Über das Werk
Bei einem Fest verlieben sich Roméo Montaigu und Juliette Capulet ineinander.
Da die beiden Familien aufs Blut verfeindet sind, muss diese Liebe und auch die bald stattfindende Hochzeit geheim bleiben. Da Juliette von ihrem nichtsahnenden Vater verheiratet werden soll, nimmt sie ein Mittel, das sie in einen todähnlichen Schlaf versetzt. Die Scheintote wird in der Gruft beigesetzt. Roméo der sie für tot hält, nimmt an ihrem Grab einen Giftrank. Als die erwachende Juliette ihren sterbenden Mann vor sich sieht, ersticht sie sich.
Handlung
Roméo, ein Mitglied der mit den Capulets verfeindeten Familie der Montaigus, besucht in heimlicher Verkleidung ein Fest der Capulets.
Dort begegnet er Juliette, der Tochter des Hauses, und verliebt sich in sie. Im Garten, unter Juliettes Balkon, gesteht er ihr seine Liebe, die von ihr erwidert wird. Sie beschließen, zu heiraten. Pater Laurent vollzieht die geheime Trauung, weil er sich dadurch eine Aussöhnung der beiden Familien erhofft. Doch kurz danach kommt es auf den Straßen von Verona abermals zum Streit. Juliettes Cousin Tybalt fordert Roméo zum Kampf, den dieser zunächst nicht annimmt.
Doch als Tybalt Roméos Verwandten und Freund Mercutio tödlich verletzt, greift auch er zur Waffe und ersticht Tybalt. Vom Fürsten von Verona wird er daraufhin verbannt. Noch einmal sucht Roméo heimlich Juliette auf, um von ihr Abschied zu nehmen. In Anwesenheit von Pater Laurent verkündet Capulet am nächsten Morgen seiner Tochter, dass sie Paris heiraten müsse. Doch Pater Laurent gibt ihr einen Schlaftrunk, der sie in einen scheintoten Zustand versetzt.
Während der Hochzeitsfeierlichkeiten bricht Juliette zusammen und wird daraufhin in der Familiengruft beigesetzt. Die Nachricht, dass es sich nur um einen Scheintod handelt, erreicht Roméo allerdings nicht. Er glaubt Juliette tot, dringt in die Gruft der Capulets ein und nimmt Gift. Da erwacht Juliette, den sterbenden Roméo an ihrer Seite. Als sie begreift, was vorgefallen ist, ersicht sie sich.
Einmal bewusst kein Bühnenbild, sondern eine Lichtarchitektur: Hochkomplex, überwältigend und sich unentwegt verwandelnd. Dass die Wiener Staatsoper diesen Weg der szenischen Realisation gerade bei Gounods Roméo et Juliette beschritt, kam nicht von ungefähr. Gounods lyrische Erzählweise des berühmten Shakespeare-Stoffes, seine Fokussierung auf die emotionale Innenschau der Akteure, traf sich mit der Idee einer lichtgestützten Übersetzung der Partitur ins Optische. Und so werden hier alle in der Musik geschilderten Gefühle, jede situative atmosphärische Veränderung auf ungewohnte Weise atmosphärisch erfahrbar gemacht.
Der Komponist, der das Werke als Drame lyriche bezeichnete, hat bewusst auf allzu viele plakative Massenszenen verzichtet. Ihm war das Private der Akteure, die persönlichen Gefühle, die Beziehungen zwischen den Charakteren wichtig. Aus diesem Grund stehen die vier Duette der beiden Liebenden Roméo und Juliette im Zentrum, um die sich der Rest der Handlung aufbaut. Wie ein roter Faden ziehen sich zudem verschiedene Erinnerungs- und Liebesmotive durch das Werk, die als musikalische Klammer wirken und an den Schlüsselstellen zu hören sind.
Roméo et Juliette existierte in mehreren Versionen. Warum? Im 19. Jahrhundert gab es für jedes Opernhaus in Paris strenge Kriterien, wie das aufzuführende Werk formal aufgebaut sein musste. Wenn ein Werk von einem Haus in ein anderes übernommen wurde, musste der Komponist daher entsprechend umarbeiten. So geschah das auch im Falle von Roméo et Juliette. An der Wiener Staatsoper wird die letztgültige, traditionell gezeigte Fassung aufgeführt.