Georges Bizet
Carmen 

Regie Franco Zeffirelli
Kostüm Leo Bei
Premiere 9. Dezember 1978

Mehr als 40 Jahre lang stand die Carmen-Inszenierung des italienischen Meisterregisseurs Franco Zeffirelli am Spielplan der Wiener Staatsoper. Zeffirelli, neben seinen Theaterarbeiten ebenso für sein reiches Filmschaffen bekannt – man denke nur an den berühmten und Oscar-nominierten Romeo und Julia-Film – arbeitete auch bei dieser Carmen mit einer filmischen, zuweilen geradezu ausufernden Bildsprache. Dank des aufwändigen Bühnenbilds und den bewegt inszenierten Massen (zu denen anfänglich auch acht Pferde sowie mehrere Esel zählten) gelang ein opulentes und genussvolles Breitwand-Theater, das in den Premierenkritiken unter „Spektakelglanz“ lief. Als spektakulär wurden auch die farbenprächtigen, detailreich gearbeiteten Kostüme von Leo Bei empfunden, die sich in Zeffirellis szenisch-visuelles Gesamtbild ideal einfügten.

Die Premiere geriet zum – vom ORF in viele Länder übertragenen und aufwändig aufbereiteten – Ereignis, das für so manchen zum ersten, auch prägenden Opernerlebnis wurde. Unter dem Dirigat des legendären Carlos Kleiber, der auch diesmal höchste Ansprüche an alle Beteiligten stellte, sangen am Premierenabend unter anderem Elena Obrazcowa (Carmen) und Plácido Domingo (Don José), auf dessen „betörenden Tenorglanz“ in einer Kritik nachdrücklich hingewiesen wurde. Die Produktion begleitete nicht nur Generationen von Opernbesucherinnen und -Besuchern, auch einzelne Besetzungen schrieben Operngeschichte, so bleiben zum Beispiel Bühnenpaare wie Agnes Baltsa (die dieses Kostüm 59mal trug!) und José Carreras oder in neuerer Zeit Elīna Garanča  und Roberto Alagna in Erinnerung.

Das mehrteilige, hochwertig gearbeitete Carmen-Kostüm, das aus bestickter Seide und Samt besteht, wurde – neben den genannten Sängerinnen – unter anderem auch von Vesselina Kasarova, Jennifer Larmore, Waltraud Meier, Béatrice Uria-Monzon und Elena Maximova getragen.

Naturgemäß prunkvoll ist das Kostüm des Stierkämpfers Escamillo, das aufwändig mit Applikationen, Perlen und Stickereien verziert ist: Es ist seiner prächtigen Gestaltung den originalen (historischen) Gewändern der Toreros nachempfunden, so besteht es unter anderem aus dem traditionellen Dreispitz, dem reich geschmückten Cape, der Weste und den charakteristischen knielangen Hosen. Zu sehen war es an Juri Mazurok, Albert Dohmen, Simon Estes, Robert Hale, Sergeij Leiferkus, Monte Pederson, Ruggero Raimondi, Samuel Ramey, Eglis Silinš, Falk Struckmann, Ildar Abdrazakov und Ildebrando D’Arcangelo.

Genia Kühmeier (siehe Foto Mitte), Soile Isokoski (siehe letztes Foto)

Der in dieser Inszenierung intendierte ruhigere Charakter der Micaëla ist in ihrem Kostüm klar zu erkennen: in gedeckten Farben und in schlichterem Schnitt gehalten signalisiert es die Gegenspielerhaftigkeit der Figur auf den ersten Blick – unter anderem trugen es Ileana Cotrubaș, Patricia Wise, Barbara Frittoli, Sona Ghazarian, Anja Harteros, Soile Isokoski (siehe letztes Foto), Petra Maria Schnitzer, Genia Kühmeier (siehe Foto Mitte), Adrianne Pieczonka, Krassimira Stoyanova und Anna Netrebko.

Ein Blickfang ist das mehrteilige Mercédès-Kostüm, das mit großer Liebe zum Detail und harmonierend zum Carmen-Kostüm entworfen wurde: Aus vielfältigen Materialen zusammengestellt (Seide, Samt, Kunstseide und Baumwolle) spiegelt es das auch folkloristische Spanienbild, das Regisseur Zeffirelli inszenierte, wider (u.a. getragen von Axelle Gall, Michelle Breedt, Angelika Kirchschlager, Gabriele Sima).

Aufgrund seiner sozialen Stellung naturgemäß schlichter, aber nicht weniger eindrucksvoll ist das Kostüm des Schmugglers Dancaïre (u.a. gesungen von Heinz Holecek, Hans Peter Kammerer, Michael Kraus, Markus Nieminen, Clemens Unterreiner), das aus Wolle und Baumwolle gearbeitet ist und unter anderem aus Umhang, Janker, Weste, Kniehose, Schärpe und Schuhgamaschen besteht.

Ein weiteres Torero-Kostüm, getragen von einem Mitglied des Staatsopernchors, ist ebenfalls von höchster optischer Wirksamkeit: in Goldtönen gehalten und reich verziert.