Marmorsaal

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Innenausstattung

Der betont schlicht gehaltene Marmorsaal ist einer der größten Pausensäle der Wiener Staatsoper und zählt zu den in den 1950er-Jahren wiedererrichteten Teilen des Hauses. Hinsichtlich des Materials wurden hier geradezu programmatisch unterschiedliche Marmorsorten miteinander kombiniert: So griff man für die Mosaiken auf Marmorarten aus fast allen europäischen Ländern zurück, um auf diese Weise den Wunsch nach einem vereinten Europa widerzuspiegeln. Für den Boden, die Türrahmungen und den großen Büffettisch kamen hingegen aus rein ästhetischen Gründen verschiedene Marmortypen aus Österreich (Salzburg) zur Verwendung.

Für die Innenausstattung verpflichtete man den österreichischen Architekten Otto Prossinger (1906-1987), der den Weg einer neuen versachlichten Architektur mit der lokalen Bautradition zusammenführte, für den Entwurf der Marmorintarsien gewann man den von den Gestaltungsprinzipien des Konstruktivismus und des Kubismus geprägten österreichischen Bildhauer und Wotruba-Assistenten Heinz Leinfellner (1911-1974). Und die Kristallluster steuerte die traditionsreiche österreichische Wiener Manufaktur Bakalowits bei.

Ursprünglich befanden sich an der Stelle des heutigen Marmorsaals der sogenannte Kaisersaal, ein prunkvoller Neorenaissancesaal, der als Empfangssalon für die Hocharistokratie diente, sowie eine fünf Zimmer umfassende Verwaltungs-Dienstwohnung (des „Hausinspectors“), die Mitte der Dreißigerjahre aufgelöst und in einen Rauchersalon umgewandelt wurde. Die heute zu sehende kassettierte Stuckdecke ist somit eine Reminiszenz an den ursprünglichen Kaisersaal.

Personal-Kuriosum: Der von 1911 bis 1920 in der Dienstwohnung einquartierte Inspector war der Onkel eines späteren wichtigen Direktors der Wiener Staatsoper: Emanuel Ritter von Karajan. 

Im Zentrum der Ausgestaltung des früheren Kaisersaales stand Mozart respektive seine Oper Le nozze di Figaro (bis heute das meist gespielte Stück des Repertoires der Staatsoper): Neben Carl August Sommers heute verloren gegangenem Mozart-Medaillon schmückte ein siebenteiliger Figaro-Zyklus des österreichischen Historien- und Genremalers Eduard von Engerth den ehemaligen Prunksaal. Drei dieser Fresken sind erhalten geblieben und im Rahmen des Wiederaufbaus in das langgestreckte Opernfoyer (Besucherzentrum) im Erdgeschoß übertragen worden.

Neben der Verwendung als abendlicher Pausenraum finden auch im Marmorsaal gelegentlich Veranstaltungen und Presskonferenzen statt.