Alceste kehrt zurück

Die ursprünglich in der antiken griechischen Mythologie beheimatete Handlung basiert im Kern auf Euripides’ Drama Alkestis und handelt von wahrer Gattenliebe und gegenseitiger, den Tod nicht scheuender Opferbereitschaft des thessalischen Königspaares Alceste und Admète. Christoph Willibald Gluck (1714 – 1787) war nicht der Erste und auch nicht der Letzte, der den Stoff zu einer Oper umarbeitete, wobei er gleich zwei Versionen schuf, eine italienische und eine französische, die sich aber in der musikalischen Textur und dem Inhalt zum Teil stark voneinander unterscheiden.

Das Libretto der ersten – der italienischen – Fassung schuf Ranieri de’ Calzabigi, der für Gluck fünf Jahre zuvor schon den Text für dessen Orfeo gedichtet hatte. Die Alceste-Uraufführung fand 1767 im alten Wiener Burgtheater am Michaelerplatz statt. Als Gluck, protegiert von seiner ehemaligen Gesangsschülerin Marie Antoinette, in Paris Fuß fasste, ging er bald daran, auch Alceste für die Seine-Metropole umzugestalten, wobei er sich nicht nur Ratschläge von Marie François Bailli du Roullet holte, der letztlich auch die französische Textfassung der Alceste schrieb, sondern sogar von Jean-Jacques Rousseau. Als die Version in Paris schlussendlich im April 1776 zur Erstaufführung gelangte, hielt sich die Begeisterung des Publikums in Grenzen, worauf Gluck weitere Umarbeitungen der Partitur folgen ließ und sogar eine neue Figur in die Handlung einführte – Hercule, also Herakles.Im Haus am Ring hielt Alceste unter dem Titel Alkestis 1885 Einzug, und zwar in einer deutschen Übersetzung (und Bearbeitung) der französischen Version, also inklusive Hercule.

Die aktuelle Produktion, eine Koproduktion mit dem Festival von Aix-en-Provence und dem Königlichen Theater in Kopenhagen, ist die erste an der Wiener Staatsoper, in der das Werk im französischen Original gesungen wird. Die Premiere in der Inszenierung von Christof Loy fand am 12. November 2012 statt. Loy wollte Alceste und Admète greifbar machen und nicht von den Zuschauern weghalten und verlagerte die Geschichte aus der Antike in eine heutige Situation. In der Juni-Aufführungsserie unter der Leitung von Christophe Rousset singen in den Hauptpartien die Premierensänger Véronique Gens die Alceste, Joseph Kaiser den Admète, weiters noch Adam Plachetka, Clemens Unterreiner und andere.