© Wiener Staatsoper GmbH / Michael Pöhn
© Wiener Staatsoper GmbH / Michael Pöhn

Verloren auf hoher See

Als Benjamin Brittens Billy Budd 2001 an der Wiener Staatsoper erstmals aufgeführt wurde, war das Werk im deutschsprachigen Raum kaum bekannt. Die Premiere war schlecht besucht, trotz verbilligter Karten blieben viele Plätze leer. Doch nach dem Schlussvorhang war klar: Es handelte sich um ein einzigartiges Meisterwerk und eine herausragende Produktion, sowohl szenisch als auch musikalisch. Die positive Mundpropaganda und exzellente Kritiken sorgten dafür, dass die zweite Vorstellung ausverkauft war. Seither gilt das Stück, wie auch die Inszenierung, als Kult.

Billy Budd ist in der Musiktheatergeschichte außergewöhnlich: Eine Oper ohne Frauen, ohne klassische Liebesgeschichte – aber keineswegs ohne Liebe. Diese spiegelt sich im unschuldigen und enthusiastischen jungen Seemann Billy, der auf dem englischen Kriegsschiff Indomitable dient. Sein strahlender Charakter zieht jedoch den Hass des Waffenmeisters Claggart auf sich, der Billy aus Bosheit zu Unrecht der Meuterei beschuldigt. Als Billy sich nicht verteidigen kann, da er in Stresssituationen stottert, erschlägt er Claggart in einem Anfall von Verzweiflung. Obwohl Kapitän Vere von Billys Unschuld überzeugt ist, sieht er sich gezwungen, ihn zum Tod durch den Strang zu verurteilen – eine Entscheidung, die ihn für den Rest seines Lebens verfolgt.

Die Oper basiert auf Herman Melvilles posthum veröffentlichter Erzählung Billy Budd, Sailor. Melville, der die Brutalität des Lebens auf Kriegsschiffen aus eigener Erfahrung kannte, thematisierte diese in seiner Erzählung erneut. Britten beschloss 1948, den jungen Seemann ins Zentrum seiner nächsten Oper zu stellen. Die Uraufführung am 1. Dezember 1951 im Londoner Royal Opera House, Covent Garden, wurde ein triumphaler Erfolg.

Nun kehrt das Werk nach über zwölfjähriger Pause in Willy Deckers gefeierter Inszenierung zurück auf den Spielplan der Wiener Staatsoper – mit einer neuen Besetzung. Der aufstrebende britische Bariton Huw Montague Rendall wird in der Titelrolle sein Hausdebüt geben, während der gefeierte Gregory Kunde als Kapitän Vere und Brindley Sherratt als teuflischer Claggart auftreten werden. Am Dirigentenpult wird der renommierte britische Dirigent Mark Wigglesworth sein Hausdebüt geben und das Publikum mit seiner leidenschaftlichen Interpretation begeistern.