Über das Werk
Der Graf von Almaviva ist in Rosina verliebt, und Rosina liebt den Grafen von Almaviva.
Alles wäre also wunderbar – wäre da nicht Don Bartolo, Rosinas Vormund, der sie weder aus dem Haus noch aus den Augen lässt. Er will Rosina selbst heiraten und kann auf die Unterstützung des Musiklehrers Don Basilio vertrauen, der ihn mit Informationen über den Nebenbuhler versorgt. Der engagierte Helfer des Grafen ist die Titelfigur: Figaro, Barbier von Sevilla und des Grafen ehemaliger Diener. Seine vielen guten Ratschläge haben vor allem umwerfend komische Bühnenszenen zur Folge und verhindern zumindest nicht, dass die beiden Liebenden am Ende zu einander finden.
Figaros Cavatine „Largo al factotum“ ist die Kennmelodie des Barbiere di Siviglia, doch Rossinis Meisterstück ist noch mit weit mehr Kleinodien gespickt. Die Koloratur-Cavatine „Una Voce Poco fa“ etwa gibt Rosina-Interpretinnen glänzende Gelegenheiten zu brillieren, und dasselbe gilt etwa für das „Ecco ridente in cielo“ des Conte. Librettist Cesare Sterbini versorgte Rossini mit idealen Musizier-Anlässen und trug so entscheidend zur enormen Bühnenwirksamkeit des Werks bei, etwa im Finale des ersten Aktes, wo das kontrollierte Chaos eines „Rossini-Crescendo“ regiert: das im Text beschworene Bild einer »Höllenschmiede« malt die Musik mit dem Klang von Hämmern und Ambossen genüsslich aus. Der vielbeschäftigte Komponist musste sein berühmtestes Werk in kürzester Zeit schreiben – auch seriöse Quellen gehen davon aus, dass die Komposition nicht mehr als zwei Wochen in Anspruch genommen haben kann. Um in der kurzen Zeit zum Ziel zu kommen, verwendete Rossini wie häufig Material aus seinen früheren Werken; ein Beispiel von vielen ist die Gewittermusik aus dem zweiten Akt, die zuvor bereits in den beiden 1812 uraufgeführten Opern Il pietro di Paragone und L’occasione fa il ladro verwendet wurde.