»Bruder, es war stabil«
Im April besuchten Jugendliche des Vereins T.I.W. im Rahmen des »Bühne oida!« Programmes eine Vorstellung von »Don Pasquale« in der Wiener Staatsoper. Miljana, Enes, Emin, Karin, Sonja, Abdulrahim, Abdulaziz und Janine berichten von ihren Eindrücken und Überlegungen zu diesem Tag.
Mein erster Opernbesuch
Zuerst hatten wir einen Workshop, ca. eine Stunde. Da haben wir verschiedene Übungen und Aufgaben zum Thema Gesang gemacht, zum Beispiel die Stimmenerkennung bei Frauen und Männern. Danach haben wir uns ein Plakat angeschaut, wo die ganze Geschichte der Oper „Don Pasquale“ zusammengefasst war und die Hauptcharaktere erklärt wurden. Wir haben auch so ein Rollenspiel gemacht. Es hat die Geschichte spannender gemacht. Am Anfang habe ich die Geschichte nicht wirklich verstanden, aber dann ist es mir klarer geworden. Wir haben verschiedene Szenen ohne Worte nachgespielt, die Gefühle der Schauspieler haben wir durch Mimik und Gestik herauszogen.
Danach haben wir uns für die Vorstellung vorbereitet. Im Saal waren sehr viele elegant angezogene Leute, und die Stimmung war sehr aufgewühlt, so richtig aufgeregt. Dann haben wir uns auf unsere Plätze gesetzt und haben gewartet, bis es beginnt.
Dann hat sich das Licht ausgeschalten und die Vorhänge sind aufgegangen. Wir haben uns das Stück mit einem Screen-Übersetzer angeschaut, der auf jedem Sitzplatz verfügbar war, weil das Stück auf Italienisch ist. Das war sehr hilfreich. Wir haben uns die Vorstellung auf einer sehr schön dekorierten Bühne angeschaut. Es gab viele Schauspieler und Schauspielerinnen und es gab sehr viel Deko. Zum Beispiel in der einen Szene war die Bühne auf einmal Pink mit Flamingos, mit pinken Pflanzen, Bildern und allem. Das hat mir, glaube ich, am besten gefallen und später, als es Nacht war. Da waren Büsche und oben gab es einen Mond und Sterne und eine Bank, wo die Verliebten dann gesessen sind.
Mein Freund wollte auch mitkommen, aber das ging nicht. Ich habe ihm nachher alles erzählt und ich würde auch mit ihm gerne einmal in die Oper gehen. Ich habe ihm die Geschichte allgemein erzählt und wie die Leute gesungen haben. Am meisten erstaunt hat mich, dass sie so laut singen mussten. Ihre Kostüme haben mir auch gefallen.
Autorin: Miljana
Pantomimisches macht Spaß
Das Besondere an diesem Tag war für mich, dass wir mal selber gespielt haben. Da hat jeder Texte bekommen von einer Frau von der Staatsoper, die mit uns einen Workshop gemacht hat. Da mussten wir alles zeigen, pantomimisch vorführen, also nichts reden. Es war schön und lustig. Das habe ich zum ersten Mal gemacht. Ich musste Norina spielen. Das ist ein Mädchen, das arm ist. Sie ist verliebt in einen armen Jungen, der Ernesto heißt. Der Arzt Malatesta und Norina haben einen Plan gemacht, damit sie nicht den Onkel von Ernesto heiraten muss, sondern Ernesto heiraten kann.
Mir hat auch die Oper gefallen, wie sie gesungen haben, also der Gesang. Von allen Sängern, alles hat mir gleich gut gefallen.
Ich empfehle dir, dort auch mal hinzugehen, dort ist es wirklich schön!
Autorin: Karin
Mein erstes Mal in einer Oper
Wir waren bei einem Workshop von der Staatsoper in einem ganz besonderen Raum. Die Frau von der Staatsoper hat uns erklärt, wie der Kaiser, als Leute zu ihm zu Besuch gekommen sind, diese Leute in dieses Zimmer eingeladen hat. Da waren so schöne Gemälde an der Decke und es ist mit Gold gemalt und es waren schöne Fauteuils. Ich bin auf einem Fauteuil gesessen und Aleksandar hat ein Foto gemacht. Der Fauteuil war nicht so bequem, na ja, es geht so.
Danach hat die Frau von der Staatsoper uns erklärt, was alles in der Oper passieren wird. Sie hat uns die Stimmen von Männern und Frauen erklärt, wie die heißen. Danach haben wir drei Lieder angehört. Wir hatten ein Blatt in der Hand und mussten es ausfüllen, ob die Stimmen hoch oder tief sind, und wir mussten unsere Gefühle aufschreiben, wie wir es gefunden haben. Es gab Gefühle und es gab daneben auch Bilder, die wir uns dabei gedacht haben. Ich habe zum Beispiel mich im Meer gesehen, ich lag auf einem kleinen Holz, ich war am Schlafen und danach ist ein großes Boot gekommen und hat mich gerettet.
Dann sind wir in den Saal gegangen und die Oper hat angefangen. Ich habe bemerkt, dass man beim Singen sehr viel Luft haben muss, halt so Ausdauer, dass man den ganzen Text, das ganze Lied singen kann. Die Sänger und Sängerinnen mussten laut singen. Für mich war es angenehm, aber für andere nicht so.
Ein paar alte Leute in der Oper waren gemein. Sie haben mich mit gemeinem Gesicht angeschaut, weil ich am Schluss beim Applaus auch gepfiffen habe, weil es mir so gut gefallen hat. Sie waren verärgert, obwohl ich nichts Schlimmes gemacht hatte.
Was mir am meisten gefallen hat, war die Energie von den Schauspielern, weil die hatten so richtig Energie auf der Bühne. Das macht mich so ein bisschen glücklich, so lustig, wenn ich Leute mit so viel Energie sehe, und das motiviert mich, die ganze Oper anzuschauen.
Meinen Freunden würde ich empfehlen hinzugehen und würde ihnen sagen: „Bruder, es war stabil!“ – Das war mein erstes Mal in der Oper, und es hat mir richtig gut gefallen mit der Musik und dem Schauspiel. Also ich empfehle dir, dorthin zu gehen und dir auch eine Oper anzuschauen!
Autor: Abdulrahim
Eigene Gefühle
Was hat mir gefallen? Die Stimmen von Don Pasquale, von Ernesto, von Doktor Malatesta und von Norina. Jede Stimme von den Sängern und der Sängerin haben ihre eigenen Gefühle ausgedrückt. Bei Don Pasquale war die Stimme am Anfang so ein bisschen traurig, dass er niemanden hat, wie eine Liebe, eine Frau. Später hat er seinen Freund Malatesta gerufen, hat ihm erzählt, dass er traurig ist, keine Frau hat, niemand hat, der auf ihn aufpasst. Malatesta sagt: „Ich hab jemand für dich. Sie ist sehr jung und sie ist meine Schwester.“ Don Pasquale war froh. Aber später alles war ein Plan von Malatesta, dass Ernesto Norina heiratet, weil Don Pasquale wollte das nicht, weil Norina hatte kein Geld. Malatesta wollte Ernesto helfen und sie haben den Plan gemacht. Dann haben sie geschafft, dass Don Pasquale ja sagt und die zwei heiraten können, weil das Herz von Don Pasquale ist gebrochen, nachdem, was alles passiert ist.
Was ich gespürt habe: Diese Story in der Oper kann auch in der Realität passieren. Dass Leute alles machen können, wenn sie ihren Freunden helfen, auch dass sie andere Menschen beschummeln. Das hat Malatesta mit Don Pasquale gemacht, damit er seinem Freund Ernesto helfen kann. Von mir ist die Sache aber weit weg. Ich habe das noch nicht erlebt.
Allein würde ich nicht wieder in die Oper gehen, aber wenn ein Freund gehen will, dann würde ich mitgehen. Man glaubt im Herz, wenn man allein ist, die anderen dort haben schon Freunde und ich nicht. Und du spürst, dass du der einzige bist. Allein spazieren gehen, das kann ich, aber bei Oper nicht. In der Oper kannst du nicht reden. Wenn ich wohin gehe, dann möchte ich mit Menschen reden. Und wenn ich mit einem Freund gehe, dann kann ich vorher reden, in der Pause reden, nachher reden, aber allein geht das nicht. Weil, wenn ich allein wäre in der Oper, dann wären alle neben mir so 60 Jahre alt. Und wenn die Leute alle so alt sind, kann ich nicht so gut mit ihnen reden und würde mich allein fühlen.
Autor: Abdulaziz
Der Traum von einem Croissant
Die Oper am Anfang und am Ende war spannend und schön, aber in der Mitte war es langweilig. In der Mitte bin ich eingeschlafen und Enes hat mich aufgeweckt. Er ist rechts neben mir gesessen. Aber dann bin ich wieder eingeschlafen, weil die Mitte hat so lang gedauert. Ich habe geträumt, dass ich Frühstück esse, ein Croissant. Dann hat mich Janine aufgeweckt. Sie ist links von mir gesessen. Ich bin aufgewacht, hab ein bisschen geschaut und dann kam schon die Pause. Und dann haben wir ein bisschen gegessen, getrunken, sind aufs Klo gegangen. Dann kam der letzte Teil. Da war ich die ganze Zeit ganz wach, weil die Bühne war sehr schön. Auch die Geschichte hat mir gefallen, der letzte Teil der Geschichte besonders, wie es weitergeht. Die Bühne war bunt, die Farben waren Pink und so Blau. Am Ende war es lustig, weil wir so lange geklatscht haben. Enes und ich haben lange geklatscht. Die Sänger und die Sängerin sind immer wieder vor den Vorhang gekommen, um sich den Applaus zu holen. Das war lustig, weil alle mussten immer weiter klatschen. Es ist immer weitergegangen.
Autorin: Sonja
Eine gute Erfahrung
Der Workshop hat mir gefallen und ich habe es lustig gefunden, als wir ein paar Dehnübungen gemacht haben, so dass wir aufgewacht sind für die Vorstellung in der Oper. Aber nicht nur der Workshop hat Spaß gemacht, sondern auch die Oper, auch wie wir gesessen sind und dass die Sonja eingeschlafen ist. Ich habe bemerkt, dass ihr Kopf nach unten geschaut hat und ich habe gedacht, sie schaut auf ihr Handy. Aber nach ein paar Minuten habe ich bemerkt, dass sie eingeschlafen ist. Ich habe mich gefragt, ob ich sie wecken soll oder nicht. Sonja hat mir vorher gesagt, dass ich sie aufwecken soll, wenn sie einschläft, aber trotzdem: man überlegt, ob man es machen soll. Weil Leute es oft nicht mögen, wenn man sie aufweckt.
Ich fand auch die Sitzplätze gut, wo wir gesessen sind. Wir sind in der 15. Reihe Parkett gesessen. Es war nicht so weit weg, aber auch nicht so nah. Wir konnten alles sehr gut sehen und hören. Ich habe auch alles verstanden, weil ich die Untertitel auf einem Screen mitlesen konnte, und zwar auf Englisch. Englisch ist für mich leichter als Deutsch, weil Englisch ist so etwas wie eine zweite Muttersprache für mich.
Ich fand den ganzen Tag allgemein lustig, die Dehnübungen und das Spielen im Workshop und die Charaktere in der Oper. Was ich besonders lustig fand, war, dass die Perücke von Don Pasquale herumgewackelt hat und am Ende runtergefallen ist. Die Background-Charaktere in der Bar fand ich auch lustig. Wie ein alter Herr ein erotisches Magazin mitgenommen hat und es hinter der Bartheke versteckt hat.
Sehr sehr lustig war am Ende, dass die Sänger und die Sängerin immer wieder vor den Vorhang gekommen sind für ihren Applaus. Immer und immer wieder. Das hat gar nicht aufgehört. Ich musste sehr viel lachen.
Ich fand die Oper spannend und lustig, aber persönlich werde ich nicht hingehen in meiner Freizeit, weil die Oper sehr laut ist und ich laute Geräusche nicht mag. Aber es war eine gute Erfahrung für mich, einmal dort gewesen zu sein. Ich würde es dir gerne empfehlen: Geh hin und schau, ob du das magst. Wenn nicht, weißt du, was dir besser gefällt. Besser gesehen und ausprobiert als es nie gesehen zu haben.
Autor: Enes
Wie ich das Stück empfunden habe
Der Malatesta, der Arzt von Don Pasquale, hat mich am meisten beeindruckt. Weil er eine Stimme wie ein Maestro hat, und zum anderen, was er dargestellt hat, wie er die Emotionen ausgedrückt hat. Er hat das Verliebtsein, die Traurigkeit und die Emotionen sehr gut gespielt und auch sehr real dargestellt. Und auch sehr Präsenz gezeigt.
Der Don Pasquale hat eine Stimme aus Gold. Er war zugleich ein sehr guter Darsteller und Sänger. Mir hat es nur nicht gefallen, wo er massiert wurde und man den ganzen Bauch sah. Aber sonst auch ein Lob an ihn.
Die Norina hat mich jetzt nicht so sehr beeindruckt, aber sie hat eine umwerfende Stimme, in die sie perfekt von leise auf laut singen konnte, und das auch noch regelmäßig. Sie hat es auch gut dargestellt, war sehr präsent und konnte sich richtig reinfinden in die Rolle. Aber für mich hat der Funken bei ihr gefehlt.
Ich würde dir empfehlen, wenn du in meinem Alter bist, auch mal zur Staatsoper zu gehen. Es wird sich lohnen. Weil man hat nicht nur eine schöne Inneneinrichtung, auch Wandverzierungen aus Blattgold, sondern man wird auch vom Stück begeistert sein. Und man bekommt dieses Feeling vom Opernhaus zu spüren.
Ich war sehr begeistert von der Oper am Anfang, als wir hineingegangen sind, von der Deko und wie alles verziert war. Dann war der Workshop – ich fand ihn gut. Das mit dem Theaterspielen war nicht so meins, weil es für mich persönlich irgendwie schwer war, mich in die Figuren reinzuversetzen. Als wir das Rollenspiel mit Pantomime gemacht haben, fiel mir das schwer: Wie soll ich jetzt die Gestik machen, was soll ich sonst machen? Wie soll ich mich verhalten? Da hab ich dann auch gemerkt: Hut ab vor den Darstellern, die das so gut meistern und schaffen. Die Oper selbst, die war gut. Beim ersten Teil war erstmal die Gewöhnungsphase, weil wir ja vorher nur davon gehört hatten. Es ist anders, wenn man die Geschichte dann sieht. Beim zweiten Teil habe ich mich schon sehr auf die Pause gefreut, weil es auch – es war noch Ramadan – für uns schwierig war, uns zu konzentrieren. In der Pause konnten wir dann trinken und essen. Der dritte Teil war für mich am besten von allen Teilen. Das war auch der lustigste und spannendste Teil. Das Stück hat mir so gut gefallen, dass ich extra noch das Programmheft gekauft hab und mir die Geschichte auch noch einmal durchgelesen habe, auch kleine Kommentare von den Darstellern.
Ich möchte auf jeden Fall noch mal zur Oper gehen. Ich mag das auf jeden Fall. Ich bin schon ein Opernliebhaber.
Autor: Emin
Altmodisch?
Eigentlich ist Oper altmodisch. Das habe ich vorher gedacht und ich denke noch immer so. Die Oper ist noch etwas von der alten Zeit, etwas Übriggebliebenes. Es kann einem trotzdem gefallen. Mir hat es nicht so gefallen, weil sie auf Italienisch gesungen haben. Da kann es mir ja auch nicht so gefallen. Es kommt auch darauf an, um welche Uhrzeit man schlafen geht, weil die Oper kann lange dauern, so bis 22 Uhr. Ich bin am Ende eingeschlafen, weil so gegen 21 Uhr meine fixe Schlafenszeit ist.
Irgendwo hat es mir schon gefallen, irgendwo auch nicht. Mir hat die dramatische Musik von der Grube, also vom Orchester gefallen. Egal, ob auf der Bühne etwas Gutes oder Schlechtes gezeigt wurde, die Musik klang irgendwie dramatisch. Das ist irgendwie so spannend, wenn auf einmal so eine dramatische Musik kommt, dass es dann auch dramatisch wird. Da bekomm ich auf einmal das Gefühl, dass etwas Dramatisches auf der Bühne hergezeigt wird.
Die Menschen, die bereit sind, etwas Neues auszuprobieren, auch wenn sie Altmodisches nicht so mögen, die sollen in die Oper gehen. Sie sollen sich irgendein Stück aussuchen. Ich würde sagen, sie sollen sich das anschauen, was sie sich anschauen wollen, ob es Italienisch ist oder Deutsch oder ob es lang oder kurz ist.
Autorin: Js
Der Artikel erschien zuerst auf https://tv.orf.at/orf3/buehne-oida-staatsoper-don-pasquale100.html
Die Wiener Staatsoper bietet ein breites Programm für Jugendliche und junge Erwachsene zum Zuschauen oder auch Mitmachen und selbst auf der Bühne stehen.
Angebote für junges Publikum finden Sie hier: www.wiener-staatsoper.at/jung
Kontakt: jugend@wiener-staatsoper.at