Macbeth: Ein Wendepunkt in der Operngeschichte
Saison 2020/2021 |
Inspiration durch literarische Klassiker
Bereits in frühen Werken suchte Verdi seine Themen bei literarischen Größen wie Hugo, Byron, Schiller und Voltaire. Diese Vorlagen boten nicht nur anspruchsvolle Geschichten, sondern auch die Möglichkeit, verschiedene Erzähl- und Dramaturgiemodelle zu erkunden. Mit Macbeth näherte sich Verdi erstmals William Shakespeare an, dessen Dramen er seit seiner Jugend schätzte. Als ihn Alessandro Lanari 1847 um eine neue Oper bat, fiel die Wahl auf Macbeth – ein Stoff, der Verdis Faszination für das Fantastische und Mystische erfüllte. Verdi erklärte in einem Brief an Lanari, dass der Inhalt nicht politisch oder religiös sei, sondern von mystischem Zauber geprägt.
Eine Oper von neuer Ausdruckskraft
Verdi wollte mit Macbeth mehr als eine düstere Geschichte erzählen; er suchte nach einer „neuen Richtung“. Sein Ziel war ein Werk mit kraftvollem, emotionalem Ausdruck, der nicht nur auf Schönklang, sondern auf die Wahrheit des musikalischen Ausdrucks ausgerichtet war. Das zeigt sich in den dynamischen Feinheiten der Partitur, die besonders im Bereich des Leisen und fast Unhörbaren innovativ sind. Macbeth wurde 1847 uraufgeführt und zwei Jahrzehnte später für eine Pariser Aufführung überarbeitet.
Macbeths Premiere in Wien und weitere Inszenierungen
In Wien wurde Macbeth erst 1933 im Zuge der Verdi-Renaissance entdeckt und aufgeführt. Seitdem gab es sieben Produktionen, die insgesamt weniger als 120 Aufführungen zählten. Nun erlebt die Staatsoper ihre achte Neuproduktion unter der musikalischen Leitung von Philippe Jordan und der Regie von Barrie Kosky. Kosky, der
Anna Netrebko als Lady Macbeth
Große Aufmerksamkeit gilt der Sängerin Anna Netrebko, die erstmals in Wien die Rolle der Lady Macbeth interpretiert – eine Rolle, mit der sie bereits an der New Yorker Met, in London und Berlin begeistert hat. Netrebko beschreibt Lady Macbeth als eine „düstere, dunkle und komplizierte“ Figur, deren Ehrgeiz und Machtdrang am Ende in eine tragische Verwirrung münden. Begleitet wird sie von den Solisten Freddie De Tommaso und Roberto Tagliavini, die die hochkarätige Besetzung vervollständigen.