Stille Visionen: Daniela Fally

Vielleicht wird sie einmal Kammersängerin. ,Kammer-l-sängerin‘, wie sie es nennt, wird sie jedoch mit Sicherheit nie. Mit anderen Worten: Eine Sängerin, die ohne Bühne, ohne konkrete Bühnensituation, in einem Zimmer abgeschottet Musiknummern absolviert. Denn Daniela Fally braucht das theatrale Moment, die Umgebung, den szenischen Sinn, um sich auf einem Podium wohl zu fühlen. „Singen im Theater ist eine eigene Welt“ meint sie. „Ich war zum Beispiel nie eine besonders gute Wettbewerbssängerin. Einfach nur irgendwelche Arien auf Schönklang zu singen, war mir zu wenig. Der liebe Gott wollte mich als Bühnendarstellerin – und das bin ich auch geworden.“

Also Bühnendarstellerin. Das bedeutet für Daniela Fally, dass die gezeigte Figur als solche in sich stimmig angelegt sein muss, dass das Singen und Spielen, die Haltung und das Auftreten eine Einheit bilden. Vor allem aber: Dass eine Geschichte erzählt wird. „Mir geht es um ein emotional gestütztes Spielen. Dieses emotionale Moment kann durchaus ganz kurz sein, wie in einer Arie. Aber es soll etwas erzählen und den zuhörenden Menschen Gefühle übermitteln. Am schönsten finde ich immer, wenn Zuschauer eine Vorstellung ein bisschen erfüllter verlassen als sie am Beginn des Abends waren. Und manchmal schreiben Journalisten in Zusammenhang mit mir über eine „Lebensfreude auf der Bühne“. Das finde ich schön, denn genau das will ich vermitteln!“

Umgekehrt lukriert sie ganz persönlich auch Lebensglück aus ihren Auftritten. „Es klingt eigenartig, aber es funktioniert tatsächlich: Bis zwei Sekunden vor einem Auftritt, zum Beispiel als Adele, kann ich müde und gar nicht gut gelaunt sein. In dem Augenblick aber, in dem ich auf der Bühne stehe und Fröhlichkeit spiele, werde ich auch fröhlich. Man hört immer wieder, dass Künstler das als eine Art Therapie bezeichnen, diese Rückkopplung des gespielten Gefühls auf das tatsächliche. Es ist wirklich so! Ein Tool übrigens, das man im Alltagsleben auch gut brauchen könnte, aber da klappt es nicht immer so gut …“ lacht sie.

Doch gerade diese ansteckende Fröhlichkeit, die Daniela Fally so gut vermitteln kann, führt auch die Gefahr der Festschreibung auf einen ganz bestimmten Rollentyp mit sich. Wie die Sängerin damit umgeht? „Wir leben in einer Zeit der „Hyperspezialisierung“, das ist in allen Bereichen des Lebens so. Manchmal ist es notwendig, ja sogar ein Vorteil, sich zu positionieren. Andererseits mag ich solche Festschreibungen nicht – wie zum Beispiel auch auf „typische Wiener Sängerin“. Ich schätze gerade bei Künstlern die Vielseitigkeit und das Breitgefächerte. Die immerfröhliche Fally – das war ein Bild, das zwischen 20 und 30 gestimmt hat. Ich hoffe, dass mir nun andere Rollen auch die Möglichkeit geben, andere Seiten zu zeigen. Auch tiefere Schichten meiner Persönlichkeit. Wobei ich ja an sich ein fröhlicher Mensch bin – und hoffentlich immer auch bleibe!“

Womit das Thema Karriereplanung angesprochen wäre. Plant Daniela Fally mittelfristig, langfristig? Weiß sie heute bereits, wo sie in sieben Jahren stehen wird? Für sie, erzählt die Sängerin, trifft das so nicht zu. „Ich bemühe mich jene Aufgaben, die mir zugetragen werden, bestmöglich zu erfüllen. Mein Herzblut zu geben. Ohne Hintergedanken an etwaige nächste Karriereschritte. Dazu kommen natürlich Fleiß und Glück, wobei es sich immer wieder zeigt, dass – wenn man wirklich hinter dem steht, was man macht, und es wirklich gerne macht – sich oftmals Menschen finden, die einem helfen und einen fördern.“

Dem oft zitierten Klischee von ,Ich bin die erste Sängerin‘, also einem Vordrängen um jeden Preis entspricht sie übrigens nicht: Vielmehr geht es Fally um Teamgeist und ein gemeinsames Darstellen auf der Bühne. „Es ist doch viel besser, wenn man die Stärken und Schwächen seiner Kollegen kennt und auf diese eingehen kann. Etwas zusammen erarbeitet.“

Konkret: Was die Zukunft bringen wird? Fally lacht: „Das klingt jetzt fast esoterisch, aber: Wenn ich mir etwas wünsche, es im Geiste vor mir sehe, in einer Art stillen, positiven Vision, dann verwirklicht sich das immer wieder auch. Zumindest war das bisher so …“ Stille Visionen: Daher lohnt es sich auch nicht, nachzufragen? „Nein!“, lacht Fally …

Oliver Láng