Ein Abschied von einem musikalischen Meister und einer ganzen Ära

Saison 2024/2025 |

Giacomo Puccini, einer der Größten im Opernolymp starb vor 100 Jahren. Eine Wiener Spurensuche.

Am 29. November 1924 erschüttert die Nachricht vom Tod Giacomo Puccinis die Welt. Pietro Mascagni, Komponist und Freund des Verstorbenen, drückt in den Wiener Nachrichten seine Trauer aus: „Die Kunst der ganzen Welt ist in Trauer, weil sie den Schöpfer so vieler Melodien verliert, die die ganze gebildete Welt entzückt haben.“ In Wien, einer Stadt, die Puccini besonders liebte, wird sein Tod mit einer Welle von Erinnerungen und Ehrungen begleitet.

Puccinis Beziehung zu Wien: Eine tiefe Bewunderung

Puccini verband eine besondere Beziehung zu Wien. 1923, ein Jahr vor seinem letzten Besuch, äußerte er: „Ich glaube, dass Wien immer noch die führende Stadt der Welt ist – mit großartigen Orchestern, fantastischen Chören und einem Opernhaus von allererstem Rang.“ Der Komponist schätzte das kulturelle Angebot und die Anerkennung, die ihm in der Stadt entgegengebracht wurde. Trotz seiner Introvertiertheit nahm er regelmäßig an gesellschaftlichen Ereignissen teil und ließ sich sogar von Salon zu Salon weiterreichen. Besonders fasziniert war er von der Musik, auch von der von Richard Wagner und Richard Strauss.

Puccinis Werk und seine unvergängliche Bedeutung

Der Tod Puccinis markiert jedoch nicht nur das Ende eines musikalischen Genies, sondern auch den Abschied von einer ganzen Epoche der Musikgeschichte. Elsa Bienenfeld, eine bedeutende Kritikerin der Zeit, beschreibt Puccinis Opern als „die Sonne des Südens“, die „das Theater durchglüht“ und den modernen Menschen mit der „Frühlingspracht der blühenden Melodie“ beschenkt. Die Wiener Staatsoper gedenkt ihm mit einem besonderen Konzert, bei dem neben Mozarts Requiem auch Puccinis Suor Angelica zu hören ist.

Puccinis Einfluss auf die Wiener Opernwelt

Bereits 1897 wird Puccinis La Bohème erstmals in Wien aufgeführt. Trotz anfänglicher Skepsis, insbesondere von Wiener Kritikern wie Eduard Hanslick, wird das Werk ein großer Erfolg. Auch die Wiener Hofoper zögert zunächst, Puccini auf den Spielplan zu setzen, aber unter der Leitung von Gustav Mahler wird La Bohème 1903 am Haus am Ring eingeführt. Mahler, obwohl kein besonders großer Bewunderer von Puccinis Musik, verstand den kulturellen Wert des Komponisten und trug maßgeblich dazu bei, Puccinis Werke in Wien zu etablieren.

Puccinis Werke wie Tosca, Madama Butterfly und Manon Lescaut wurden in der Wiener Hofoper zu Ecksteinen des Repertoires und fanden bald ihren festen Platz im Wiener Opernalltag. Während seiner Aufenthalte in Wien war Puccini oft persönlich bei Proben anwesend, was seine tiefe Verbundenheit mit der Wiener Theatertradition zeigt.

Puccinis musikalisches Erbe und seine unsterbliche Präsenz

Heute, hundert Jahre nach seinem Tod, sind Puccinis Opern weiterhin ein zentraler Bestandteil des Repertoires der Wiener Staatsoper. Klassiker wie Tosca und La Bohème werden regelmäßig aufgeführt, und auch Werke wie Madama Butterfly, Turandot und Manon Lescaut sind fester Bestandteil der modernen Inszenierungen. Puccini hat sich als eine der tragenden Säulen des Opernrepertoires erwiesen, dessen Werke auch heute noch Operndirektoren und Publikum gleichermaßen begeistern.

Ein unvergängliches Theatererbe

Elsa Bienenfeld fasste es 1924 treffend zusammen: „Puccini ist das Glück und der Segen sämtlicher Operndirektoren geworden, die keinen Spielplan machen könnten, wenn die betörenden, unwiderstehlichen Opern Puccinis ihnen genommen würden.“ Puccinis Musik ist und bleibt ein unverzichtbarer Teil der Operngeschichte – und sein Erbe lebt weiter in den Sälen der Wiener Staatsoper.