Hamburger Ballettstar in Wien

Saison 2024/2025 |

Edvin Revazov, Erster Solotänzer beim Hamburg Ballett, tanzt Armand Duval an der Seite von Olga Esina als Marguerite Gautier in »Die Kameliendame«.

© Wiener Staatsoper
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Im Gespräch mit Nastasja Fischer, Dramaturgin des Wiener Staatsballetts, spricht Edvin Revazov über sein Hausdebüt und die damit verbundenen Vorbereitungen.

Wie haben Sie sich der Kameliendame und Rolle des Armand Duval genähert, als Sie sie zum ersten Mal getanzt haben?

Zuerst habe ich die Geschichte recherchiert, den Roman von Alexandre Dumas d. J. gelesen und verschiedene Verfilmungen angesehen. Das half mir, eine allgemeine Vorstellung von der Figur zu bekommen. Aber die eigentliche Arbeit fand im Studio statt. Ich hatte das unglaubliche Glück, Kevin Haigen als meinen Coach zu haben. Als John Neumeier 1981 Die Kameliendame für das Hamburg Ballett überarbeitete, studierte er alle drei Pas de deux mit Kevin Haigen ein und formte die Figur so, wie wir sie heute kennen. Der wichtigste Teil meiner Vorbereitung war natürlich die direkte Zusammenarbeit mit John Neumeier. Sein Rat war von unschätzbarem Wert. Er half mir, meine Interpretation der Figur zu gestalten, und gab Einblicke, die nur er geben konnte. Das Besondere ist, dass er diese Rollen immer für jedes Paar, mit dem er arbeitet, personalisiert. John hat ein unglaubliches Talent, Emotionen aus einem Tänzer herauszuholen, Emotionen, von denen man gar nicht wusste, dass man sie hat.

Was bedeutet es für Sie, das Ballett Die Kameliendame zu tanzen?

Es ist ein Prozess. Die erste Aufführung ist ein Anfang und jedes Mal, wenn man die Chance hat, die Rolle neu zu erforschen, versteht man sie besser und erlebt sie frisch, anstatt das zu wiederholen, was man beim letzten Mal gemacht hat. Die Kameliendame ist für immer ein Geschenk für mich. Ich tanze diese Rolle seit vielen Jahren an verschiedenen Theatern, und es gibt stets etwas Neues zu entdecken. Die Figur des Armand Duval ist von John so unglaublich strukturiert, dass sie einen vom Anfang bis zum Ende des Balletts auf eine Reise mitnimmt. Es gibt keine Momente, in denen man über die Haltung der Arme nachdenkt oder versucht, die perfekte Position zu finden; es geht einzig und allein darum, präsent zu sein und die Figur mit jeder Faser seines Seins zu verkörpern. Armand Duval zu tanzen ist eine der seltenen Gelegenheiten, sich selbst nicht von außen zu betrachten und darüber nachzudenken, wie eine Pose auszusehen hat, sondern einfach zu sein. Natürlich erst, nachdem man stundenlang im Studio an der Präzision der Choreographie und der Schritte gearbeitet hat.

Freuen Sie sich darauf, mit dem Wiener Staatsballett und Olga Esina als Marguerite Gautier aufzutreten?

Es ist ein Privileg, in diesem historischen Opernhaus, in dem bereits so viele legendäre Künstlerinnen und Künstler aufgetreten sind, zu tanzen. Mit Olga Esina zu arbeiten ist ein absolutes Vergnügen. Sie ist eine wunderbare Künstlerin, die mit einer Ehrlichkeit die Figur der Marguerite verstehen und jede Situation im Ballett und deren Bedeutung für Marguerite begreifen will. Das Interessante, dieses Ballett mit einer neuen Partnerin einzustudieren, ist, dass man nicht einfach das wiederholt, was man mit jemand anderem vorher gemacht hat, sondern dass man gemeinsam im Studio eine neue »Beziehung« erforschen kann. Jede Partnerschaft hat ihre eigene, einzigartige Dynamik, und diese Erkundung bringt eine neue Ebene in jede Vorstellung. Ich bin sehr glücklich und aufgeregt, diese neue »Beziehung« mit Olga an der Wiener Staatsoper auf die Bühne zu bringen.