© Ákos Stiller

György Kurtág

György Kurtág wurde am 19. Februar 1926 in Lugoj (Banat/Rumänien) geboren. Seit 1948 ist er ungarischer, seit 2002 auch französischer Staatsbürger. Im Alter von fünf Jahren erhielt er den ersten Klavierunterricht. Für seine musikalische Entwicklung wurde das gemeinsame Musizieren mit der Mutter bedeutend: Die beiden spielten vierhändige Bearbeitungen von Haydn- und Beethoven-Sinfonien und Mozart-Ouvertüren. Nach ersten Kompositionsstudien in Timișoara (Banat/Rumänien) begann er 1946 sein Studium in Klavier, Kammermusik und Komposition an der Budapester Musikakademie. Dort lernte er György Ligeti kennen, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verbinden sollte. 1947 heiratete Kurtág die Pianistin Marta Kinsker. Marta Kurtág wurde als Interpretin, Beraterin und erste Kritikerin seiner Werke zur bestimmenden künstlerischen Persönlichkeit in György Kurtágs Leben. Die beiden waren bis zu Marta Kurtágs Tod 2019 verheiratet.
Für Kurtágs künstlerischen Weg war sein Aufenthalt in Paris 1957/58 von entscheidender Bedeutung. Dort besuchte er Kurse bei Olivier Messiaen und Darius Milhaud und fand mithilfe der Psychologin Marianne Stein aus einer schweren Schaffenskrise. Die Eindrücke dieses Jahres, zu dem auch der Besuch vom Komponisten selbst dirigierter Aufführungen von Werken Pierre Boulez’ sowie die Begegnung mit Ligetis elektronischer Artikulation und Stockhausens Gruppen zählten, markierten einen entscheidenden Wendepunkt in Kurtágs Schaffen. Der Komponist brachte das programmatisch in der Bezeichnung seines 1959 entstandenen Streichquartetts als »Opus 1« zum Ausdruck – obwohl er davor schon Musik komponiert und veröffentlicht hatte. Zu den wichtigen Eindrücken der Zeit in Paris zählte schließlich auch der Besuch von Samuel Becketts Fin de partie – übrigens auf Anraten György Ligetis.
Kurtágs umfangreicher Werkkatalog reicht von Werken für Solostimme und -instrument über ein umfangreiches kammermusikalisches Werk bis zu Kompositionen für großes Orchester. Einen besonderen Platz nehmen darin jene Werke ein, in denen der Komponist teils höchst unkonventionelle Dialoge mit der Literatur eingeht, darunter die Kafka-Fragmente für Sopran und Violine (op. 24 – 1987) oder die Szenen aus einem Roman auf Gedichte von Rimma Dalos für Sopran, Violine, Kontrabass und Cymbal (op. 19 – 1981/82) György Kurtágs Werk wurde mit zahlreichen Preisen gewürdigt, unter anderem ist er Träger des Ordre pour le Mérite für Wissenschaft und Künste. Er war Composer in Residence der Berliner Philharmoniker und am Wiener Konzerthaus, wo er auch eine Meisterklasse unterrichtete, außerdem Honorarprofessor am königlichen Konservatorium in Den Haag. Er ist korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste in München und Mitglied der Akademie der Künste Berlin sowie Ehrenmitglied der American Academy of Arts and Letters und der American Academy of Arts and Sciences in Cambridge, Massachusetts.