Ehrenmitglied Willy Dirtl verstorben

Die Wiener Staatsoper trauert um ihr Ehrenmitglied, den ehemaligen Ersten Solotänzer des Wiener Staatsopernballetts, Prof. Willy Dirtl, der am Mittwoch, 17. Juli 2019 im 89. Lebensjahr in Kitzbühel verstorben ist, wie heute bekannt wurde.

Geboren am 4. März 1931 in Hennersdorf, Niederösterreich, war Willy Dirtl von 1954 bis 1970 Erster Solotänzer des Wiener Staatsopernballetts. 1992 wurde er zum Ehrenmitglied der Wiener Staatsoper ernannt.
Zwei Jahrzehnte war das Wiener Staatsopernballett geprägt vom Charisma der „Wiener Tanzlegende“ Willy Dirtl. International gesehen, konnte kaum ein anderer Tänzer seiner Generation ein derart weit gespanntes Rollenrepertoire aufweisen wie das „Naturtalent“ Willy Dirtl. Beispiel für seine Vielseitigkeit ist jene herausragende Premiere, die das Wiener Staatsopernballett im November 1955 anlässlich der Wiedereröffnung des Hauses am Ring darbot. In seiner unnachahmlichen Weise verkörperte Willy Dirtl an diesem Abend zweimal den tragischen Helden: Zum einen den Herzog Albrecht in Gordon Hamiltons Fassung des romantischen Balletts Giselle, zum anderen die Titelfigur in Erika Hankas Ausdrucksballett Der Mohr von Venedig. Nach Erika Hankas Tod konnten die Ballettchefs Dimitrije Parlić, Aurel von Milloss und Wazlaw Orlikowsky von Dirtls außerordentlichen Fähigkeiten künstlerisch profitieren.
Willy Dirtl trat 1948 in das Staatsopernballett ein, bereits zwei Jahre später feierte er mit dem Prinzen in Der Feuervogel seinen Durchbruch. 1951 zum Solotänzer und schon drei Jahre später zum Ersten Solotänzer ernannt, begeisterte er sein Publikum mit einem Rollenrepertoire, in dem alle Facetten des Balletts seiner Zeit vertreten waren. Die Skala reichte von griechischen Helden bis zu Wiener Vorstadttypen. Genannt seien Jüngling in Das Rondo vom Goldenen Kalb, Goldener Sklave in Scheherazade, Daphnis in Daphnis und Chloe, Tiger in Abraxas, Titelrolle in Don Juan, Sedlmeier in Hotel Sacher, Joseph in Josephs Legende, Titelrolle in Joan von Zarissa, Can-Can-Tänzer in Der Zauberladen, Titelrolle in Geist der Rose, Titelrolle in Der wunderbare Mandarin, Perseus in Medusa, Odysseus in Homerische Symphonie, Mohr in Petruschka, Boas in Ruth, Tancred in Le Combat, Tybalt in Romeo und Julia, Mars und Uranus in Die Planeten, Titelrolle in Marsyas, Prinz Désiré in Dornröschen, Prometheus in Die Geschöpfe des Prometheus, Pulcinella in Salade, Müller in Der Dreispitz, Mensch in Einöde, Basil in Don Quixote und Titelrolle in Der Pagodenprinz. 
Lange Zeit Wunschkandidat Romola Nijinskis für die geplante Verfilmung des Lebens ihres Mannes Wazlaw Nijinski, trat Willy Dirtl später als Choreograph zahlreicher Spielfilme sowie des Neujahrskonzerts der Wiener Philharmoniker in Erscheinung. An der Seite von Werner Krauß agierte er in dem Fernsehfilm Das verräterische Herz. Ein Bühnenunfall zwang Willy Dirtl, 1970 seine Karriere zu beenden. Seinen Platz als einer der prominentesten Wiener Tänzer des 20. Jahrhunderts aber hatte er sich zu diesem Zeitpunkt längst gesichert. 

Zum Zeichen der Trauer hat die Wiener Staatsoper die schwarze Fahne gehisst.