Ein Instrument im Fokus

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Violine Antonio Stradivari, Cremona, 1709, »ex Hämmerle«, gespielt von Konzertmeisterin Albena Danailova.

Zum Erfolg einer Opernproduktion braucht es viele Stimmen. Dazu zählen auch die Streichinstrumente, die aus dem Orchestergraben erklingen. Eines dieser Instrumente ist die Violine Antonio Stradivari, Cremona, 1709, »ex Hämmerle«, gespielt von der Konzertmeisterin der Wiener Philharmoniker, Albena Danailova. Die Geige ist eine Leihgabe aus der Sammlung historischer Streichinstrumente der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB).

Bereits Anfang der 1990er Jahre erwarb die OeNB dieses Instrument für ihre im Jahr 1989 neu begründete Sammlung. Auch wenn diese sehr wohl als Wertanlage betrachtet werden kann, herrschte in den Gremien der OeNB von Anfang an die feste Überzeugung, dass die erworbenen Instrumente nicht in den Tresoren aufzubewahren sind, sondern weiterhin bespielt und gehört werden müssen! Seit über 300 Jahren fasziniert die Violine Antonio Stradivari »ex Hämmerle« nicht nur mit ihren idealen Formen – handelt es sich doch um eine Schöpfung aus Stradivaris »goldener Periode« –, sondern auch durch ihren besonderen Klang. Seit 2017 spielt Albena Danailova diese Violine und eröffnete im Gespräch mit Chiara Galbusera, Kuratorin der Sammlung historischer Streichinstrumente der OeNB, einen Blick auf ihre besondere Beziehung zu dieser einzigartigen Violine.

Frau Danailova, wie war Ihre erste Begegnung mit der Geige?

Die »ex Hämmerle« kannte ich schon: Sie war vorher in den Händen von zwei Konzertmeistern und Kollegen, Werner Hink und später Rainer Honeck. Als Rainer Küchl, ebenfalls Konzertmeister, in Pension ging, entschloss sich Rainer Honeck, die Geige, die Herr Küchl spielte [die Stradivari »ex Chachonne« ebenfalls aus der OeNB-Sammlung, Anm. d. Red.], zu übernehmen. Und so hatte ich die Gelegenheit, die »ex Hämmerle« zu spielen. Sie klang auch in fremden Händen wunderbar, und ich war sehr gespannt, wie sie in meinen Händen klingen würde. Es ist ja bekannt, dass diese alten Instrumente sehr sensibel auf die Person reagieren, die sie spielt. Ich hatte zwar schon Erfahrung mit dieser Art von Instrumenten, aber man kann sich immer wieder auf Ausdrucks­formen freuen, die mit einem anderen Instrument vielleicht nicht möglich wären. Zum Beispiel in den Nuancen oder wie man den Klang zum Leuchten bringt. Und das war auf diesem Instrument besser und einfacher.

Können Sie uns etwas über den Klang der Geige erzählen? Wie würden Sie ihn beschreiben?

Die Geige ist ein typisches Beispiel aus der goldenen Periode von Stradivari, weil sie so golden klingt, offen, ausgeglichen und sogar bekömmlich. Sie ist sehr adaptiv: Sie hat sich gut an jede*n Musiker*in angepasst. Man kann sagen, dass sie immer ihre Ausstrahlung behält, auch wenn sie ihren Charakter ein wenig verändert.

Gibt es nach so vielen Jahren mit der Geige noch Überraschungen?

Ich bin immer wieder überrascht, wie gut die Geige in jeder Akustik klingt. Das hat sicher mit der Person zu tun, die sie spielt, aber nicht nur. Das Instrument gibt in jeder Akustik das Beste und trägt in jedem Raum. Da ich mich auf den Klang verlassen kann und nie mit dem Instrument »kämpfen« muss, kann ich mich ganz auf die Musik konzentrieren.

Was bedeutet die Geige für Sie?

Ich liebe sie, es ist eine langjährige Beziehung, sie ist wie ein Mensch, wie eine Freundin. Sie ist die Verlängerung meiner inneren Stimme. Ich kann mich ausdrücken, ohne Worte zu benutzen. Der Klang, den sie mir gibt, bringt mich auf neue Ideen, wie ich mich noch besser ausdrücken kann. Sie ist wirklich ein Teil von mir geworden.