
Über das Werk
In Kürze
Vor dem Hintergrund des babylonischen Exils der Israeliten
wird einerseits die Geschichte des babylonischen Königs Nabucco erzählt, der erst durch einen kurzzeitigen Machtverlust geläutert wird und den von ihm in Gefangenschaft gesetzten Hebräern die Freiheit schenkt. Andererseits geht es aber auch um die private Auseinandersetzung der Töchter Nabuccos: Während Abigaille um jeden Preis auf den Thron will, ist Fenena aus Liebe zum Israeliten Ismaele zum jüdischen Glauben konvertiert.
Nabucco
Handlung
Krieg herrscht zwischen Assyrien und Israel. Nabucco, König der Assyrer, hat Jerusalem besetzt, und die letzten Überlebenden der Israeliten — Leviten und Tempelvolk — sind in den Altarraum des Tempels geflüchtet.

Der Prophet Zaccaria nimmt eine Geisel: Fenena, die Tochter Nabuccos, die einst dem Juden Ismaele geholfen hat, aus Babylon zu entkommen; Fenenas Schwester Abigaille hat ihn damals aus Eifersucht festgehalten. Ismaele will Fenena zur Flucht verhelfen, da werden beide von Abigaille überrascht. Sie erpresst Ismaele: Nur seine Liebe zu ihr könne die Juden noch retten. Ismaele entscheidet sich für Fenena. Als Nabucco in den Tempel eindringt, will Zaccaria seine Geisel töten, doch Ismaele fällt ihm in den Arm und rettet Fenena. Sein Volk verflucht ihn. Alle Hebräer gehen in die Gefangenschaft.
Ismaele lebt fluchbeladen in Freiheit. Nabucco hat Fenena für die Zeit seiner Abwesenheit die Krone übergeben.
Der Oberpriester der Babylonier lässt Abigaille ein geheimes Dokument zukommen, das die Gründe ihrer Benachteiligung nennt: sie ist die Tochter einer Sklavin. Somit ist Abigaille erpressbar und für die Machtansprüche des Oberpriesters benützbar. Er bietet ihr die Krone an; von der Priesterschaft ist das Gerücht vom Tod Nabuccos schon verbreitet worden.

Um den Bann von Ismaele zu lösen, hat Fenena die Juden befreit, doch diese bleiben unbarmherzig. Mit dem Übertritt zum jüdischen Glauben macht sich Fenena des Hochverrats schuldig – ganz nach Plan des Oberpriesters. Beide Schwestern sind nun Rivalinnen der Macht, doch den entscheidenden Kampf führen im Hintergrund Zaccaria und der Oberpriester. Der zurückgekehrte Nabucco sieht sich von allen Seiten verraten und verflucht sowohl den babylonischen als auch den jüdischen Glauben. Als neue Instanz setzt er sich selbst einem Gott gleich – dessen erstes Opfer Fenena werden soll. Diese Anmaßung und der Missbrauch seiner Macht lassen Nabucco zusammenbrechen.
Abigaille kann nun den Ruhm einer Königin genießen: Alle Hebräer sind wieder in Gefangenschaft – auch der geliebte Ismaele.
Der Oberpriester fordert die Vernichtung aller. Der durch Wahnsinn hellsichtige Nabucco durchschaut Abigailles Absichten. Vater und Tochter erpressen sich nun gegenseitig: Er nennt sie eine Sklavin, sie provoziert ihn mit seiner Schwäche als König. Noch ist Nabucco nicht soweit, das Schicksal eines ganzen Volkes zu begreifen, er bittet nur um Gnade für Fenena. Vergebens. Nachdem er das Todesurteil unterschrieben hat, wird er selbst zum Gefangenen. Im Kerker warten die Juden auf den Tod. Zaccaria prophezeit in einer blutigen Vision Untergang und Vernichtung für alle Feinde Israels.
Nabucco ist durch die schrecklichen Ereignisse gezeichnet.

Er beweint sein ganzes Leben, das Leben eines Völker- und Tochtermörders. Plötzlich stehen die Türen des Kerkers offen. Nabucco kann mit seinen Soldaten die Hinrichtung der Juden verhindern und Fenena befreien. Für Abigaille kommt er zu spät. Sie hat ihrem Leben ein Ende gesetzt. Der König der Assyrer schenkt allen die Freiheit. Frieden könnte sein zwischen Assyrien und Israel...
Zentrales Element dieser Inszenierung ist die Sichtbarmachung hebräischer Buchstaben und Texte auf eine den gesamten Bühnenraum einnehmende Projektionsfläche. Die im verlauf der Handlung auftretende geistige Verwirrung Nabuccos zeigt sich auch optisch im Verrutschen, Verschimmen und Sich-Auflösen dieser Texte.
In Nabucco erscheinen dann zum ersten Mal der packende dramatische Zugriff, die große populäre Chormelodie, der neuartige, grandiose Stil, der die italienische Gesangstradition allerdings nicht verleugnet – das wird Verdi niemals tun –, Ingredienzien, die die Oper zum Erfolg führen und Verdis ganz persönliche Handschrift deutlich erkennen lassen.
Mit Nabucco gelang Verdi der Durchbruch als Opernkomponist.