© Wiener Staatsballett / Ashley Taylor
Liudmila Konovalova und Jakob Feyferlik in "Marguerite and Armand"

MacMillan | McGregor | Ashton

Nach George Balanchine (1904 bis 1983) und zusammen mit Antony Tudor (1908 bis 1987) zählt Sir Frederick Ashton (1904 bis 1988) zu den bedeutendsten Vertretern der choreographischen „Neoklassik“ im zwanzigsten Jahrhundert.
Sein Lebenswerk ist für das britische Ballett von besonderer Bedeutung und es darf ohne jegliche Übertreibung festgehalten werden, dass Ashton eben dieses in vielfacher Hinsicht durch seine Arbeit definierte.
Sein choreographischer Ansatz zeichnet sich – wie auch jener seiner beiden oben genannten Kollegen – durch besondere Musikalität aus. Der Komponist Hans Werner Henze (1926 bis 2012), mit dem Ashton das Ballett Ondine (1958) schuf, unterstrich in einem Interview für den Sunday Telegraph diesen Aspekt in besonders eindringlicher Weise: „I was 22 [...] when Sadler’s Wells Ballet came to Hamburg in the autumn of 1948 to perform for a week to the German public. The festival started with Frederick Ashton’s new Scènes de ballet, to Stravinsky’s score. [...] That night a new world of aesthetics opened up to me. It was neither Ashton nor Stravinsky, but the fusion of the two: the elegance of Ashton’s answers to the score, the elegance of the moves, and the fact that he gave meaning to a pirouette, to a grand jeté. These classical steps suddenly became something new; put into context, they changed or deepened their own meaning and that of the music as well.“
Ondine entstand für Dame Margot Fonteyn (1919 bis 1991) und die in ihrer Autobiographie Die zertanzten Schuhe festgehaltenen Erinnerungen an die Probenarbeit zeichnen auch ein bestechendes Bild von den technischen Schwierigkeiten des körpersprachlichen Ansatzes von Ashton. Dazu hielt Meredith Daneman in ihrer Fonteyn-Biographie fest: „Ondine was Ashton’s ‚Fonteyn-concerto‘, and she (according to Henze) ‚his violin‘.“
Zweifellos war die Beziehung zwischen Ashton und seiner Primaballerina Assoluta – der Fonteyn – eine besondere und so darf mit Fug und Recht auch das im Rahmen von MACMILLAN|MCGRE- GOR|ASHTON vom Wiener Staatsballett gezeigte Marguerite and Armand als „Fonteyn-Concerto“ gelten, wenngleich es auch ein Doppelkonzert ist: Eines für Dame Margot und Rudolf Nurejew (1938 bis 1993).
Als virtuoses Vehikel für das „Traumpaar“ des damaligen klassischen Balletts kreiert, kam der dem Roman La Dame aux camélias entlehnte Inhalt des Werkes auch den darstellerischen Fähigkeiten der beiden in besonderer Weise entgegen: „Bei einem Fest lernt die Lebedame Marguerite den jungen Kavalier Armand kennen. Die Zuneigung, die er ihr entgegenbringt, ändert ihr Wesen, sie lebt fortan ganz ihrer Liebe. In Armands Abwesenheit erhält sie jedoch den Besuch seines Vaters, der das Opfer ihres Verzichts verlangt. Marguerite stürzt sich wieder in den Trubel des Pariser Lebens. Bei einem Fest findet sie Armand. Er beschimpft sie öffentlich. Durch das seelische Leid ist Marguerites Krankheit, die Tuberkulose, in das letzte Stadium eingetreten. Armand, der nun von seinem Vater die Wahrheit erfahren hat, eilt an ihr Lager. Marguerite stirbt in seinen Armen.“
Marguerite and Armand beschließt einen Abend, der ganz dem britischen Ballett und seiner einzigartigen Anmutung gewidmet ist – neben Ashton sind mit Sir Kenneth MacMillans (1929 bis 1992) Concerto sowie Wayne McGregors (geb. 1970) EDEN|EDEN Werke aus drei Generationen royalen Ballettschaffens vertreten.


MACMILLAN | MCGREGOR | ASHTON
17., 22., 24. Februar 2020

KARTEN & MEHR