Philippe Jordan, Musikdirektor der Wiener Staatsoper (ab 1. 9. 2020)
Es gibt Beziehungen, die von Anfang an funktionieren, lange dauern und stetig wachsen. Jene von Philippe Jordan zur Wiener Staatsoper begann, als der 24jährige ansetzte, die großen Bühnen zu erobern: Im August 1999, als das Haus gemeinsam mit dem ORF Radio Symphonieorchester ausnahmsweise auch im Sommer Vorstellungen anbot. Nach diesem Einstandserfolg kehrte er, parallel zu der sich rasch entwickelnden internationalen Karriere, regelmäßig mit einem breiten Repertoire – u.a. mit Premieren (»Werther«, »Capriccio« sowie »Entführung aus dem Serail« im Gebäude des Burgtheaters) – zurück, bis ihn ab 2009 seine Verpflichtungen u.a. an der Pariser Oper und der Lindenoper ein Gastieren im Haus am Ring unmöglich machten. Nun kehrt er als einer der wichtigsten internationalen Dirigenten als Musikdirektor an das Haus zurück.
Philippe Jordan, aus einer Schweizer Künstlerfamilie stammend, kann bereits heute auf eine Karriere zurückblicken, die ihn an alle großen Opernhäuser und Festivals und zu allen bedeutenden Orchestern der Welt führte. Er zählt damit zu den etabliertesten und wesentlichsten Dirigenten unserer Zeit.
Seine Karriere begann er bereits mit 20 Jahren als Kapellmeister am Stadttheater Ulm. 1998 wechselte er als Assistent und Kapellmeister zu Daniel Barenboim an die Staatsoper Unter den Linden in Berlin. Von 2001 bis 2004 war er Chefdirigent des Grazer Opernhauses und des Grazer Philharmonischen Orchesters. In dieser Zeit debütierte er auch schon an einigen der wichtigsten internationalen Opernhäuser und bei Festivals, wie z.B. der Metropolitan Opera New York, dem Royal Opera House Covent Garden, dem Teatro alla Scala, der Bayerischen Staatsoper, der Wiener Staatsoper und dem Festspielhaus Baden-Baden, den Festivals von Aix-en-Provence, Glyndebourne und Salzburg.
Von 2006 bis 2010 kehrte Jordan als erster Gastdirigent an die Berliner Staatsoper Unter den Linden zurück. In dieser Zeit arbeitete er auch wiederholt am Opernhaus seiner Geburtsstadt Zürich - unter anderem studierte er dort zum ersten Mal Wagners gesamten Ring ein. Im Sommer 2012 debütierte Philippe Jordan mit Parsifal bei den Bayreuther Festspielen. Im Sommer 2017 setzte er seine Arbeit in Bayreuth mit der Neuproduktion „Die Meistersinger von Nürnberg“ fort. Diese Produktion leitete er auch in den Folgejahren. Im Sommer 2021 soll sie letztmalig gezeigt werden.
Seit 2009 (bis Sommer 2021) ist Philippe Jordan Musikdirektor der Opéra national de Paris, an der er zahlreiche Premieren und Wiederaufnahmen dirigierte, darunter u.a. Moses und Aron, La Damnation de Faust, Der Rosenkavalier, Samson et Dalila, Lohengrin, Don Carlos (französische Urfassung), Benvenuto Cellini, Bérénice und Les Troyens, Don Giovanni oder die Neuproduktion von Borodins Fürst Igor.
Auf dem Konzertpodium dirigierte Philippe Jordan die berühmtesten Orchester der Welt, darunter die Berliner Philharmoniker, die Wiener Philharmoniker, die Münchner Philharmoniker, die Wiener Symphoniker, das RSO Wien, das London Symphony Orchestra, das Orchestra Dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia in Rom, das Tonhalle-Orchester Zürich, das Chamber Orchestra of Europe, das Mahler Chamber Orchestra, das Gustav Mahler Jugend Orchester, das Salzburger Mozarteumorchester und die Symphonieorchester von Seattle, St. Louis, Dallas, Detroit, Chicago, Cleveland, Philadelphia, Washington, Minnesota, Montreal, Los Angeles, New York und San Francisco.
Seit der Saison 2014/15 ist Philippe Jordan Chefdirigent der Wiener Symphoniker. Gemeinsam mit dem Orchester erarbeitete er u.a. einen kompletten Zyklus der Symphonien Schuberts, die Symphonien und Klavierkonzerte Beethovens, sowie einen Zyklus mit den großen Messen und Oratorien von Johann Sebastian Bach. Im Rahmen eines dreiteiligen Bruckner-Projektes im Wiener Musikverein wurden die die Siebente, Achte und Neunte Symphonie mit Werken der klassischen Moderne von Kurtág, Ligeti und Scelsi in einen kontrastreichen Dialog gestellt. Weitere Schwerpunkte seiner Arbeit mit den Wiener Symphonikern: bekannte sowie selten gespielte Werke von Hector Berlioz, das Werk Johannes Brahms‘ sowie – zum Beethoven Jahr – eine Rekonstruktion der legendären Großen Akademie von 1808 mit Aufführungen in Paris und Wien.