Very British
Als die Fotographie von Dame Margot Fonteyn und Rudolf Nurejew anlässlich der Probenarbeit zu seinem Schwanensee 1964 in Wien entstand, befand sich das „Traumpaar“ der Ballettwelt am Zenit seiner Zusammenarbeit. Nur wenige Monate zuvor hatte am 12. März 1963 das von Sir Frederick Ashton speziell für die beiden choreographierte Marguerite and Armand im Royal Opera House seine Uraufführung erlebt, drei Jahre später haben Fonteyn und Nurejew das Ballett auch viermal (am 10., 11., 15. und 19. September 1967) an der Wiener Staatsoper getanzt.
Wie Dame Margot Fonteyn in ihrer Autobiographie Die zertanzten Schuhe berichtet, trug das Werk bei seiner Entstehung auch zu diversen Gerüchten bei: „Das Ballettpublikum sah dem von Ashton choreographierten und von Cecil Beaton ausgestatteten Marguerite and Armand mit hochgeschraubten Erwartungen entgegen – und nun kam auch noch eine Romanze hinzu, die sich angeblich zwischen Rudolf und mir angesponnen hatte. Kaum jemand wusste, wo die Wahrheit endete und die Phantasie einsetzte. Aber das Ballett wurde zu einem Triumph für mich und zu einem Erfolg für uns alle.“
Der Name Sir Frederick Ashton (1904 bis 1988) ist auch auf das Engste mit der Entstehung des „Britischen Balletts“ an sich verknüpft. Trotz einer über Jahrhunderte bestehenden Tradition des Tanzes in England kann dessen Geburtsstunde im eigentlichen Sinne erst im 20. Jahrhundert angesetzt werden: Nicht zuletzt im Sog der großen Begeisterung über die 1921 in London gezeigte Dornröschen-Produktion von Serge Diaghilew (1872 bis 1929) legten zwei ehemalige Tänzerinnen der Truppe dieses russischen Impresarios – Dame Marie Rambert (1888 bis 1982) und Dame Ninette de Valois (1898 bis 2001) – die Grundsteine für die weitere Entwicklung.
Mit Ashtons Choreographie A Tragedy of Fashion, or the Scarlet Scissors – gezeigt am 15. Juni 1926 im Londoner Lyric Theater mit Rambert und Ashton selbst in den Hauptrollen – lässt sich dabei ein konkretes Datum festmachen, welches die Frühzeit des „Britischen Balletts“ markiert.
Seitdem hat sich dieses zu einer unverkennbaren „Marke“ entwickelt, deren Ruf nicht nur auf tänzerisch unverwechselbaren Persönlichkeiten, sondern auch maßgeblich auf einer ununterbrochenen Reihe an herausragend begabten Choreographen – neben Ashton seien beispielsweise Antony Tudor (1908 bis 1987), John Cranko (1927 bis 1973) sowie Sir Kenneth MacMillan (1929 bis 1992) hervorgehoben – basiert, die sich bis ins Heute fortsetzt, wobei als ein besonderes Markenzeichen des britischen Stils zugleich der „psychoanalytisch gestützte“ und damit interdisziplinäre Zugang zur Choreographie (Tudor, MacMillan) genannt sei.
Der Ballettabend MACMILLAN | MCGREGOR | ASHTON vereint somit drei „Generationen“ dieser Tradition zu einer Leistungsschau der britischen Choreographie.
Zusammen mit Marguerite and Armand von Sir Frederick Ashton zeigt das Wiener Staatsballett Concerto von Sir Kenneth MacMillan, welches zur Musik von Dmitri Schostakowitsch am 30. November 1966 an der Deutschen Oper Berlin Premiere hatte.
MACMILLAN | MCGREGOR | ASHTON
Premiere: 31. Oktober 2017
Reprisen: 3., 6., 10. November 2017 8., 9., 12. Juni 2018
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