© Matthias Jung

ZUM TOD VON STEFAN SOLTESZ

Sein Markenzeichen waren der kurze Dirigentenstab, seine fast tänzelnden Bewegungen, mit denen er die Musikerinnen und Musiker, Sängerinnen und Sänger während der Vorstellung durch die Partitur führte, die eher flotten Tempi, die offensichtliche Freude am Musizieren und seine enorme Repertoire-Bandbreite. Allein an der Wiener Staatsoper hat Stefan Soltesz in über 500 Vorstellungen neben zahllosen Balletten nahezu alle bekannten Werke und so manche Rarität der Opernliteratur geleitet - von Mozart über Bellini, Verdi, Wagner, Puccini, Strauss bis hin zu Britten und Johann Strauß' Fledermaus.

Der in Ungarn geborene Soltesz floh 1956 als Siebenjähriger vor den herannahenden sowjetischen Panzern, die den ungarischen Aufstand niederwalzten, nach Österreich.

In Wien wurde der Hochmusikalische Mitglied der Wiener Sängerknaben. Und als solcher gab er bereits als Elfjähriger bei einer Tournee auf einem Luxusschiff mit Schuberts Deutscher Messe sein Dirigierdebüt - da alle verfügbaren Dirigenten an der Seekrankheit litten. Nicht zuletzt dieser erste Erfolg bestärkte ihn später, die Dirigentenlaufbahn zu ergreifen. 

An der Wiener Staatsoper war er in den 1970er Jahren zunächst Solorepetitor tätig, trat aber immer häufiger als Ballettdirigent vor das Publikum. 1983 leitete er mit Rossinis Barbiere di Siviglia schließlich seine erste Opernvorstellung im Haus am Ring, dem er neben seinen zahlreichen internationalen Chefdirigentenpositionen über Jahrzehnte treu blieb.

Bloße Buchstabentreue war ihm fremd, seine Stilkenntnis fußte auch auf jenen wichtigen Traditionen, die viele der nur mündlich überlieferten Wünsche der Komponisten bis heute bewahrt haben.

Am 22. Juli ist der 73jährige Stefan Soltesz in München während einer Aufführung der Schweigsamen Frau zusammengebrochen und kurz darauf verstorben.