Die Wiener Staatsoper trauert um KS Wilma Lipp
Die Wiener Staatsoper trauert um die große österreichische Sopranistin Wilma Lipp, Kammersängerin und Ehrenmitglied der Wiener Staatsoper, die am Samstag, 26. Jänner 2019 im Alter von 93 Jahren in ihrem Haus in Inning am Ammersee verstorben ist.
„Wilma Lipp war eine prägende Gestalt des Wiener Mozartensembles nach der Wiedereröffnung der Wiener Staatsoper. Sie war eine der wichtigsten Sängerinnen der Böhm- und Karajan-Zeit sowohl auf der Bühne als auch auf Aufnahmen. Neben ihrem sängerischen Wirken hinterlässt sie ein Vermächtnis als große Pädagogin und als Vorbild für das heutige Solistenensemble: Wilma Lipp hat hingebungsvoll vorgelebt, wie man als festes Mitglied an einem Haus künstlerisch aufblühen und parallel dazu eine internationale Karriere aufbauen kann. Wir verneigen uns in Dankbarkeit und Demut vor Wilma Lipp, die vier Staatsopernjahrzehnte künstlerisch vergoldet hat“, so Staatsoperndirektor Dominique Meyer.
Die Wiener Staatsoper hisst zum Zeichen der Trauer die schwarze Fahne und widmet Wilma Lipp die Falstaff-Vorstellung am Mittwoch, 30. Jänner 2019. Die Staatsoperngemeinschaft wird ihrem verstorbenen Ehrenmitglied in einer öffentlichen Trauerfeier im Foyer des Hauses am Ring die letzte Ehre erweisen – Datum und Details werden zu gegebener Zeit bekanntgegeben.
KS Wilma Lipp wurde am 26. April 1925 in Wien geboren. Ihre Ausbildung erhielt sie bei Friedel Sindel und Paola Novikova sowie bei Toti dal Monte in Mailand.
Ihr Operndebüt gab Wilma Lipp als Rosina (Il barbiere di Siviglia) bei einer Freiluftaufführung am Wiener Heldenplatz, ihr Staatsoperndebüt als Kate Pinkerton (Madama Butterfly) am 26. April 1945 in einer Aufführung der Wiener Staatsoper in der Volksoper. In der Folge wurde sie zu einer tragenden Säule des Staatsopernensembles, dem sie über Jahrzehnte treu blieb. Der große Durchbruch gelang ihr als Einspringerin mit der Königin der Nacht (Staatsopern-Premiere der Zauberflöte unter Josef Krips am 13. Jänner 1948 im Theater an der Wien), die ihre meistgesungene Staatsopernpartie werden sollte (128 Mal bis 1956). Bis zu ihrem letztem Auftritt an ihrem Stammhaus am 5. Juni 1981 als Leitmetzerin (Der Rosenkavalier) sang sie insgesamt 51 Partien in 1.140 Staatsopernvorstellungen, darunter oftmals Pamina (Die Zauberflöte – 88 Mal ab Februar 1957), Konstanze (Die Entführung aus dem Serail – 82 Mal), Sophie (Der Rosenkavalier – 56 Mal), Nedda (Pagliacci – 53 Mal), Donna Elvira (Don Giovanni – 51 Mal), Olympia und Antonia (Hoffmanns Erzählungen – je 46 Mal).
Von Wien aus startete Wilma Lipp auch eine große internationale Karriere. So führten sie regelmäßige Gastauftritte etwa an die Mailänder Scala, an das Royal Opera House Covent Garden in London, nach Paris, Brüssel, Hamburg, Berlin und München, zu den Bayreuther Festspielen und den Salzburger Festspielen.
Neben ihren Opernauftritten widmete sich Wilma Lipp auch dem Konzertgesang mit einem breiten Repertoire von den großen Oratorien über Mozart bis zur Musik der Gegenwart. Konzerttourneen führten sie u. a. in die USA und nach Südamerika.
Nach ihrem Rückzug von der Opernbühne unterrichtete Wilma Lipp bis Ende der Neunzigerjahre am Salzburger Mozarteum.
Wilma Lipp ist Trägerin zahlreicher Auszeichnungen, so wurde sie u. a. bereits 1953 – im Alter von 28 Jahren – zur Kammersängerin ernannt, 1962 erhielt sie das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst, 1982 wurde sie Ehrenmitglied der Wiener Staatsoper, 2004 erhielt sie das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien.