Gaetano Donizetti
Roberto Devereux
Regie Silviu Purcarete
Kostüm Helmut Stürmer
Premiere 7. Dezember 2000
Ohne Edita Gruberova wäre Gaetano Donizettis kostbare Belcanto-Rarität Roberto Devereux vermutlich bis heute nicht an der Wiener Staatsoper gegeben worden. Aber die Ausnahmekünstlerin, die zunächst als Ensemblemitglied später als gefeierter Gast eng mit dem Haus verbunden war, gehörte zu jenen Wenigen, die sich ein ganz bestimmtes Stück wünschen durften. Und die eigentliche Hauptpartie in Roberto Devereux, die englische Königin Elisabeth I. war ganz nach Gruberovas Geschmack: hier reicht es nicht, die extremen sängerischen Herausforderungen der Rolle tadellos zu bewältigen. Vielmehr muss jeder einzelne Ton im Dienst der psychologischen Feinzeichnung dieser alternden, zwischen abgöttischer Liebe und blindem, eifersüchtigen Hass schwankenden Monarchin stehen. Das Werk wurde also für sie angesetzt, am 7. Dezember 2000 unter der Leitung von Marcello Viotti zur Staatsopern-Erstaufführung gebracht und sorgte bis 2014 im Haus sowie bei einem Staatsoperngastspiel für weitere Karriereglanzpunkte Gruberovas (von den 35 Vorstellungen stand sie 30mal selbst auf der Bühne, 5mal war Silvana Dussmann zu erleben).
Als Leadingteam konnten der international gefragte Theater- und Filmregisseur Silviu Purcarete sowie sein Bühnen- und Kostümbildner Helmut Stürmer (beide stammen aus Rumänien) gewonnen werden: Sie ließen die Handlung in einer Art mediterranem Theatermuseum spielen, in dem die Akteure langsam zum Leben erwachen. Die Kostüme sind zwar historisierend, sollen aber in diesem Theater-im-Theater-Spiel zugleich als wertvolle Theaterkostüme aus einem reichhaltigen Fundus verstanden werden. In der Logenarchitektur auf der Bühne sollte das Publikum gewissermaßen durch den Chor gespiegelt werden, sodass die zentralen Handelnden immer unter Beobachtung von Voyeuren, Spionen und Museumsbesuchern stehen. Jedes individuelle Problem spielte sich somit unter den Augen der Öffentlichkeit ab. In diese Richtung zielt auch eine der wesentlichen Sätze des Chores: »Wer herrscht, lebt nicht für sich allein.«
KS Edita Gruberova
Das für KS Edita Gruberova (siehe Fotos) (und in weiterer Folge für Silvana Dussmann) entworfene prunkvolle Königinnen-Kostüm setzt sich aus einem Perlendiadem, einem Kleid, einer Krinoline, einer langen Perlenkette sowie zwei Strassarmbändern zusammen. Das mit Silberfarbe bearbeitete Material besteht aus Seide.
José Bros (erstes Foto), Josef Calleja (Foto Mitte), KS Ramón Vargas (letztes Fotos)
Die Tenor-Rolle des tragischen Titelhelden, der durch eine geheime, verbotene Liebe auf dem Schafott landet, sang bei der Premiere und weitere 16mal KS Ramón Vargas (siehe letztes Fotos), außerdem José Bros (siehe erstes Foto), Stefano Secco, Josef Calleja (siehe Foto Mitte), Celso Albelo und Zoran Todorovich. Sein Kostüm besteht aus einem Collett und einer Kniehose, alle verwendeten Materialien (Seide, Leinen, Baumwolle) sind massiv mit Silberfarbe bearbeitet und weisen dadurch eine große Festigkeit bzw. Starre auf.
Obwohl es sich beim Höfling Sir Gualtiero Raleigh um eine Nebenrolle handelt, weist das Kostüm dieselbe hohe Qualität und Detailverliebtheit auf wie jene der Hauptpartien: Es besteht aus einem Mantelkleid und wurde aus Seide, Leinen und Baumwolle gefertigt und ist ebenfalls – dem Rang des Höflings gemäß – in Silber gehalten.
Herzog von Nottingham/Renato Bruson, Roberto Devereux/José Bros (vorletztes Foto)
Herzog von Nottingham/Carlos Alvarez, Lord Cecil/Cosmin Ifrim, Roberto Devereux/Ramón Vargas (letztes Foto)
Der Herzog von Nottingham macht in dieser Oper eine entscheidende Wandlung durch: Als er erfährt, dass seine Frau ein Verhältnis mit seinem besten Freund Roberto Devereux unterhält, verwandelt er sich zum unbarmherzigen Rächer, der erst Ruhe findet, als der Kopf des Titelhelden gefallen ist. Die kantilenenreiche, dankbare Baritonpartie sangen KS Carlos Álvarez (Premiere, siehe Foto zweite Zeile rechts), KS Renato Bruson (siehe Foto zweite Zeile links), Yu Chen und Giovanni Meoni. Das aus einem Hut, einem Collett und einer Kniehose bestehende Kostüm wurde aus Seide, Leinen und Baumwolle gefertigt. Auch hier überwiegt der Silber-Farbton, der den Rang des Trägers symbolisieren soll.