Der Geruch des Waldes

Saison 2024/2025 |

Francis Kurkdjian kreiert exklusive Düfte in Paris und verleiht an der Wiener Staatsoper erneut einer Inszenierung von Cyril Teste einen Geruch.

Anlässlich der Salome-Premiere, mit der er sein Regiedebüt an der Wiener Staatsoper gab, beschrieb Kurkdjian seinen Weg von der Parfümkreation in die Kunst so:

»Bei manchen Gefühlen – Schmerz oder Trauer, alles, was mit dem Tod zu tun hat – ist es unangemessen, sie in einem Parfüm auszudrücken. Nachdem ich das verstanden hatte, begann ich, mit Künstlerinnen und Künstlern zusammenzuarbeiten. So kann ich das konventionelle Konzept von Duft hinterfragen und auch in meiner Arbeit das ganze Spektrum von Emotionen erkunden, unkonventionell denken und Risiken eingehen.«

Seit mehr als 20 Jahren arbeitet Francis Kurkdjian mit Künstlerinnen und Künstlern zusammen: mit der Konzept- und Medienkünstlerin Sophie Calle, dem Installationskünstler Hratch Arbach und der Komponistin Sivan Eldar und immer wieder mit Cyril Teste. Kurkdjian kreiert dabei Gerüche als Erweiterung oder Veranschaulichung der szenischen Dimension, wie den schweren, moschusartigen Duft, der in Cyril Testes Salome-Inszenierung (2023) den »Tanz der sieben Schleier« olfaktorisch erweiterte. Bei dieser Produktion wird der Duftstoff direkt in die Lüftungsanlage eingebracht. Für die Neuproduktion von Bellinis Norma (Premiere am 22. Februar 2025) haben Regisseur und Parfümeur einen anderen Weg gewählt: Dem Programmbuch wird dieses Mal eine »Duftkarte« beiliegen.

Und wie riecht Norma? Bei der Matinee zur Neuproduktion erklärte Regisseur Cyril Teste, der zentrale Geruch in Norma sei für ihn der der Natur. Es gehe darum, den Duft, den Geruch des Waldes in den Kontext der Inszenierung zu bringen. So wie eine Heilerin oder Schamanin wie Norma auch Duftstoffe im Ritual einsetzen würde. Durch die Duftkarte, so Cyril Teste, verlässt der Odeur von Norma aber auch den Zuschauerraum.

»Mit der Karte nimmt man auch den Geruch des Waldes mit sich nach Hause.«