Historischen Kontext und Handlung zu »Il ritorno d’Ulisse in patria«
Saison 2022/2023 |
Historischer Kontext
Der Weg des Ulisse auf die modernen Opernbühnen war alles andere als geradlinig. Seit seiner Uraufführung 1640 verschwand das Werk aus dem Repertoire und wurde erst im 20. Jahrhundert dank der Forschungen von Musikhistorikern wie August Wilhelm Ambros und Wolfgang Osthoff wiederentdeckt. Inszenierungen im 20. Jahrhundert, besonders Jean-Pierre Ponnelles legendärer Zürcher Monteverdi-Zyklus der 1970er Jahre, führten das Werk schließlich international zurück in die Opernhäuser.
Monteverdis Oper erzählt die Heimkehr des Odysseus nach Ithaka und stellt dabei das Thema der menschlichen Zerbrechlichkeit in den Mittelpunkt. Der Prolog inszeniert die menschliche Ausgeliefertheit an die Kräfte der Zeit, des Zufalls und der Liebe. Dieses Thema wird in der aktuellen Inszenierung von Jossi Wieler, Sergio Morabito und Anna Viebrock auf innovative Weise dargestellt. Mit einer offenen, durchlässigen und detailreichen Theatersprache schaffen sie eine Bühne, die Monteverdis einfühlsamen Blick auf die menschliche Natur widerspiegelt.
Handlung
Prolog
Die menschliche Zerbrechlichkeit ist der Zeit, dem Zufall und der Liebe ausgesetzt.
1. Teil
In Ithaka wartet Penelope seit zwanzig Jahren auf die Rückkehr ihres Mannes Ulisse, der nach dem Trojanischen Krieg verschollen ist. Ericlea, Ulisses alte Amme, glaubt fest an seine Rückkehr.
Die Magd Melanto hat sich in Eurimaco, einen der Freier Penelopes, verliebt. Eurimaco verlangt von ihr, Penelopes »diamantenes Herz« wieder für die Liebe zu öffnen.
Gegen Neptuns Verbot haben die Phäaken seinen Todfeind Ulisse nach Ithaka gebracht. Neptun prangert die menschliche Freiheit an, die Götter- und Schicksals- glaube eine Absage erteilt. Jupiter gestattet Neptun, sich an den Phäaken zu rächen.
Ulisse erwacht in Ithaka, ohne seine Heimat wiederzuerkennen. Er flucht dem Schlaf, sich selbst und den vermeintlich treulosen Phäaken.
Die Göttin Minerva erscheint. Um nach dem Sturz Trojas ihr Rachewerk zu vollenden, will sie Ulisse wieder als Herrscher von Ithaka einsetzen. Sie weiht ihn in ihren Plan ein.
Melanto malt Penelope die Freuden der Liebe aus.
Eumete wirft Iro, der die Zeche nicht bezahlen kann, aus seiner Taverne. Der gealterte Ulisse kehrt in die Taverne ein. Er wird von Eumete nicht erkannt.
Minerva entführt Ulisses und Penelopes Sohn Telemaco von Sparta nach Ithaka und konfrontiert ihn mit seinem Vater, den er nie kennenlernen konnte.
Die drei Freier Antinoo, Eurimaco und Pisandro bedrängen Penelope.
Eumete berichtet von der Ankunft Telemacos und der möglicherweise bevorstehenden Rückkehr Ulisses. Die Freier beschließen, eine neue Eheschließung Penelopes mit großzügigen Geschenken voranzutreiben.
Minerva entwirft den Schlachtplan zur Abrechnung Ulisses mit den Freiern.
2. Teil
Telemaco peinigt seine Mutter mit einer Liebeserklärung an die schöne Helena, die am Trojanischen Krieg Mitschuld trägt.
In Eumetes Taverne kommt es zu einem Kräftemessen zwischen dem unerkannten Ulisse und Iro.
Die Freier präsentieren ihre Geschenke für Penelope. Penelope revanchiert sich mit der Aufforderung zu einer Bogenprobe: Wer Ulisses Bogen zu spannen vermag, soll sein Reich und seine Frau erhalten.
Die drei Freier scheitern. Ulisse spannt mit Hilfe der Götter den Bogen und ermordet mit ihm die drei Freier. Iro bringt sich selbst um.
Penelope weigert sich, in dem Mörder ihren Mann wiederzuerkennen.
Minerva, Juno und Jupiter bewegen Neptun, seiner Rache an Ulisse zu entsagen. Sie demonstrieren dadurch den Sterblichen, dass erzürnte Götter durch Gebete zu besänftigen sind.
Penelope spürt in dem ihr Fremden einen Funken jenes Ulisse glühen, der sie vor zwanzig Jahren verließ, um in den Krieg zu ziehen.