Zum Tod von Hermann Nitsch

Der am Ostermontag verstorbene Hermann Nitsch arbeitete gleich zwei Mal für bzw. an der Wiener Staatsoper: 1995 schuf er für die Österreichische Erstaufführung von Jules Massenets Oper Hérodiade sowohl das szenische Konzept als auch die Bühnenbilder und Kostüme. Zusätzlichen Reiz bekamen die einzelnen Aufführungen, da Teile dieses Bühnenbildes als für Nitsch typische Schüttbilder bei jeder Vorstellung neu kreiert wurden. Einige dieser so entstandenen Schüttbilder wurden zerschnitten und später versteigert.


Vier Jahre später führte das Wiener Staatsopernballett im Festspielhaus St. Pölten das von Renato Zanella choreographierte Ballett Mythos auf – zur Musik und im Bühnenbild von Hermann Nitsch. Entsprechend der Partitur von Nitsch die den Musikern einen Interpretations-Freiraum ließ, arbeitete Zanella mit einzelnen Bewegungsmotiven und -phrasen, die sich in jeder Aufführung neu zusammensetzten. Somit konnte jede Aufführung als eine Art Uraufführung bezeichnet werden. Diese Flexibilität entsprach dem Grundcharakter eines Mythos, der trotz gleichbleibender Gültigkeit sich sowohl zeitlichen und örtlichen Ereignissen als auch seinen Vermittlungen anpassen kann. 1999 wurde die Produktion an die Wiener Staatsoper übernommen.