Das Wiener Staatsballett on tour

Mit diesen Zeilen, die zum geflügelten Wort gerieten, eröffnet das Gedicht Urians Reise um die Welt – Ludwig van Beethoven vertonte dieses als op. 52/1 – von Matthias Claudius (1740 bis 1815), aus dessen Feder u.a. auch das verschiedenen Quellen zufolge berühmteste deutschsprachige Gedicht, das Abendlied („Der Mond ist aufgegangen …“) stammt.

Wie Claudius somit als idealer literarischer Repräsentant von „Empfindsamkeit“, bzw. der frühen Klassik gelten mag, so bewährt sich auch das Wiener Staatsballett immer wieder aufs Neue als charmanter Botschafter der Wiener Tanzkunst und Kultur.

Vor allem seit der Direktionszeit von Manuel Legris hat sich die Wiener Ballettpräsenz auf den internationalen Bühnen deutlich verstärkt: Die aktuelle Japan Tournee, in deren Verlauf das Wiener Staatsballett vom 9. bis 15. Mai 2018 Le Corsaire (in der choreographischen Fassung von Manuel Legris) sowie ein Rudolf Nurejew zugeeignetes Galaprogramm auf seinen Stationen Tokio und Osaka zeigen wird, ist die 12. Gastspielreise seit der Spielzeit 2010/2011. Auf den „Spuren Urians“ begeisterte das Wiener Staatsballett bei bisher 48 Vorstellungen rund 55.000 Zuseherinnen und Zuseher und gastierte dabei bereits in Versailles (3. bis 5. November 2011), Monte Carlo (10. bis 11. Dezember 2011), Japan (Tokio, Nishinomiya, Nagoya; 24. April bis 5. Mai 2012), Belgrad (12. April 2013), Paris (4. bis 27. Juli 2013), Maskat (18. bis 20. Jänner 2014), St. Petersburg (25. April 2015 und 25. April 2016), Tampere (14. Juni 2015), Granada (20. bis 22. Juni 2015) und Madrid (11. bis 14. Jänner 2017).

In dieser „offiziellen“ Reisestatistik nicht enthalten sind die zahlreichen Auftritte von Mitgliedern des Wiener Staatsballetts, die Einladungen aus aller Welt gerne oftmals Folge leisten, um sich und ihre Kunst einem internationalen Publikum zu präsentieren.

Endet das legendäre Reisegedicht von Matthias Claudius in erbaulicher Absicht mit der Botschaft, dass man letztlich überall auf dieselben menschlichen Eigenschaften trifft und es somit nirgendwo so schön ist wie zu Hause, so schwingt darin auch eine gewisse Grunderfahrung des Wiener Staatsballetts mit: Der Moment, in dem sich bei der ersten Vorstellung nach einer Tournee an der Wiener Staatsoper der Vorhang hebt, ist immer ein ganz besonderer – ein wärmendes Erfülltsein von vertrauter Heimat und wunderschönen Erinnerungen an die Ferne.

Oliver Peter Graber


Japan-Tournee des Wiener Staatsballetts
9. bis 15. Mai 2018