Gemeinsam singen mit einer Diva

In der Studiobühne Walfischgasse feiert am 29. Mai ein ganz besonderes Programm Premiere: La Diva?!, erdacht und aufgeführt von KS Ildikó Raimondi. Auf dieser einstündigen musikalischen Reise in die Welt der Oper präsentiert sie einen Blick hinter die Kulissen des Musiktheaters und bringt ihrem (jungen) Publikum – ab acht Jahren – die Zauberwelt des Theaters nahe.

Frau Kammersänger Raimondi, La Diva?! Zeigt den Opernbetrieb aus der Nähe. Was erwartet einen Zuschauer?

Ildikó Raimondi: Das Publikum erlebt zunächst einmal, wie eine ausgebildete, geschulte Sängerinnen-Stimme aus der Nähe klingt. Heute hört man im Alltag ja zumeist Gesangsstimmen aus dem Mikrofon, also künstlich verstärkte Stimmen – wir Opernsänger hingegen arbeiten ganz ohne Hilfsmittel, nur mit unseren beiden Stimmbändern. Ich möchte also zeigen, was (klassischer) Gesang bedeutet. Wie man solche Töne produzieren kann. Aber auch, was Oper eigentlich ist. Erzählen, seit wann es Musiktheater gibt. Welche Stile. Warum das Sängerinnenleben so schön ist. Was ein Orchester ist und ein Korrepetitor. Und was es braucht, um die Magie eines Opernabends zu erzeugen. Und ich werde an diesem Nachmittag natürlich auch singen, Arien aus ganz unterschiedlichen Epochen der Operngeschichte.

An wen wendet sich das Programm?

Ildikó Raimondi: Wir haben angegeben: Ab acht Jahren. Gemeint ist aber: acht bis achtundachtzig! (lacht) Nein, im Ernst: Wir möchten Kindern einen Einblick vermitteln, der aber durchaus auch etwas sein kann für die Eltern oder Großeltern, die begleitend mitkommen. Oder auch für jeden, der einfach wissen möchte, wie eine Sängerin oder ein Sänger so „funktioniert“.

La Diva wird im Titel mit einem Fragezeichen und einem Rufzeichen versehen, warum eigentlich?

Ildikó Raimondi: Da haben Sie recht (lacht). Das Fragezeichen bedeutet: Diva? Das bin doch nicht ich! Oder doch?

Und sind Sie eine?

Ildikó Raimondi: Ja, natürlich! Wer möchte denn nicht eine Diva sein? Nämlich etwas Besonderes. Wer das nicht will, der kann diesen Berufsweg ja kaum gehen. Es braucht schon ein wenig dieses Im-Rampenlicht-stehen-Wollen. Und eine Diva ist ja etwas Gutes! Der Begriff war ja bis vor wenigen Jahren positiv gemeint, er kommt von La Divina, die Göttliche. Man hat damit ausdrücken wollen, dass eine Künstlerin – oder ein Künstler, es gibt ja auch den Divo – etwas Besonderes, Außergewöhnliches in sich trägt. Es war jedenfalls eine große Auszeichnung, eine Divina, oder Diva genannt zu werden. Dass manchmal etwas Kapriziöses oder Schwieriges mitschwingt, das kam so nach und nach dazu. Ein kleiner Beigeschmack. Ich bin jedenfalls keine kapriziöse Diva!

Hat das Diventum auch etwas mit Außenwirkung zu tun?

Ildikó Raimondi: Selbstverständlich! Mit all dem Blitzlichtgewitter. Und wenn man sehr jung ist, glaubt man, dass der Beruf aus dem besteht, was man von außen sieht. Das ist aber nur die Spitze des Eisbergs. 90% des Daseins einer Diva ist nicht Applaus und Erfolg, sondern harte Arbeit.

Dieser Nachmittag ist nicht Ihre erste Arbeit mit Jugendlichen, sondern Sie haben ja schon mehrere diesbezügliche Projekte verwirklicht.

Ildikó Raimondi: In dieser Form ist es mein erster Versuch. Aber ich hatte schon mehrere, sehr konkrete Projekte, zum Beispiel ging es einmal um Mozart, ein andermal gab es einen dreitägigen Workshop über Gesang oder aber auch um das (deutsche) Lied. Und so weiter …

Das Publikum bei La Diva?! darf aber auch mitmachen und nicht nur zuhören.

Ildikó Raimondi: Es soll sogar mitmachen. Wir werden am Ende einen Kanon gemeinsam singen, Kinder, Erwachsene, das ganze Publikum. Und bitteschön nicht zögerlich und schüchtern, sondern kräftig, schön laut. Und wenn es schief geht, macht’s auch nichts.

Also einmal Opernsänger sein?

Ildikó Raimondi: Genau! Einmal Opernsänger sein. Staatsopern-Opernsänger, gewissermaßen!

Oliver Láng