Über das Werk
Der Männerbund der Gralsritter ist in die Krise geraten. Denn immer wieder desertieren Ritter in das Gegenreich des Zauberers Klingsor, der vom Kreis der Ritter zuvor zurückgewiesen worden war.
Mit Hilfe von verführerischen Frauen, allen voran Kundry, gelingt es diesem, die Ritter zu Fall zu bringen. Sogar Gralskönig Amfortas kann er so zu einem Fehltritt verleiten. Er entwendet ihm seinen heiligen Speer und schlag ihm eine unheilbare Wunde. Dadurch ist Amfortas seine rituelle Pflicht der Gralsenthüllung zur Tortur geworden. Einzig einem reinen Toren ist es bestimmt, den Sündenfall des Gralskönig rückgängig zu machen und seine verheerenden Folgen aufzuheben.
Handlung
Die Handlung spielt in der Zeit der christlichen reconquista auf der teilweise arabisch besetzten spanischen Halbinsel.
Der dort wirkende Männerbund der Gralsritter ist in die Krise geraten. Denn immer wieder desertieren Ritter in das Gegenreich des Zauberers Klingsor, der sich in seinem Streben nach sexueller Askese selbst entmannt hatte und vom Kreis der Ritter zuvor zurückgewiesen worden war.
Seine Kastration gab Klingsor die Macht, Frauen zu beherrschen. Diese setzt er nun ein, um die keuschen christlichen Ritter zu Fall zu bringen. Sogar den Gralskönig Amfortas konnte er zu einem Fehltritt verleiten, bei dem er ihm seinen heiligen Speer entwendete und eine unheilbare Wunde schlug. Dadurch ist Amfortas seine rituelle Pflicht der Gralsenthüllung zur Tortur geworden, die er nur noch unter dem Druck seines »im Grabe lebenden« Vaters vollzieht und nach dessen Tod gänzlich verweigert.
Einzig einem »reinen Toren« ist es bestimmt, den Sündenfall des Gralskönigs rückgängig zu machen und seine verheerenden Folgen aufzuheben. Eine entscheidende Rolle bei diesem Erlösungswerk kommt einer rätselhaften Frau zu, die unter verschiedenen Identitäten sowohl auf dem Gebiet der Gralsburg als auch in Klingsors Zauberschloss unterwegs ist.
Es ist Wagners kompositorische und dramaturgische Erinnerungsperspektive im Parsifal, aus der ich meine szenische Konzeption entwickelt habe: Ein erwachsener Mann meines Alters erinnert sich an den jungen Mann, fast noch den Burschen, der er einmal war. Wagners Musik geht bei uns aus der inneren Bewegung des Protagonisten hervor und steht im Kontext einer szenischen Versuchsanordnung. Parsifal wird von seinen Erinnerungen eingeholt oder übermannt, manchmal verirrt er sich in ihnen. Er entdeckt Verdrängtes. Die nicht nur zeitliche Zäsur zwischen den ersten beiden und dem dritten Akt hat mich dazu geführt, die Geschichte von dem gereiften Parsifal gleichsam in einer Rückblende erzählen zu lassen, die uns durch das Geschehen der ersten beiden Akte führt, bis wir im 3. Akt in der Gegenwart des Erzählers angekommen sind. In allen drei Akten kommt es zu einer in meinem Verständnis sakralen oder auch mystischen Begegnung zwischen dem damaligen und dem heutigen Parsifal. Wichtig ist mir zu betonen, dass ich einen poetischen Erinnerungsraum geschaffen habe, in dem es – genau wie in unserer Erinnerung auch – Widersprüche geben kann und in dem sich verschiedene Ebenen überlagern oder wie in einer Überblendung ablösen können. (Kirill Serebrennikov)
Wir empfehlen den Besuch dieser Produktion ab 14 Jahren.
Für die weitgehend intuitive Verständlichkeit seiner Motive sorgt Wagner einmal mehr durch reichhaltiges Zitieren aus dem Toposschatz der europäischen Musik: Das Abendmahlsthema gemahnt an die Klangsphäre des Chorals; der Blechbläserklang von Grals- und Parsifal-Motiv steht für die Herrschaftsdisposition ein, wobei die Tonsprünge, Punktierungen und quirlige Rhythmik des zweiten unbekümmerte Naivität darstellen. Darüber hinaus vollziehen die äußerst flexibel behandelten Motive auch die inneren und äußeren Verwandlungen mit. Besonders das Parsifal-Thema wird in Einheit mit dem Reifungsprozess des Helfen vielfach umgestaltet, bis es zuletzt königlich daherkommt.(Melanie Wald-Fuhrmann)
Wagner selbst hatte einen eher nüchternen Begriff von Weihe, wie zumindest sein Aufsatz Das Bühnenweihfestspiel in Bayreuth 1882, ein Rückblick auf die Festspiele des Jahres 1882 mit den ersten Parsifal-Aufführungen, ausweist. Weihe ist darin identisch mit der Begeisterung, welche die ausführenden Musiker, Sänger und Darsteller und das gesamte Ensemble der Mitwirkenden bei der künstlerischen Arbeit beseelte und einte; Weihe beschreibt darin den eigentümlichen Geist der Aufführungen, deren Besonderheit Wagner in der Ferne zum gewohnten Operntheater und -betrieb sah und zur Alltäglichkeit von Welt und Leben überhaupt. In diesem Sinne ist die „Weihe der Weltentrückung“ zu begreifen, von der Wagner in dem Aufsatz spricht. Jedenfalls duldet es keinen Zweifel, dass Weihe im Verständnis von Wagners Aufsatz nicht Religiöses, Mystisch-Erhabenes, Kirchlich-Zeremonielles oder dergleichen meint. (Egon Voss)