Das tragische im komischen - Premiere von Verdis letzter Oper Falstaff
Es ist das letzte Werk des großen Menschen-darstellers Giuseppe Verdi, eine Komödie, die befreit, nachdenklich macht, weise, entlarvend und gerade darum auch unterhaltend ist: Falstaff. Vor 123 Jahren an der Mailänder Scala uraufgeführt, gilt sie als die Zusammenfassung des gesamten Verdischen Schaffens, gleichzeitig aber auch als Ausgangspunkt in eine neu musikalische Welt. Nach fünf Falstaff-losen Jahren bringt die Wiener Staatsoper nun dieses Juwel in einer Neuproduktion heraus: mit Zubin Mehta als Dirigenten und David McVicar als Regisseur.
„Schreib nur tragische Opern, keine Komödien! Du hast die schwere Hand des Dramatikers!“ So sprach Gioachino Rossini, damals unbestrittener Operngott und freundschaftlicher Meister, zu seinem deutlich jüngeren Kollegen, zu Giuseppe Verdi. In jener schicksalshaften Nacht, in der Verdis erste musikalische Komödie Un giorno di regno mit ohrenbetäubendem Karacho beim Publikum durchfiel. Noch hallten die Gänge vom Pfeifen des Publikums wider, als Rossini dem am Boden zerstörten den wohlmeinenden Rat gab. So zumindest berichtet die Legende.
Die faktische Operngeschichte berichtet: Dass Verdi danach für lange Jahre nur noch tragische Libretti anfasste. Nur einmal wäre er der tragischen Muse fast untreu geworden, hätte erwogen, in den 1870er Jahren einen Tartuffe (nach Molière) zu schreiben. Aber nein! Auch das nicht! Lieber die sterbende Aida … Also: Kein Lachen! Sondern: Tragische Opern! Für fünf Jahrzehnte. In diesen wuchs Verdi zum Nachfolger der großen Drei, also Rossinis, Bellinis und Donizettis heran, übertraf alles ihn Umgebende. Wer von italienischer Oper sprach, der sprach von Verdi. Und wer von Verdi, der von italienischer, tragischer Oper.
50 JAHRE OHNE LACHEN
Und nicht nur er setzte die Tradition der opera buffa, der italienischen heiteren Oper nicht fort, ganz Italien schien gelähmt. Nach dem Don Pasquale von Donizetti gelang kein einziges bedeutendes Werk dieses Genres mehr. Das Lachen war den italienischen Komponisten gründlich vergangen. Ja, mehr noch: Nach seiner Aida, 1871 uraufgeführt, zog sich Verdi als Musiktheaterkomponist mehr und mehr zurück. Zehn Jahre dauerte es, bis er wieder etwas herausbrachte, und auch das war kein neues Werk, sondern nur eine (allerdings: ziemliche) Neufassung des bekannten Simon Boccanegra. Und dann folgt drei Jahre darauf die Überarbeitung des oftmals überarbeiteten Don Carlo. Sonst: Stille. Der Opernkomponist Verdi hatte sich auf sein geliebtes Gut zurückgezogen und betrieb Landwirtschaft. Doch dann …
Dann, Verdi ist inzwischen 73 Jahre alt, gelingt es dem Verleger Giulio Ricordi den alten Meister mit einem deutlich jüngeren zusammenzubringen, also Verdi mit dem Komponisten und Dichter Arrigo Boito. Die beiden kannten einander zwar schon, hatten zuvor aber kein Feuer gefangen. Doch diesmal ist es anders. Verdi und Boito finden ein Sujet, finden einen gemeinsamen Weg, finden zu einer gemeinsamen Sprache: Boito dichtet, Verdi komponiert und heraus kommt Otello, ein Triumph sondergleichen. Verdi verlässt mit dieser Oper die gewohnten Pfade, schreibt neues Musiktheater, eine ungewohnte Musik. Und, ja, ein dritter ist auch noch im Bunde, es ist Shakespeare, jener Theaterdichter, den Verdi über alles liebt und bewundert, dessen Werke er genau kennt. Seinen Macbeth hat er bereits vertont, nun den Otello, und über den Lear denkt er seit langem nach. Doch es kommt anders. Inzwischen schreiben wir 1889, Verdi ist nun 76 Jahre alt, und aus der fruchtbaren Boito-Shakespeare-Verdi-Konstellation soll ein zweites Werk entstehen. Doch nicht der Lear. Diesmal: keine Tragödie, sondern – eine Komödie! Jenes Genre, das Verdi so lange nicht angerührt hat. Und eine ganz besondere: nämlich eine rund um Falstaff, den ältlichen Lebemann, verfressen, gierig, verlacht, tragisch, komisch.
ENDLICH EIN KOMÖDIENERFOLG
Doch woher kam die Idee? Eine schöne Anekdote erzählt, dass Verdi bereits früher schemenhaft an eine Opernfigur à la Falstaff dachte, nämlich als einst der Impresario Mauro Corticelli, wohlbeleibt, eingebildet und auf stetiger Jagd nach Frauen, bei den Verdis auf dem Gut Sant’Agata lebte. Dieser Corticelli war offenbar ein Quell ewiger Heiterkeit, ob man nun mit, oder über ihn lachte. Als Genussmensch erfreute er sich am Essen, Trinken und Leben – und leider auch auch am Dienstmädchen des Hauses. Grund genug, ihn strikt aus dem Haus zu weisen. Es wurde nun stiller auf Sant’Agata, aber in der Fantasie Verdis lebte die Figur offenbar fort und fand schließlich ihr Abbild im Falstaff, dem zweifelhaften Helden Shakespeares. (Dass er schon früher über einen Falstaff zu einem Libretto von Antonio Ghislanzoni nachdachte, bestritt Verdi stets heftig.)
1889 also: Boito schlägt den Stoff vor, Verdi willigt ein. Der Librettist schickt im Sommer einen ersten Entwurf, den Verdi begeistert – „Ausgezeichnet! Ausgezeichnet!“ Man könnte es nicht besser machen! – annimmt. Die Arbeit kommt in Schwung, vorerst aber noch hoch geheim. Niemand ist eingeweiht, nicht einmal der Verleger Ricordi. Erst ein gutes Jahr später, im Herbst 1890, geht man an die Öffentlichkeit, und dann dauert es noch einmal zwei Jahre, bis das Werk vollendet ist. Es geht Schlag auf Schlag: Die Uraufführung findet 1893 an der Scala statt, man feiert den greisen Meister. Und die Welt spielte den Falstaff nach: In Genua und Rom. In Berlin und Paris. In London und Hamburg (unter Gustav Mahler). In Buenos Aires und New York. Und auch in Wien.
Falstaff, das letzte Musiktheaterwerk Verdis, wurde zur triumphalen Komödie, zum künstlerischen Testament des „il vecchio“, des Alten, wie man Verdi nannte. Und gilt bis heute als eine einzigartige Oper, in der Verdi nicht nur der Komödie neues Leben einhaucht, sondern auch eine Bilanz seines gesamten künstlerischen Lebens zieht.
EIN LIBRETTO ALS MEISTERSTÜCK
Was ist das aber für eine musikalische Komödie, die Bewunderung, aber auch Verwunderung auslöste? Es ist ein Werk, das bereits in seinem hochkomplexen Libretto für Erstaunen sorgt: Boito komprimierte nicht nur Shakespeares Die lustigen Weiber von Windsor zu einem Libretto, sondern fügte auch noch einige Ausschnitte aus anderen Shakespeare-Werken (wie Heinrich IV) ein. Und er schuf ein sprachlich gefinkeltes Libretto, das etwa den einzelnen Figuren jeweils andere Versmaße zuschreibt. Schon an der Sprache sind also die Figuren charakterisiert und zu erkennen! Und Verdi zog über dieses Sprachgerüst eine ungemein moderne, eine ganz neue Musiksprache, die lachend und rasend, mit uhrwerkhafter Präzision das mehrschichtige Komödienwerkl ablaufen lässt. Was da alles im Orchestergraben, auf der Bühne und zwischen allen Beteiligten abläuft! Und sich schließlich zu einer gewaltigen Fuge zusammenballt, die in der Erkenntnis mündet: Alles in der Welt ist Posse: und wer zuletzt lacht,lacht am besten!
„Am meisten“, so zeigt sich Marie-Nicole Lemieux,die Mrs. Quickley der Neuproduktion, begeistert, „fasziniert mich die Instrumentation dieser Oper! Schon der Beginn der Oper, oder der Anfang des 3. Aktes. Diese Farben!“ Und dann auch diese Frische, die Verdi zeigt. Als ich Falstaff zum ersten Mal hörte, war ich verblüfft: Es ist eine solche Jugend spürbar! Und das in seinem Alter! Für mich ist Falstaff daher eine Unterrichtsstunde fürs Leben, denn Verdi hat nie aufgehört, Neues zu finden und sich selbst zu erneuern!“ Und Carmen Giannattasio, die neue Staatsopern-Alice, fügt hinzu: „Ich bekomme geradezu Gänsehaut im dritten Akt, wenn Falstaff im Park erscheint: das Läuten der Glocken, die Harmonien, die Verdi hier erschafft: ein Genie ohnegleichen! Jedesmal bin ich aufs Neue erstaunt, hingerissen.“
Falstaff ist aber auch eine Zusammenfassung vieler traditioneller Theaterschichten: Die Figuren der italienischen Stegreifkomödie, der Commedia dell’arte tauchen wieder auf, ein vielschichtiges Spiel im Spiel wird entwickelt. Denn vor den Augen der Zuschauer wird Theater gespielt, jeder kocht sein eigenes Süppchen und versucht den anderen zu überrumpeln. Bis immer wieder auch die Realität hereinbricht und die Komödienhandlung konterkariert. Und wie in jeder guten Komödie weiß das Publikum die ganze Zeit mehr als die Bühnenfiguren und hat als einziger den Überblick über all die unterschiedlichen Intrigen. Ob Falstaff nichts ahnt von seinem Unglück? „Nein“, winkt Ambrogio Maestri, der neue Wiener Falstaff, ab, „ihm ist bis zum Ende nicht klar, dass er nicht Ernst genommen wird. Bis zu jenem Ende, an dem er vor Angst fast stirbt.“
DIE SÄNGER DER PREMIERE
Die Titelfigur singt Ambrogio Maestri: Ein Sänger, der in dieser Aufführungsserie seinen bereits 250(!) Falstaff gestalten wird. Als Ford steht der französische Bariton Ludovic Tézier auf der Bühne, den man in Wien zuletzt als Rodrigo erleben konnte. Carmen Giannattasio (Hausdebüt) wird die Alice singen, die junge Mezzosopranistin Lilly Jørstad – sie sprang bereits im November als Rosina im Barbiere ein und absolvierte so ihr vorgezogenes Hausdebüt – übernimmt die Meg Page. Marie-Nicole Lemieux ist Mrs.Quickly (sie sang die Partie bereits 2011 an der Wiener Staatsoper), das junge Liebespaar Nannetta – Fenton wird von Hila Fahima und Paolo Fanale (auch er debütiert in dieser Produktion am Haus) gestaltet. Herwig Pecoraro wird auch in dieser Produktion den Bardolfo singen (man hat ihn in dieser Rolle 42mal an der Staatsoper erlebt), Hausdebütant Riccardo Fassi ist der Pistola, den schrulligen Dr. Cajus gibt Thomas Ebenstein.
FALSTAFF IN WIEN
Der erste Falstaff erklang in Wien bereits im Uraufführungsjahr 1893 – ein Gastspiel. 1904, unter Gustav Mahler, stand die erste reguläre Hofopern-Produktion auf dem Spielplan, weitere wichtige Dirigenten folgten: Clemens Krauss, Franz Schalk, Josef Krips, Rudolf Moralt, Herbert von Karajan, Leonard Bernstein, Georg Solti, Lorin Maazel, Seiji Ozawa, Daniele Gatti. Regisseure waren unter anderem Lotha Wallerstein, Karajan, Luchino Visconti, Filippo Sanjust, Marco Arturo Marelli. Und berühmte Sänger … sonder Zahl! Unter anderem: Alfred Jerger, Otto Edelmann, Tito Gobbi, Dietrich Fischer-Dieskau, Giuseppe Taddei, Walter Berry, Bryn Terfel, Alan Titus und Ambrogio Maestri (Falstaff), dazu die Damen Marie Gutheil-Schoder, Rosette Anday, Eszther Réthy, Hilde Güden, Elisabeth Schwarzkopf, Anna Moffo, Giulietta Simionato, Wilma Lipp, Sona Ghazarian, Christa Ludwig, Brigitte Fassbaender, Marjana Lipovšek, Olivera Miljakovic, Angela Gheorghiu, Vesselina Kasarova, Krassimira Stoyanova, Elīna Garanča; nicht zu vergessen die Fords: Rolando Panerai, Eberhard Waechter, Bernd Weikl, Carlos Álvarez … mit einem Wort: Operngeschichte!
DER INHALT
Die Handlung, die der genannten Vorlage Shakespeares folgt, ist bei aller Vielschichtigkeit leicht zu erzählen: Sir John Falstaff, Ritter und Lebemann, der mehr gute Tage hinter als vor sich hat, ist am Ende seiner finanziellen Mittel angelangt. Doch kennt er weder Furcht noch Selbstzweifel und bricht zu neuen Abenteuern auf: Gleich zwei Damen der Gesellschaft – Alice Ford und Meg Page – schreibt er gleichlautende feurige Liebesbriefe, zumal er sich neben amourösen Erfolgen auch noch finanzielle verspricht. Doch die Frauen erwidern das Interesse nicht, im Gegenteil: Empört schmieden sie einen Plan, den selbstgefälligen Ritter zu blamieren. Als Liebesbotin schicken sie Mrs. Quickly, die Falstaff zum angeblichen Stelldichein in Fords Haus einlädt. Parallel dazu verraten die ebenfalls heruntergekommenen Diener Falstaffs Ford, dem Ehemann von Alice, die Pläne ihres Herrn. Dieser rüstet sich ebenfalls zur Maskerade und erscheint bei Falstaff als „Signor Fontana“ und spiegelt vor, in Alice Ford – unerhört – verliebt zu sein. Der vorgetäuschte Plan: Der ,unwiderstehliche‘ Falstaff möge Alice verführen und sie so moralisch ins Wanken bringen. Erst einmal untreu geworden, wäre für Signor Fontana der Erfolg sicher. Der wahre Plan: Ford will Alice so der Untreue überführen. Nun überschlagen sich die Ereignisse: Falstaff erscheint bei Alice, doch aus dem spöttischen Spiel der Frauen wird Ernst. Eifersüchtig taucht Ford auf und Falstaff wird entsorgt: man kippt ihn in die Themse – und verspottet ihn lautstark. Doch damit nicht genug, noch einmal wird Falstaff an der Nase herumgeführt: Bei einem erneuten, fingierten Stelldichein im Park (er soll als Schwarzer Ritter mit einem Geweih am Kopf erscheinen) bedrängt und drangsaliert ihn die als Elfen und Kobolde verkleidete Gesellschaft heftig.Doch auch Fords Plan, seine Tochter Nannetta mit dem kauzigen Dr. Cajus zu verheiraten, wird von den Frauen durchkreuzt: Inmitten des Chaos bekommt Nannetta den von ihr geliebten Fenton. Am Ende regiert das Gelächter: und die Erkenntnis der Lächerlichkeit des Lebens.
DAS TRAGISCHE IM KOMISCHEN
Doch nicht alles ist Lachen in dieser Oper, auch das Tragische wird im Komischen spürbar – wie Regisseur David McVicar besonders hervorhebt. „Wie traurig ist doch deine Komödie“, schrieb schon die große Menschendarstellerin Eleonora Duse an Boito … „Das Traurige liegt in der Einsamkeit der Figur. Also in der Angst, alleine zu bleiben – eine Angst, die jeder Mensch hat. Und im nahenden Ende der Existenz“, meint Ambrogio Maestri. Denn Falstaff, bei aller Unbekümmertheit, ist freilich kein junger Mann mehr, längst sind die Jahre vergangen, in denen er der Page des Herzogs von Norfolk war, schlank und jung. Doch auch die anderen haben – in Wahrheit – nicht immer Grund zum Lachen. Ford ist selbst ein Übertölpelter, dessen Tochter nicht den von ihm gewünschten Mann heiratet; Dr. Cajus bekommt nicht die Frau seiner Träume und auch Alice Fords Lebensglück ist nicht ohne Trübung: „Sie lebt in keiner glücklichen Ehe“, meint Carmen Giannattasio. „Und sie möchte zeigen, wie sehr sie die Klügste,Schönste, Charmanteste ist.“ Gerade in dieser Figur zeigt sich deutlich, wie Verdi Positives und Negatives zu mischen verstand und Menschen mit Licht- und Schattenseiten auf die Bühne stellte. Denn während die Alice sich einerseits persönlich zu profilieren versucht, kümmert sie sich andererseits um das Wohl ihrer Tochter: „Sie will, dass Nannetta glücklich wird“, erklärt Giannattasio. „Und während sie Falstaff den Streich spielt, plant sie auch gleich die Hochzeit ihrer Tochter – gegen den Willen ihres Ehemanns.“ Doch es gibt auch die reine, positive Liebe in dieser Oper, jene des jungen Paares, Nannetta und Fenton. Ein Gegengewicht? Ja, mein Hila Fahima, die die Nannetta singt. „Es gibt etwas Trauriges an Falstaff, auch an der Art und Weise, wie die anderen Späße mit ihm treiben – zu grausam, mitunter. Und die beiden zeigen eine reine, erste Liebe, frisch und ehrlich, voller Freude und Gefühle. Diese Liebesgeschichte zwischen Nannetta und Fenton gibt ein wenig Licht und Hoffnung. In einer gewissen Form das Gegenteil zur Einsamkeit Falstaffs.“
An der Wiener Staatsoper hat Falstaff – siehe Kasten – seit 1893 Tradition. Und immer war das Stück auch eine Dirigentenoper, zumal Falstaff ja auch eine Orchesteroper ist, in der dieses eine eigene Stimme bekommt. Mehr als in anderen Werken „spricht“ das Orchester, kommentiert und entwickelt eigene Motive, die ein großes Gewicht in der musikalischen Gesamtkonzeption erhalten. Bei dieser aktuellen Premiere – die fünfte Neuproduktion des Hauses seit 1955 – steht Zubin Mehta (siehe nächste Seite) am Pult. Regie führt David McVicar, der an der Wiener Staatsoper bereits Cilèas Adriana Lecouvreur (2014) und Wagners Tristan und Isolde (2013) inszenierte.
DIE GRÖSSTE HERAUSFORDERUNG?
Das aber, so die letzte Frage an die Sänger, ist die größte Herausforderung an diesem Meisterwerk? „Alles umzusetzen, was Verdi verlangt hat. In der Partitur finden sich so viele Eintragungen mit Vorgaben Verdis – das muss man erst einmal schaffen“, meint Marie-Nicole Lemieux. Und in der Umsetzung der breiten Farbenpalette in jeder einzelnen Phrase, fügt Carmen Giannattasio hinzu. „Die Alice muss brillant, aber zur gleichen Zeit auch witzig und raffiniert sein, wenn sie Pläne gegen Falstaff schmiedet. Es ist eine fordernde Rolle – nicht stimmlich, aber musikalisch und rhythmisch!“ Gerade auch in dieser Vielschichtigkeit der Rollen findet Ambrogio Maestri seine größte Herausforderung: „Man darf Falstaff nicht lächerlich machen, sondern muss ihm die Substanz und Tiefe geben, die er verdient.“ Nur wem das gelingt, kann man mit dem großen Alfred Polgar hinzufügen, ist das sicher, was auch zur Oper gehört: dass nämlich – trotz allem – Falstaff nicht nur die Sympathie der Zuschauer gewinnt, sondern auch ihre Liebe...
Oliver Láng
Falstaff | Giuseppe Verdi
Premiere: 4. Dezember 2016
Reprisen: 7., 9., 12., 15. Dezember 2016
Dirigent: Zubin Mehta
Regie: David McVicar
Bühnenbild: Charles Edwards
Kostüme: Gabrielle Dalton
Licht: Paul Keogan
Bewegungsregie: Leah Hausman
Mit: Ambrogio Maestri, Ludovic Tézier, Paolo Fanale, Carmen Giannattasio, Hila Fahima, Marie-Nicole Lemieux, Lilly Jørstad, Thomas Ebenstein, Herwig Pecoraro, Riccardo Fassi