Schmelz und Leidenschaft
Die ersten Gesangs-Wettbewerbe absolvierte Francesco Meli als Acht-, Neunjähriger in seinem elterlichen Heim und sein einziger Konkurrent hieß – Luciano Pavarotti. Es waren ganz private Wettkämpfe mit einigen Aufnahmen aus der Plattensammlung seines Vaters, auf denen der große Italiener zu hören war: Meli versuchte mit seiner damaligen Sopranstimme Pavarotti nicht nur zu imitieren, sondern die hohen Töne noch länger auszuhalten als der Bewunderte. Zumeist allerdings umsonst. Tempi passati. Nach seinen „beiden“ Debüts – das quasi inoffizielle als Gaston gab er als 18jähriger im winzigen Theater der Marktgemeinde Rivanazzano (mit Klavier statt Orchesterbegleitung), das offizielle 2002 in Spoleto beim Festival dei Due Mondi als Malcolm – konnte sich Francesco Meli mit einer klugen Karriereplanung rasch in die allererste Reihe der jüngeren Tenorgeneration vorarbeiten: Sein angenehmes Timbre, die gute Technik, seine schöne Piano- und Legatokultur, überhaupt sein stilvolles Interpretieren machten ihn bald zum Vielgefragten auf den großen internationalen Bühnen und zum gesuchten Partner bedeutender Dirigenten. Es war nicht zuletzt Riccardo Muti, der den in der Mitte der Nullerjahre aufstrebenden Tenor gewissermaßen unter seine Fittiche nahm und ihm unter anderem die Pforten der Mailänder Scala weit öffnete. Unter Muti gab Meli dann im Februar 2008 folgerichtig auch sein Debüt an der Wiener Staatsoper – als Ferrando in Così fan tutte – und reüssierte. Die Rezensionen dieser „Antrittsvorstellung“ im Haus am Ring des damals 28jährigen berichteten von „einer schönen, lyrischen, in den Höhen sicheren Stimme“, von „überzeugenden filigranen Piani und sicheren Ausbrüchen“, von einem „gar nicht in Lyrismen versponnenem, männlich-markanten Ferrando“ und prophezeiten „dass er seinen Weg gehen würde“. Und Francesco Meli ging seinen Weg. Zum ursprünglich vorwiegenden Rossini- und Mozartrepertoire kam sehr viel Donizetti und mit der Zeit immer mehr Verdi, aber zum Beispiel auch ein Werther dazu. In diese Entwicklung passen auch die beiden weiteren Rollen die Meli ab 2011 an der Wiener Staatsoper verkörperte: So war er in der hiesigen Erstaufführung von Donizettis Anna Bolena der erste Riccardo Percy im Haus am Ring (April 2011) und in regelmäßigen Aufführungsserien von Verdis Simon Boccanegra der Gabriele Adorno. Letztere Partie (anlässlich seiner bisher jüngsten Aufführungsserie im Mai 2018 konnte man in den Besprechungen unter anderem lesen: „Eine Paraderolle hat Francesco Meli im Gabriele Adorno, sein strahlender, volltönender Tenor sorgte mit Schmelz und Leidenschaft für verdiente Bravi-Rufe“) wird er nun im März beziehungs-weise April erneut geben. Bevor er sich aber viermal zum Dogen von Genua designieren lässt, ist er Anfang März zweimal mit dem Bauerntölpel Nemorino im Liebestrank in einer weiteren seiner derzeit wichtigen Partien zu erleben und darf damit erstmals in Wien auch sein komisches Talent zum Besten geben.
Andreas Láng
L´elisir d´amore | Gaetano Donizetti
3., 5. März 2019
Simon Boccanegra | Giuseppe Verdi
22., 25., 29. März 2019
1. April 2019