Die magische Welt der Requisite – ein Einblick in »Salome«
Saison 2022/2023 |
Wer die Möglichkeit hat, die märchenhaften Magazine der Requisite zu betreten, wird aus dem Staunen nicht herauskommen. Diese Räume sind mit den vielfältigsten Gegenständen gefüllt, darunter Gefäße aller Art, Musikinstrumenten-Attrappen, Fahnen, Körbe, täuschend echt aussehende Torten, Obst, Waffen, in die Jahre gekommene Rüstungsteile aus weichem Kunststoff, Spazierstöcke, Münzen, Schmuck, gigantische Rosenkränze, Gürtel und Besen. Die berühmten Wunderkammern der Renaissance verblassen angesichts dieses Angebots. Und das ist nur ein Bruchteil des Vorhandenen; vieles liegt gemeinsam mit den Bühnenbildern in Depots außerhalb von Wien.
Generelle Informationen zur Requisite
Die Abteilung, die über diese Schätze wacht, besteht aus 15 Requisiteuren. Sie ordnen die Gegenstände und stellen sicher, dass sie während der Proben und Vorstellungen passgenau in die Szenen integriert werden. Die Solisten finden so das Gewünschte am richtigen Ort und zum richtigen Zeitpunkt. Für die fünf- bis sechswochenlangen Proben einer Neuproduktion werden jeweils zwei Kollegen bestimmt, die von der Konzeptpräsentation bis zur Premiere das Werden der Inszenierung begleiten und alles Notwendige dokumentieren. Dies geschieht sowohl auf der großen Probebühne im Arsenal als auch auf kleineren Bühnen im Haus selbst und natürlich auf der Hauptbühne. Nach der ersten Vorstellung geht das jeweilige Stück dann in die Verantwortung aller Mitarbeiter über, die je nach Dienstplan zuständig sind.
Am Ende einer Probe oder Aufführung müssen die zahlreichen Requisiten sorgfältig eingesammelt und ordentlich verwahrt werden, um sie spielbereit zu halten. Nach einer abgespielten Serie wandern die meisten Gegenstände in die oben erwähnten Depots, einige finden jedoch auch in weiteren Produktionen Verwendung und bleiben somit im Haus greifbar.
Hat sich schon jemand in der Abteilung den Spaß erlaubt, die genaue Zahl aller Requisiten zu erfassen? Sie müsste ins Unermessliche gehen!
»Salome« im Detail: Die Kunst der Requisiten in der Produktion
Ein Beispiel ist die Salome-Neuproduktion, für die Werner Schindlauer und sein Kollege zuständig sind. Im Mittelpunkt steht der große Tisch, an dem Herodes’ Festgesellschaft tafelt, sowie die kleinen Beistelltische für die Dienerschaft. „Zunächst müssen 17 üppig ausgestattete Gedecke bereitgestellt werden – man ist gewissermaßen schon beim Dessert angelangt, was durch entsprechende Kuchenimitate auf den Tellern unterstrichen wird“, erklärt Schindlauer. „Für die Jochanaan-Salome-Szene wird das Bankett durch eine schwarze Box verdeckt, die vom Schnürboden herunterfährt, sodass wir ungesehen umbauen können. Wenn der Tisch wieder sichtbar wird, sind bereits Obst und Rotwein aufgetragen.“
Apropos Wein: Da sich der Salome-Tanz um und auf dem Tisch ereignet, werden die (Kunststoff-)Gläser ausnahmsweise nicht mit den üblichen nicht-alkoholischen Säften gefüllt. Stattdessen sind sie von innen mit einer Spezialfarbe bemalt, die aus der Entfernung den Eindruck von halbgefüllten Trinkbehältern vermittelt. „Dass es im Laufe der Handlung zu einem Getränkewechsel kommt, ist nicht von ungefähr: Die Farbe des Rotweins korrespondiert wunderbar mit der allgemeinen Lichtstimmung des Schlusses und dem Blut der Ermordeten“, fügt Werner Schindlauer hinzu und verweist auf dieses atmosphärische Detail.
Die einzelnen Requisiten einer Produktion erhalten erst während der Probenzeit ihr endgültiges Gesicht, da vieles erst beim Stellen der Szenen definiert werden kann. Die Beschaffung der Requisiten ist aufgeteilt: Die Dekorationsabteilung besorgt die meisten, während die sogenannten Verbrauchsrequisiten – wie frische Weintrauben, Luftballons, Säfte und Rasierschaum – von den Requisiteuren eingekauft werden.