Martin Schläpfer ab September 2020 neuer Direktor des Wiener Staatsballetts
Der preisgekrönte Schweizer Choreograph übernimmt mit Beginn der Direktionszeit von Bogdan Roščić die künstlerische Leitung des Balletts an der Wiener Staatsoper und der Volksoper Wien.
Martin Schläpfer, derzeit künstlerischer Direktor und Chefchoreograph des Balletts der Deutschen Oper am Rhein, wird ab 1. September 2020 – mit Beginn der Direktionszeit von Bogdan Roščić an der Wiener Staatsoper – neuer Direktor und Chefchoreograph des Wiener Staatsballetts und seiner Ballettakademie. Das gaben heute Robert Meyer, Direktor der Volksoper Wien, und Bogdan Roščić bekannt.
Martin Schläpfer studierte Ballett in St. Gallen und an der Royal Ballet School in London. 1977 wurde er zum Basler Ballett engagiert, wo er schnell zum Solisten avancierte und 1990 die Ballettschule Dance Place gründete, an der er auch zu unterrichten begann. 1994 wurde er als Direktor zum Berner Ballett berufen und gründete die Stiftung Visions of Dance. Von 1999 bis 2009 leitete Martin Schläpfer das von ihm neu formierte Ballett Mainz, das unter seiner Direktion in die erste Reihe der deutschen Ballettcompagnien aufrückte. 2009/10 übernahm er als Direktor und Chefchoreograph das Ballett der Deutschen Oper am Rhein, das die internationale Kritikerumfrage der Zeitschrift „tanz“ bereits nach seiner ersten Spielzeit mehrfach als „Kompanie des Jahres“ nominierte. Schläpfer selbst kürte sie 2010 zum „Choreographen des Jahres“ und das Ballett am Rhein 2013, 2014, 2015 und 2017 zur „Besten Kompanie“. Neben den Aufführungen in den Stammhäusern Düsseldorf und Duisburg tritt die Compagnie regelmäßig bei Gastspielen im In- und Ausland sowie bei internationalen Festivals auf.
In seinem inzwischen über 60 Werke umfassenden Schaffen hat Martin Schläpfer seinen Stil immer mehr zu einer ebenso individuellen wie zeitgemäßen Ballettkunst verdichtet. Uraufführungen entstanden für das Bayerische Staatsballett München und Het Nationale Ballet Amsterdam. Das Ballett Zürich zeigte 2014 sein „Forellenquintett“ im Zürcher Opernhaus. Im Januar 2017 war er als Choreograph und Pädagoge an Canada’s National Ballet School in Toronto zu Gast. Nachdem Martin Schläpfer 2012 bereits für den Pas de deux „The Old Man and Me“ als Tänzer auf die Bühne zurückkehrte, kreierte Hans van Manen mit „Alltag“ 2014 erstmals eine Uraufführung für ihn als Solisten.
Martin Schläpfer ist Träger zahlreicher Auszeichnungen, darunter des Kunstpreises des Landes Rheinland-Pfalz, des Tanzpreises der Spoerli Foundation (2003), des Prix Benois de la Danse (2006) sowie 2009 und 2012 des deutschen Theaterpreises Der Faust. 2013 folgte der Schweizer Tanzpreis und 2014 der „Taglioni“ – European Ballet Award in der Kategorie „Best Director“ durch die Malakhov Foundation. Sein abendfüllendes Ballett „Deep Field“ auf eine Auftragskomposition von Adriana Hölszky war für den Prix Benois de la Danse 2015 nominiert, im November 2015 erhielt er als dritter Choreograph nach Hans van Manen und Pina Bausch den Musikpreis der Stadt Duisburg. Seit 2017 ist er Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und Künste.
Mehrere Choreographien Martin Schläpfers wurden fürs Fernsehen aufgezeichnet (ZDF/Theaterkanal, 3sat, arte, SWR). In der Regie von Annette von Wangenheim ist für arte/WDR und das Schweizer Fernsehen SRF das Filmporträt „Feuer bewahren – nicht Asche anbeten“ entstanden, das 2016 auch im Kino zu sehen war.
Bogdan Roščić: „Martin Schläpfer ist zuallererst ein Schöpfer, ein Choreograph, und als solcher einer der bedeutendsten der Gegenwart. Das verleiht eine ganz eigene Perspektive auf die Aufgabe eines Ballettdirektors. Gleichzeitig ist er aber auch ein Tänzer und erfahrener Leiter von Compagnien, der in seiner Repertoire-Arbeit immer bemüht war, die besten Kreationen anderer großer Choreographen an sein jeweiliges Theater zu holen. Damit steht er nicht nur für neue Ballette, sondern auch für die klassische Tradition des 20. Jahrhunderts – gepflegt und weiterentwickelt mit dramaturgischem Gespür, Liebe zur Vielseitigkeit, höchster akademischer Präzision und einem kompromisslosen Streben nach Qualität. In dieser Kombination zieht Martin Schläpfer seit Jahren seine vollkommen eigenständige Bahn und hat damit den Tanz als Disziplin auch in neue Bahnen gelenkt. Seine Bereitschaft, die Aufgabe in Wien zu übernehmen, ist ein großer Gewinn für die Wiener Staatsoper und für die Stadt als ein Zentrum des Balletts auf höchstem Niveau.“
Robert Meyer: „Ich bin sehr erfreut darüber, dass Martin Schläpfer das Angebot, Ballettdirektor des Wiener Staatsballetts zu werden, angenommen hat. Seine ungemein spannenden Choreographien im klassischen, wie auch besonders im zeitgenössischen Tanz werden der bisher schon so erfolgreichen Compagnie zusätzliche, neue Impulse bringen.“
Martin Schläpfer: „Es ist für mich eine große Ehre und Freude, ab der Spielzeit 20/21 die Direktion des Wiener Staatsballetts und seiner Ballettakademie übernehmen zu dürfen. Ich werde diese wunderbare Herausforderung mit all meinem Wissen und meiner Erfahrung – aber vor allem mit meiner ganzen schöpferischen Kraft angehen und zu füllen versuchen; mit großer Demut und Respekt vor den beiden Häusern, der Stadt – ihrer Historie – und der Leistung meiner Vorgänger. Das Wiener Staatsballett wird auch unter meiner Direktion das grandiose klassische Repertoire pflegen und aufführen, aber auch klare Zeichen in Richtung des Zeitgenössischen unserer Kunstform setzen. Ich werde alles für das weitere künstlerische Wachstum der Compagnie tun. Das ist mein Auftrag und mein Ziel. Ich danke Bogdan Roščić und Robert Meyer für das in mich gesetzte Vertrauen und freue mich sehr auf eine baldige Begegnung mit den Tänzerinnen und Tänzern des Ensembles, dem gesamten Team und allen Mitgliedern der Akademie.“