»Stürz beim Abgang nicht übern Grabmayr!«
Die Ausstellung gibt erstmals Einblick in ein freies bildnerisches Schaffen, das über ein Jahrzehnt hinweg in der Wiener Staatsoper entstanden ist. Franz Grabmayr, 1927 in Kärnten geboren und 2015 in Wien verstorben, malte zeitlebens in den Sommermonaten im Waldviertel, zurückgezogen lebend, aber von bedeutenden Künstlerinnen und Künstlern der nachfolgenden Generationen bewundert, darunter Herbert Brandl, Gunter Damisch und Sonja Lix. Die Albertina widmet Franz Grabmayr parallel zur Ausstellung in der Wiener Staatsoper eine posthume Retrospektive, die eine landesweite und internationale Entdeckung dieses bescheidenen Ausnahmekünstlers bedeutet.
Franz Grabmayr erhielt Anfang der 1970er Jahre die Erlaubnis – von wem, ist nicht mehr festzustellen – in den Wintermonaten bei den täglichen Proben des Staatsopernballetts im Ballettsaal zu zeichnen und mit Kreide zu malen. Später konnte er das Staatsopernballett auch auf der Bühne der Wiener Staatsoper mit Buntfarben malend begleiten. Während der Aufführungen war er dabei in den seitlichen Vorhängen rechter Hand versteckt. Diese Bilder malte er nur für sich selbst.
Sie wurden bisher nie publiziert oder gezeigt. Tänzerinnen und Tänzer dieser Zeit erinnern sich gut an den Maler. Vor dem Auftritt hörten sie bisweilen: »Stürz beim Abgang nicht übern Grabmayr!«
Franz Grabmayr hat noch zu Lebzeiten 29 Blätter aus den mehreren hundert Malereien auf Papier, die in diesem Haus entstanden sind, ausgewählt und in einer Mappe mit »Oper 1970-1980« beschriftet. Darauf beruht unsere Ausstellung.
Er beobachtete jeweils sehr lange und malte dann sehr schnell. So entstanden grafische Kürzel für Bewegung, die eine große Energie und malerische Freiheit aufweisen. Alles ist »live« in direktem Angesicht von Balletttänzerinnen und -tänzern des Staatsopernballetts gemalt. Das gibt diesen Blättern ihre innere Spannung. Die direkte Umsetzung von Ballettschritten auf höchstem Niveau – auch Rudolf Nurejew hat vor Grabmayr getanzt – ergibt eine Malerei, die Figuration und Abstraktion in neuer Weise verbindet.
Ausstellung Franz Grabmayr
Ab 4. September 2024 im Balkonumgang der Wiener Staatsoper, 2. Rang
In Kooperation mit Franz Grabmayr Estate
Kurator Robert Fleck
Ein begleitendes Buch
Franz Grabmayr, Oper 1970–1980
erschien im Snoeck Verlag, Köln.
Erhältlich bei Hamtil & Söhne in der Wiener Staatsoper.
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