Über das Werk
Erzählt wird die aus der griechischen Mythologie stammende Geschichte des kretischen Königs Idomeneo, der sich nach der Rückkehr aus dem Trojanischen Krieg zwischen dem Leben seines Sohnes Idamante und dem Wohl seines Volkes entscheiden muss. Rettung aus dem Dilemma bringt die Liebe zwischen Idamante und der trojanische Königstochter Ilia, die als Kriegsgefangene auf Kreta lebt.
Idomeneo, rè
di Creta
Handlung
Der trojanische Krieg ist zu Ende.
Idomeneo, König von Kreta und siegreicher Feldherr der griechischen Streitmacht, ist auf dem Weg in seine Heimat. Doch ein Meeressturm verhindert seine glückliche Landung, erst sein Schwur, bei seiner Rettung aus der Todesgefahr das erste menschliche Wesen, das ihm an Land begegnet, zu opfern, besänftigt das Meer.

Das erste menschliche Wesen ist allerdings sein Sohn Idamante. Dieser ist in die trojanische Königstochter Ilia, die als Kriegsgefangene auf Kreta lebt, verliebt – und sie in ihn. Doch auch Elettra, die nach der Ermordung ihrer Mutter Klytämnestra aus Argos geflohen ist und Zuflucht in Kreta gefunden hat, liebt Idamante und glaubt an eine Zukunft an seiner Seite.
Um seinen Sohn vor der Opferung zu retten, will Idomeneo ihn und Elettra nach Argos schicken, dort sollen sie als neues Königspaar regieren. Dieser Plan schlägt allerdings fehl, und Zerstörung und Chaos suchen Kreta heim.

Dieser Plan schlägt allerdings fehl, und Zerstörung und Chaos suchen Kreta heim. Idomeneo schwankt zwischen der Opferung seines Sohnes und der Rettung seines Volkes. Als er sich für sein Volk und gegen seinen Sohn entscheidet, verhindert Ilia dessen Tötung und bietet sich selbst als Opfer an. Dazu kommt es allerdings nicht. Idamante befreit sich vom übermächtigen Vater und tritt mit Ilia die Herrschaft Kretas an. Idomeneo und Elettra verfallen den Dämonen ihrer Vergangenheit.
Für den dänischen Regisseur Kasper Holten steht das Thema Macht bzw. korrumpierte Macht im Fokus, besondere Aufmerksamkeit schenkt er außerdem dem emotionalen und biografischen Ballast der handelnden Figuren, der von diesen getragen werden muss. Idomeneo selbst ist für Holten ein Herrscher, der sich an die Macht gewöhnt hat und diese nicht mehr loslassen kann. Die positive Ausnahme unter den Mächtigen erkennt der Regisseur in Idomeneos Sohn Idamante, der gerade darum von allen anderen als einzige Möglichkeit für den dringenden Neuanfang angesehen wird.
Idomeneo ist Mozarts erste, von ihm auch so genannte, große Oper. Zahllose neue Ansätze, vorher selbst bei ihm nie gehörte Reichtümer, Überraschungen, eine hochkomplexe Orchesterbehandlung, visionäre Stellen – kurz: Das Publikum erwartet eine Oper voll aufklärerischem Jugendreiz. Deutlich hört man den französischen Einfluss, beispielsweise eines Rameau, in den nahtlosen Übergängen zwischen Rezitativen und Arien bzw. Ensemblenummern sowie im kontinuierlichen dramatischen Schwung. Mozart gelang es zudem psychologisch ungemein ausgefeilte Charaktere zu schaffen, die allesamt in stetiger emotionaler Entwicklung begriffen sind – nicht zuletzt in den ausgiebigen Accompagnato-Rezitativen erhalten die Figuren eine ganz besondere Plastizität.
Mit der opera seria Idomeneo betrat Mozart 1781 – obwohl erst 25 Jahre alt – bereits als reifer Komponist die Opernbühne. Das Libretto, das der Salzburger Hofkaplan Giambattista Varesco verfasste, lässt sich auf französische Quellen zurückführen. Die Entstehung der Oper ist dank des ausführlichen Briefverkehrs zwischen Mozart und seinem Vater sehr genau dokumentiert, insbesondere das Eingehen Mozarts auf die jeweiligen Fähigkeiten der Uraufführungssängerinnen- und -sänger. Nach der erfolgreichen Weltpremiere in München überarbeitete Mozart das Werk für eine Wiener Aufführung. An der Wiener Staatsoper wurde Idomeneo erstmals 1879 gezeigt, die aktuelle Produktion stammt aus dem Jahr 2014.