Kind sein dürfen
Kaum einer erinnert sich heute noch an den spanischen Komponisten Juan Crisóstomo de Arriaga (1806-1826): sein umfangreiches Werk ist fast in Vergessenheit geraten. Zumindest… bis sich beherzte Bearbeiterinnen aufmachten, aus unterschiedlichen Stücken aus seiner Feder ein neues zu entwickeln – mit neuer Handlung, neuem Text. Ein Pasticcio also! Herausgekommen ist Die arabische Prinzessin, die seit einigen Jahren erfolgreich auf Opernbühnen zu erleben ist – und im Mai in der AGRANA STUDIOBÜHNE | WALFISCHGASSE. „Die Musik“, erzählt Niv Hoffman, Regieassistent der Wiener Staatsoper und Regisseur der Produktion, „erinnert ein wenig an Cimarosa oder Haydn. Federleichte, elegante Klänge! Und die Handlung ist märchenhaft und vielschichtig, Fantasie und Realität verschwimmen im Laufe der Geschichte mehr und mehr.“
Es ist nicht die erste Kinderoper, die Niv Hoffman inszeniert: Neben „erwachsenen“ Produktionen führte er zum Beispiel bei einer Cenerentola für Kinder Regie. Wichtig ist für ihn stets dasselbe: Dass die Handlung klar und gut erzählt wird und das junge Publikum sich rasch in der Opernwelt zurechtfindet. Wie aber bereitet er sich auf eine solche Arbeit – die Oper wird von Kindern für Kinder gespielt – vor? „Natürlich höre ich zuerst die Musik und lese das Libretto. Dann fallen mir irgendwann Bilder ein, die ich allmählich zusammensetze. Vieles kommt ganz von selbst, meistens in Momenten, in denen ich gar nicht über die Oper nachdenke. Manche szenische Lösung muss man freilich „erdenken“, das gehört auch zur Arbeit. Am Ende soll ein Ergebnis herauskommen, das einen harmonischen Fluss erzeugt: also sich Spannung und Entspannung abwechseln und Kontraste spürbar werden.“
Eine spezielle Kinderkultur-Vorbereitung hat er nicht nötig. In entsprechende Filme geht er – wie er lachend gesteht – regelmäßig, und im Herzen ist er „ohnehin ein bisschen ein Kind geblieben.“ Nun stellt sich aber dennoch die Frage, ob er die Oper so inszeniert, wie er sie gerne als Kind gesehen hätte? „Das wohl auch“, meint Hoffman. „Wobei ich versuche, das Ganze so anzulegen, dass es sowohl für Kinder als auch für Erwachsene unterhaltsam ist. Ich mache also eine Mischung aus zwei Sorten von Humor – denn warum sollen die Eltern, die die Vorstellung besuchen, nicht auch lachen dürfen?“
Dass die Produktion (es singen der Jugendchor der Opernschule und Solisten des Begabtenförderungsprogramms) eine Zusammenarbeit mit SUPERAR ist, freut Hoffman besonders. „SUPERAR bietet vor allem jenen Kindern, die weniger Zugang zu kultureller Ausbildung haben, die Möglichkeit einer Förderung ihrer musischen Talente. Das finde ich besonders schön!“ So spielen nicht nur einzelne SUPERAR-Instrumentalisten im Orchester mit, sondern es ist sogar ein kompletter Kinderchor mit dabei.
Was aber soll im Idealfall ein Kind aus der Arabischen Prinzessin mitnehmen? Für Hoffman ist die Antwort einfach: „Eine Stunde guter, qualitätsvoller Unterhaltung und eine positive Erinnerung an die Vorstellung. Und den Wunsch, später einmal wiederzukommen!“
Oliver Láng
Juan Crisóstomo de Arriaga
Die arabische Prinzessin
26., 27. Mai 2018