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Balanchine | Liang | Proietto

Kaum ein anderer Choreograph hat das Antlitz des Balletts so nachhaltig geprägt wie George Balanchine (1904 bis 1983), der „Vater des Neoklassischen Tanzes“, dessen Werke auch 35 Jahre nach seinem Tod von enormer Strahlkraft und betörender Eleganz sind.

Neben seiner unvergleichlichen Musikalität und seiner einzigartigen Gabe, Musik in einen Fluss von Bewegungen zu übersetzen, sodass sie wahrhaft sichtbar wird, zeichnet sich das Werk von Balanchine vor allem durch seine vollendete Formen- und Liniensprache aus.

Im Rahmen des 445 Opus-Nummern umfassenden Gesamtwerks lässt sich die in nur zwei Wochen zur Musik von Georges Bizet choreographierte Symphonie in C in mancherlei Hinsicht als Musterbeispiel eines typischen „Balanchine-Balletts“ erkennen; in diesem Zusammenhang sollten vor allem auch die „Adagio Ballerina“ und das Finale des Werks besondere Erwähnung finden, die besondere Glanzpunkte des Balanchine-Repertoires darstellen, wobei erstere mitunter sogar als „Ikone“ des neoklassischen Balletts bezeichnet wurde.

Das unter dem Titel Le Palais de Cristal durch das Ballet de l’Opéra de Paris 1947 uraufgeführte Werk war 1972 zum ersten Mal an der Wiener Staatsoper zu sehen und ist seit dem 1. November 2016 auch wichtiger Bestandteil des Repertoires des Wiener Staatsballetts, um auf diese Weise die Balanchine- Tradition an der Wiener Staatsoper fortzusetzen: Mit dem Pas de trois aus Paquita, Die vier Temperamente, Serenade, Apollo, Divertimento (KV 287), Duo Concertante, Liebeslieder Walzer, La Valse, Sylvia: Pas de deux, Tschaikowski-Pas de deux, Thema und Variationen, Sonatine, Rubies, Stravinsky Violin Concerto, Allegro Brillante, Tarantella und Stars and Stripes wurde (bzw. wird) hier eine nennenswerte Kollektion an zentralen Werken aus der Feder des russisch-amerikanischen Großmeisters gezeigt.

Auch Edwaard Liang, der sich 1993 als Tänzer dem New York City Ballet anschloss, sammelte in zahlreichen Balanchine-Balletten prägende Erfahrungen, ehe er sich ganz der Choreographie zuwandte. Mit Murmuration schuf er 2013 ein „Ballett der Lüfte“, das seine Inspiration vollends aus dem Vogelflug und dabei vor allem aus den Flugbewegungen der Schwärme von Staren bezieht.

Daniel Proietto schließlich erstellte Blanc 2016 im Auftrag für das Wiener Staatsballett und begab sich damit auf eine Spurensuche nach den legendären „Weißen Akten“ des romantischen Balletts. Nach der Ballettszene in Robert le diable bzw. La Sylphide und Giselle erlebten diese mit dem zweiten und vierten Akt aus Schwanensee, Les Sylphides oder aber auch dem berühmten Solo Der sterbende Schwan einen historischen Höhepunkt in St. Peters- burg, der Geburtsstadt George Balanchines, der nur wenige Jahre danach in den Westen aufbrechen sollte, um mit diesem Schritt zugleich auch choreographisch neue Pfade einzuschlagen. Auf die eine oder andere Weise ist Balanchines genialer Geist somit den gesamten Ballettabend hindurch präsent.

Oliver Peter Graber


Balanchine | Liang | Proietto
13., 17., 20., 21., 23. Februar 2018
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