Anna Netrebko und Yusif Eyvazov in "Il trovatore"

Opernliebe

Kein ein anderes Thema wird in der Glitzerwelt Hollywoods so gerne und weitläufig ausgebreitet wie jenes der Traumpaare: Verliebt, verlobt, verheiratet, wohin auch das Auge blickt. Glücklicherweise geht es in der Welt der Oper etwas ruhiger zu. Gewiss, man kennt die Paare, die Heim und Bühne teilen, doch ist es in seriösen Interviews immer nur eine Frage von vielen, wie es denn um die Künstlerehe stünde? Ist es einfacher, mit einem Bühnenkollegen zusammenzuleben – da doch beide das ungewöhnliche Künstlerdasein lebten? Oder gar schwerer, weil keiner da ist der erdet, beide in künstlerischer Anspannung leben? Wie auch immer, es ist letztlich unwesentlich. Geht es letzten Endes doch immer nur darum, wie die künstlerische Aussage eines Abends lautet. Wie es vor und nachher zugeht – das ist operntechnisch gesehen nur dann von Belang, wenn es den Auftritt tangiert. „Nur wenn ich selbst glücklich bin, kann ich auf der Bühne anderen Menschen Glück schenken“, meint etwa Anna Netrebko in einem Kurier-Interview auf die Frage angesprochen, wie der Zusammenhang zwischen Privat- und Bühnenleben sei. Aber auch: „Wenn wir singen, dann vor allem sehr konzentriert auf das Lied und den Ausdruck. Nein, unsere Gefühle spielen da keine Rolle“, antwortete wiederum Yusif Eyvazov in einem Morgenpost-Gespräch, als es um ein Liebeslieder-Programm, das er gemeinsam mit seiner Ehefrau Anna Netrebko sang, ging. Zweifellos macht es aber die Koordination der Zeitpläne einfacher, wenn Ehepaare auch gleich Bühnenpaare sind – und da kommt die Kombination Sopran-Tenor einer möglichst hohen Anzahl an gemeinsamen Opern weit entgegen. Diesen Mai stehen die beiden Genannten wieder gemeinsam auf der Staatsopern-Bühne. Wieder, weil sie 2017 mit einer Trovatore-Aufführung diesbezüglich debütierten und heuer im Rahmen der Opernball-Eröffnung mit einem La Bohème-Duett erneut gemeinsam den Applaus des Wiener Publikums entgegennahmen. Nun sind es allerdings nicht Verdi oder Puccini, sondern ist es Umberto Giordano, der sie zusammenbringt, genauer sein Verismo-Meisterwerk Andrea Chénier. In der inmitten der französischen Revolution angesiedelten Oper, die die (fiktive) Geschichte des historisch verbürgten Dichters André Chénier erzählt, wird ein Dreiecksverhältnis vor dem Hintergrund des revolutionären Blutvergießens aufgespannt. Maddalena di Coigny, aus adeligem Hause, liebt Andrea Chénier; dieser liebt sie auch, doch nicht nur er, auch Carlo Gérard, der Sohn eines Gärtners, wird von einer Liebe zu Maddalena angefeuert. Von der Liebe – und der Revolution. Tragisch endet die Oper: Andrea wird hingerichtet, Maddalena teilt freiwillig sein Los. Bereits 2017 gestalteten Netrebko und Eyvazov gemeinsam an der Mailänder Scala das tragische Paar Maddalena-Andrea. „Neben den Arien und dem Duett gibt es nicht viel für mich“, meinte Netrebko in einem arte-Gespräch in Bezug auf die Länge der Rolle. „Aber es gibt viele Rezitative und ihnen musikalisch und rhythmisch nachzukommen ist ziemlich schwierig.“ Wobei es womöglich doch etwas leichter wird, wenn man nicht nur mit einem Kollegen, sondern einem geliebten Gegenüber auf der Bühne steht…


Umberto Giordano
Andrea Chénier
20., 24., 28., 31. Mai 2019

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