Über das Werk
Die Seemannstochter Senta hat Mitleid mit der jahrhundertealten Sagengestalt des Fliegenden Holländers.
Dieser wurde von Satan verdammt, so lange die Weltmeere befahren zu müssen, bis ihn eine Frau durch ihre Treue von diesem Fluch befreit. Als Sentas Vater eines Tages gemeinsam mit einem geheimnisvollen Mann von einer langen Reise heimkehrt, erkennt Senta als Einzige in dem düsteren fremden Kapitän den Fliegenden Holländer. Um den Preis der Selbstvernichtung entscheidet sie sich, ihn zu erlösen.
Der fliegende
Holländer
Handlung
Ein Sturm hat das Schiff des Seefahrers Daland kurz vor seiner Heimkehr in eine Bucht verschlagen.
Der zur Wache bestellte Steuermann schläft ein. Plötzlich naht ein großes Schiff und geht krachend vor Anker. Sein Kapitän, der fliegende Holländer, ist verflucht, ewig über die Weltmeere zu segeln. Aber er darf alle sieben Jahre an Land gehen, um eine Frau zu finden, die ihn durch ihre Treue erlöst.

Der Holländer trifft auf Daland und erfährt, dass dieser eine Tochter Senta hat. Er bittet Daland um Gastfreundschaft und die Hand Sentas. In Dalands Haus erwarten die Frauen die heimkehrenden Seeleute. Senta singt eine Ballade über das Schicksal des fliegenden Holländers, der einst geschworen hat, so lange vor einem unbezwingbaren Kap zu segeln, bis er es umschifft haben würde, und sei es ewig. Satan verfluchte ihn dazu.
Senta will die Frau sein, die ihn von diesem Fluch erlöst. Der Jäger Erik, der fürchtet, Sentas Liebe zu verlieren, will sie von ihrer fantastischen Beschäftigung mit dem fliegenden Holländer abbringen.

Daland kommt mit dem Holländer. Wie im Traum erkennen Senta und der Holländer, dass sie zueinander gehören – der Holländer verlangt und Senta verspricht ewige Treue. Dalands Matrosen feiern ihre Heimkehr, die Frauen bereiten die Verlobung vor. Die Matrosen laden die Mannschaft auf dem Schiff des fliegenden Holländers zum Feiern ein, doch diese rührt sich nicht. Plötzlich hebt sich das Meer, und die Totgeglaubten lassen einen furchterregenden Gesang hören.
Erik will Senta von ihrer Vereinigung mit dem fliegenden Holländer zurückhalten und mahnt sie an ein früheres Treueversprechen. Der Holländer, der das hört, glaubt sich von Senta verraten. Er gibt sie frei, um sie vor dem Tod zu bewahren. Er flieht auf sein Schiff.
Senta stürzt sich ins Meer, um ihn zu erlösen. Das Schiff versinkt.
Regisseurin Christine Mielitz und ihr Ausstatter Stefan Mayer verstehen die Schiffe Dalands und des Holländer als Abbild der gesamten Welt, des Lebens an sich, in denen wir uns alle zurechtfinden müssen. Dementsprechend erhalten auch die Szenen am Land die Anmutung eines Schiffinneren. Eine besondere Farbe stellt in dieser Produktion darüber hinaus die Farbe Rot dar: sie symbolisiert das Blut, die Revolution, aber auch einen Gefangenenraum, den Psychoraum des Holländers, in den er immer wieder andere hineinlockt und vernichtet.
Richard Wagner schrieb mit dem Fliegenden Holländer eine für die damalige Zeit in ihrer harmonischen Struktur, Instrumentation, Figurenzeichnung und Stuckdramaturgie ungewohnt neuartige Oper. Das Werk ist zwar noch den Komponistenvorbildern Weber und Marschner verpflichtet und zeigt zugleich in Ansätzen noch das Schema der italienischen Nummernoper, lässt aber in ihrem Gesamtzugriff schon deutlich den künftigen Meister des Musikdramas erahnen.
Richard Wagner begegnete der mit ironischer Verve erzählten alten Spukgeschichte vom Fliegenden Holländer bei Heinrich Heine. Was Wagner am Stoff interessierte, war einerseits die mythische Figur des nicht zur Ruhe kommenden, umherwandernden Untoten und der Gedanke des »Weibes der Zukunft«, eine Frau, die durch selbstlose Liebe in der Lage ist, die Erlösung des Verfluchten zu bewerkstelligen. Zunächst schrieb Wagner für Paris einen Entwurf in französischer Sprache, der aber abgelehnt wurde. Daraufhin verfasste er einen deutschen Prosaentwurf und später das entsprechende Libretto. Der Großteil der Musik entstand wenig später in nur wenigen Monaten.
Wagners ursprünglicher Intention war eine, die rasante Dramatik der Handlung betonende, einaktige Oper. Diese Konzeption stieß schon vor der Uraufführung auf Kritik, sodass Wagner das Werk nachträglich in drei voneinander getrennte Akten gliederte bzw. entsprechende Aktschlüsse nachkomponierte. In späteren Jahren folgten zusätzliche Veränderungen und Überarbeitungen Wagners. Die aktuelle Produktion an der Wiener Staatsoper feierte 2003 ihre Premiere und zeigt die ursprünglich von Wagner angedachte pausenlose Urfassung.