KS René Pape und der Chor der Wiener Staatsoper
Pavel Kolgatin (Gottesnarr)
KS Ferruccio Furlanetto (Boris), Stephanie Houtzeel (Fjodor)

» Das Vergangene im Gegenwärtigen – das ist meine Aufgabe «

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Anlässlich der Wiederaufnahme von Boris Godunow folgen hier Überlegungen zu dieser Oper, die der Journalist und Übersetzer Sergej Buntman im Jahr 2005 ver- fasste und erstmals veröffentlichte. Buntman war damals noch stellvertretender Chefredakteur des renommierten oppositionellen Radiosenders Echo Moskau, der mittlerweile seine Tätigkeit einstellen musste, mit den letzten Resten der in den vergangenen Dekaden zunehmend drangsalierten, ja an Leib und Leben ihrer Mitarbeiter bedrohten unabhängigen Presse Russlands. Im Licht der jüngsten Ereignisse liest sich seine Reflexion wie eine Prophetie, vor der Westeuropa zu lange glaubte, die Ohren verschließen zu dürfen.

An der Seite der klassischen Darlegungen des Philosophen und Literaturwissenschaftlers György Lukács zu der von Mussorgskij weitgehend im Wortlaut vertonten Dichtung Aleksandr Puškins erschließen sich ebenso überraschende wie erhellende Parallelen zum heutigen Weltgeschehen.

DER HISTORISCHE KONTEXT

Nach fast ein halbes Jahrhundert währender Herrschaft stirbt Iwan der Schreckliche 1584. Sein ältester Sohn, ebenfalls mit Namen Iwan, ist schon vor langer Zeit vom Vater getötet worden. Es gibt einen Nachfolger, Zar Fjodor. Dessen Thronbesteigung ist legitim, aber man spürt, dass seine Herrschaft nicht von Dauer sein wird. Neben Fjodor hat Iwan der Schreckliche noch einen Sohn namens Dimitrij. Dieser Knabe, ein spät geborenes Kind, ist fast noch ein Niemand, und vor allem lebt er weit entfernt in einer Provinzstadt bei seiner Mutter. Dort, in Uglitsch, erleidet er einen gewaltsamen Tod. Dann stirbt auch Fjodor. Sein Schwager, Boris Godunow, ist der dem Thron am nächsten stehende Verwandte und gilt auch als der fähigste, die Herrschaft anzutreten. Man wählt ihn, ja man drängt ihn 1598 geradezu zur Thronbesteigung. Er ist der neue Zar. Doch schon bald setzt Enttäuschung ein. Mit ihr bricht die Zeit der Wirren an. Es taucht ein Thronprätendent auf, der sich als der legitime »echte« Zar bezeichnet: Der entlaufene Mönch Grigorij Otrepjew gibt sich als geretteter Zarewitsch Dimitrij aus. Mit einer zusammengesuchten Armee aus Polen und Kosaken zieht er siegreich gen Moskau. Die beiden Kinder Godunows, Xenia und Fjodor, werden umgebracht. Der »selbsternannte« oder »Pseudo-«Dimitrij wird 1605 gekrönt. Beim Versuch, eine mehr oder weniger europäische Regierungsform zu etablieren, nimmt er einige spätere Reformen Peters des Großen vorweg, aber nach kaum einem Jahr wird er ermordet. Ein selbsternannter Zar folgt auf den nächsten, darunter auch Fürst Schuiskij, der gegen Boris Godunow intrigiert hatte. Erst 1613 besteigt mit Fjodor Iwanowitsch ein Mitglied der Dynastie der Romanows den Zarenthron, die Russland 300 Jahre lang regieren wird.


Was erwartet Russland?

SERGEJ BUNTMAN

Selbstverständlich war die »Zeit der Wirren« von Boris Godunow bis zur Inthronisierung der Romanows keine Ausnahme unter der Regel der Unmenschlichkeit, nicht nur der spezifisch russischen, sondern auch der allgemein europäischen. Der Hundertjährige Krieg, die Pest (der »schwarze Tod«), die Rosenkriege, die Kriege des 16. Jahrhunderts, fortgesetzt im 17. mit dreißigjähriger Vernichtung unter den Europäern – alles Kataklysmen, die im Gedächtnis vieler Nationen Narben hinterließen. Mit der Zeit zog man tatsächlich Lehren aus den Katastrophen, sie wurden in unschätzbare Erfahrungen verwandelt, die sich in Gesetzen und Vereinbarungen, Versicherungen und Gewohnheiten widerspiegelten. Sogar als Europa in für uns noch erinnerlicher Zeit dem Wahnsinn der totalitären Ideologien verfiel – von den Formen italienischer, spanischer oder portugiesischer Prägung bis zur schwerstkranken Form des deutschen Nationalsozialismus – funktionierte dieses System, schlug Alarm und konnte sich korrigieren.

Auch Russland erlebte weiter eine Vielzahl von Erschütterungen und wendete sich Europa zu, indem es versuchte, europäische Denkweisen und Ordnungen zu übernehmen. Trotzdem blieben unter dem europäischen Gewand nicht nur die Traditionen und Gewohnheiten eines patriarchalischen, halbasiatischen Lebens bestehen, sondern auch die Ängste vor einer Wiederholung der »Zeit der Wirren«. Diese Furcht ist nicht nur die Angst vor Entbehrungen und Zwietracht, vor Hunger und Todesnähe, sondern viel eher der tiefe Schreck der Vaterlosigkeit und im Kern die hartnäckige Weigerung, erwachsen zu werden. Es ist der Zustand eines Halbwüchsigen, der manchmal revoltiert, aber auch zu Heldentaten fähig und zur Selbstaufopferung imstande ist, zur Demut, zum Verzicht auf elementare Güter um eines großen Zieles willen. Aber das Ziel setzt der »Älteste« fest, der dich ständig unter der Knute hält und alle Kleinigkeiten deines Lebens regelt. Das 20. Jahrhundert und der Beginn des 21. sind keine Ausnahme. Eine grandiose Revolution, zwei Weltkriege, der Zusammenbruch des zaristischen sowie des sowjetischen Imperiums schufen nur vorübergehend die Illusion von Selbstständigkeit und den Wunsch, unverzüglich in die komfortable Existenz eines wohlhabenden und friedlichen Landes überzuwechseln. Die Enttäuschung folgte auf dem Fuß. Die Menschen ertrugen die wirtschaftlichen Schwierigkeiten nur mit Mühe, und der endlose Krieg im Kaukasus vergiftete das Leben beständig mit Lüge und Xenophobie. Das ist kein Leben, sondern – zusammen mit der alltäglichen Gewalt und der unbezwingbaren Kriminalität, die im Staat heranwächst – ein ständig präsenter, langsamer Tod. Der Weg zur Demokratie scheint außergewöhnlich lang und gewunden zu sein, und das Land gibt sich der unbezähmbaren Verführung hin, ihn zu begradigen, Ecken zu umgehen und die Entfernungen zu verkürzen. Und so entsteht das Gespenst einer »Zeit der Wirren«. Und es fehlt ein Ziel, das voranführen würde, die Entbehrungen rechtfertigen würde. Demokratie, ein festgefügtes tägliches Leben und selbstständige Arbeit – das ist zu einfach und gleichzeitig viel zu kompliziert und anstrengend. Und deshalb begrüßt Russland fast mit Begeisterung einen niemandem bekannten Menschen mit kraftvollem Gang, deutlich artikulierter Sprache, groben, verständlichen Sätzen, die zu den Losungen der alten Epoche – der zaristischen und der sowjetischen – zurückführen, die man immer öfter als das »Goldene Jahrhundert« zu empfinden beginnt. Russland wählt sich einen Präsidenten, Russland wählt sich einen Vater. Ohne besonderes Bedauern überlassen die Menschen dem von ihnen gewählten Vater die Instrumente für ein selbstständiges Leben: Wahlen, Unternehmertum, Meinungsfreiheit. Ein trauriges Bild. So wie in der »Zeit der Wirren« das Volk nostalgisch die Regentschaft Iwan des Schrecklichen erinnerte und ihm alle Gräueltaten verzieh für das erhabene Selbstvertrauen, das er ihnen gab, so sprechen heute viele mit einem sehnsuchtsvollen Seufzer den Namen Stalins aus, der eine brutale Macht aufbaute, den Krieg gewann, und – was die Hauptsache ist – eine klare und feste Ordnung im Land herstellte. Die Millionen von Opfern, die seine Herrschaft kostete, werden gewöhnlich nicht zur Kenntnis genommen. Immer öfter finden sich auch moderne Muster zur Nachahmung. China, das sein strenges ideologisches System nicht zerstört, aber dabei eine mächtige Wirtschaft aufbaut. Das benachbarte Weißrussland mit seinem autoritären Präsidenten-Populisten und dem Verzicht auf die Kriterien europäischer Demokratie, aber mit einem stabilen System sozialer Unterstützung. Westeuropa hat aufgehört, Orientierung zu sein.

Was erwartet Russland in der Zukunft? Eine neue, ewige »Zeit der Wirren«? Oder die »ewige Ruhe« patriarchaler Stagnation? Eine neue Isolation, einen »eisernen Vorhang«, einen Neuanstrich der ideologischen Fassade? Es scheint, dass das in der modernen Welt schwieriger und schwieriger wird, aber da die Bewohner Russlands unwahrscheinlich träge sind und andererseits bereit zur Selbstaufopferung im Namen einer überzeugenden Idee, ist praktisch alles möglich. Doch sogar heute, wo die Realität so traurig aussieht, wo die menschenverachtende herrschende Macht nichts gegen die Ängste der Menschen unternimmt, sie nicht erwachsen werden lässt, hegen wir die Hoffnung, dass wir durch lange, leise, beharrliche Arbeit endlich aus dem verhängnisvollen Kreis der Erinnerung an die alte »Zeit der Wirren« und die Vorahnung einer ebensolchen neuen Zeit ausbrechen könnten. Wie schön wäre es, wenn wir aufhörten, unserm Staatswappen zu ähneln, dem zweiköpfigen Adler, der den einen Schnabel in die Zukunft, den andern in die Vergangenheit bohrt und hochmütig die Gegenwart verachtet. Glauben wir daran, dass die »Zeit der Wirren« in den Köpfen ein Ende findet.


Puškins Boris Godunow

GYÖRGY LUKÁCS

Wenn Puškin in Boris Godunow einen tragischen Abschnitt der Entstehungskrise des russischen Absolutismus darstellt, so ist dieses Drama zugleich – freilich unausgesprochen – auch das Vorspiel der Auflösungskrise desselben Absolutismus. Der dramatische Historismus Puškins ist gleichzeitig eine gesellschaftliche Prophezeiung. Puškin gestaltet die Entwicklung des Absolutismus und dessen unaufhaltsamen Triumphweg derart, dass die kommende und sich später offenbarende Problematik dieses Systems bereits sinnfällig wird.

Im Vordergrund steht selbstverständlich auch hier der Gegensatz von Absolutismus und Feudalismus, und die Überlegenheit des ersteren. Der Absolutismus bedeutet auch hier, wie überall, dass der Adel im Prozess der Umwandlung zum Hofadel seine Unabhängigkeit verliert. Menschlich offenbart sich dieser Prozess in erster Linie als moralischer Verfall; die Übergangsform ist eine mit Wut gepaarte Ohnmacht gegen den Absolutismus. Der Adel hat seine alten feudalen Tugenden verloren, aber seine spätere höfische Kultiviertheit noch nicht erreicht: eine Mischung aus der alten Rohheit und der neuen Niederträchtigkeit charakterisiert die Vertreter des Adels. Sie sind sich ihrer Schwäche dem Volk gegenüber bewusst, ebenso ihres Entwurzeltseins aus dem Volksboden. Einer der Bojaren spricht dies so aus:

         Schon lange sieht das Volk in uns nicht mehr
         Den Nachwuchs seiner kriegerischen Herrscher,
         Schon lange sind wir unsrer Länder bar,
         Schon lange sind wir nur der Zaren Diener.

Die verständigeren Vertreter des Hochadels sind sich auch darüber im Klaren, dass diese Lage nicht durch die individuellen Fähigkeiten Boris Godunows entstand, dass es vom Standpunkt der Aristokratie aus geradezu gleichgültig bleibt, wer die Person des Zaren ist. Ein anderer Bojar charakterisiert Boris wie folgt:

         [...] er regiert uns fast schon
         Wie Zar Iwan. (Gedenk sein nicht zur Nachtzeit!)
         Sind heuer wir des armen Lebens sicher?
         Es droht ein jeder Tag uns mit Verbannung,
         Mit Turm, Sibirien, Fesseln, Mönchshabit,
         Mit Strick und Hungertod gar im Verliese.

So leben die Bojaren in ewiger Furcht, ständig von Angebern umkreist, zu denen auch ihre intimsten Diener gehören. Sie reagieren darauf so, dass sie auch zu Angebern werden, und ihren bewusstesten und geschicktesten Führern gelingt es, inmitten dieser Verkommenheit auch den Zaren zu betrügen und den Versuch zu machen, seine politischen Entscheidungen im Interesse des Hochadels zu beeinflussen. Der Preis dieser Niedrigkeit und Erniedrigung sind die Hof- und Staatswürden als Vorrechte des Bojarentums. Aber auch diese sind ständig gefährdet. Der sich entwickelnde Absolutismus hat talentierte, zu ernstlicher Handlung fähige Menschen nötig, und diese kann das Bojarentum nicht immer, ja sogar nur sehr selten liefern. Deshalb ist für diese Zeit die stürmische Laufbahn der von unten Heraufkommenden charakteristisch.

Zar Boris ist selbst ein solcher selfmademan. Noch mehr der Thronprätendent Grigorij Otrepjew, der sich für den ermordeten Zarewitsch Dimitrij ausgibt. Die Konflikte, die sich aus dieser Situation ergeben, machten diese Periode der russischen Geschichte zum volkstümlichen Thema der gesamten Weltliteratur. Aber die nichtrussischen Schriftsteller, selbst die größten unter ihnen, sahen nur die Äußerlichkeiten des Konflikts, und insofern sie diese Erscheinungswelt »vertieften« gaben sie ein falsches, verzerrtes Bild dieser geschichtlichen Situation und der ihr entstammenden Tragödie. Ein solcher »vertiefter« Oberflächenkonflikt ist das tragische Problem der Legitimität. Diese Tragödie schreiben – um nur die Größten zu nennen – Schiller und Hebbel. Bei beiden stammt – freilich in sehr verschiedener Form – die Tragödie aus der Tatsache, dass der Thronprätendent seine eigene illegitime Abkunft erfährt und so der Gegensatz zwischen der im Namen der Legitimität erfolgten Thronbesteigung und der illegitimen Abkunft zum Ausgangspunkt eines inneren, zum tragischen Zusammenbruch führenden Konflikts wird. Puškins tiefer historischer Sinn weiß hingegen, dass die Legitimität in diesen Kämpfen nur eine Äußerlichkeit ist, nur ein Losungswort oder eine Fahne; in diesen Kämpfen messen sich große historische Kräfte während eines primitiven Abschnitts des Prozesses, in dem sich das russische Volk zur Nation zusammenschließt. Die Legitimität ist für die Kämpfer nur ein Vorwand. Der Thronprätendent spricht es klar aus:

[...] Hör, dass weder König, Papst noch die Magnaten Sich scheren um die Wahrheit meines Worts. Ob Dimitrij ich, ob nicht — was kümmert sie es?
Der Vorwand bin ich nur zu Krieg und Zwist. Dies einzig brauchen sie in mir...

Dies alles ist möglich, weil das Volk selbst noch nicht so weit entwickelt ist, um sein Los, das Schicksal der Nationwerdung, in die eigenen Hände zu nehmen. Diese Entwicklung beginnt hier erst, kaum sichtbar, unter der Oberfläche, offenbart sich in dem stumpfen Hass gegen die »obere Welt«, in der Zurückweisung jener Vorspiegelung, als wären die »oben« vor sich gehenden Veränderungen die Sache des Volkes. Nur so viel ist klar, dass das Volk nie und nirgends die Bojaren gegen den Zarismus unterstützt. Als Zar Boris, Komödie spielend, die Krone zurückweist und die Kirchenväter, die Bojaren und das zusammengetriebene Volk ihn weinend darum anflehen, die Krone anzunehmen, stellt Puškin die wirkliche Volksstimmung folgendermaßen dar:

VOLK (auf den Knien; Geheul und Gejammer) Erbarm dich, Vater! Wolle uns beherrschen! [...]
EIN ANDERER Was weinen jene? Wie soll man’s wissen? Die Bojaren wissen’s – nicht wir.

Dies bedeutet aber keineswegs, dass das Volk mit dem Unterdrückungsapparat des Zaren sympathisiert. Seine Vertreter sind in den Augen des Volkes ebensolche erpresserischen Banditen wie die Bojaren. Als der aus dem Koster entflohene Thronprätendent von zaristischen Grenzwächtern gesucht wird, sagt die Wirtin einer Grenzschenke: »Von diesen Polizeimenschen aber kommt nur das eine, dass sie die Reisenden belästigen und uns arme Leute schinden ... Die sagen nur, sie machen die Runde, in Wahrheit heißt es: Schnaps her und Brot her und weiß Gott was noch – verrecken sollen sie, die Malefizkerle! Möge ihnen ...« Dem Volk also hat die Geschichte noch keinen Raum zum Handeln gegeben. Die Selbstzerfleischung, das Sich-selbst-Verzehren der feudalen Schichten ist gerade so intensiv wie in Shakespeares Königsdramen der Krieg der Weißen und der Roten Rose. Das Volk nimmt an diesen Kämpfen nur unter dem Druck des Zwangs teil; eine besondere Szene zeigt, welch zusammengewürfelte fremde Söldnerheere die feindlichen Lager neben dem eigenen Volk in den Kampf werfen müssen. Das Misstrauen des handlungsunfähigen Volkes ist jedoch ein wichtiger Hintergrund und eine Erklärung dafür, was im Vordergrund geschieht. Das Volk hat sowohl den Zaren als auch die Bojaren. Wie dies bei derartigen unentwickelten Bewegungen zu geschehen pflegt, sehen sie noch nicht nach vorwärts, sondern nach rückwärts: in die guten alten Zeiten, in denen die Leibeigenschaft unter den unentwickelten feudalen Verhältnissen ihr sogenanntes goldenes Zeitalter erlebte. (Diese Volkspsychologie finden wir auch in den Tragödien Shakespeares; in der Wirklichkeit spielte sie in der Ideologie der großen Bauernaufstände des 16. Jahrhunderts eine wichtige Rolle.)

Unter solchen Umständen gibt es für einen Menschen, der seine menschliche und moralische Integrität bewahren will, nur einen Weg: aus dem Leben zu treten und zum Zuschauer zu werden; also ins Kloster zu gehen. Puškin stellt dieses Verhalten mit unübertrefflicher Schönheit und Klarheit in der Gestalt des alten Mönch-Chronisten dar. Es ist kein Wunder, dass Dostojewskij für diese Gestalt schwärmte. In dem vollkommenen Beiseite-Stehen Pimens, der nur das treue Bild der Zeit für bessere Zeiten aufzeichnen will, offenbart sich die reine Form der in dieser Periode möglichen Opposition.

BORIS GODUNOW
11. (Wiederaufnahme) / 15. / 18. / 23. / 27. Mai 2022 Musikalische Leitung Sebastian Weigle
Regie & Ausstattung Yannis Kokkos
Mit u.a. Alexander Tsymbalyuk, Margaret Plummer, Ileana Tonca, Thomas Ebenstein,Vitalij Kowaljow, Dmitry Golovnin, Stephanie Maitland


Text Sergio Morabito Bilder Michael Pöhn