der Oper

Die Struktur der Oper folgt einer Großform: die ersten drei Akte als lange Abschnitte (Stollen), das vierte Bild als kürzerer Abgesang. Ligeti unterzog das Werk 1996 einer Revision, bei der er die gesprochenen Texte reduzierte und die Instrumentierung teilweise anpasste. Diese überarbeitete Fassung wird auch bei der Staatsopern-Erstaufführung zu hören sein.

© Wiener Staatoper / Michael Pöhn
© Wiener Staatoper / Michael Pöhn