© Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

140.000 Kinder bei der Zauberflöte für Kinder nach dem Opernball

Eingebettet in die Handlung dieser Zauberflöte für Kinder gibt es für das junge Publikum darüber hinaus noch eine vergnüglich aufbereitete Instrumentenkunde, bei der Spielleiter Papageno in kurzen Dialogen mit Orchestermitgliedern die Besonderheiten von der Geige bis zum Fagott, von der Posaune bis zum Kontrabass vorstellt.

Dirigent war der damalige Musikdirektor Seiji Ozawa. Er betrat den Zuschauerraum mit einer riesigen, umgehängten Trommel und erwirkte mit heftigen Trommelschlägen gleich von Beginn an die Aufmerksamkeit der Kinder, die mit ihren Lehrerinnen und Lehrern entweder im großen Logenrund oder in markierten Bereichen direkt auf der Spielfläche saßen. Seiji Ozawa hatte mich übrigens durch eine ähnliche Veranstaltung beim japanischen Saito Kinen Festival Masumoto (heute Seiji Ozawa Matsumoto Festival), bei der er für 6.000 Schülerinnen und Schüler eine kindgerechte Fassung von Berlioz’ Fausts Verdammnis aufführte, zu unserer Zauberflöte für Kinder inspiriert.

Zum Gelingen dieser ersten Zauberflöte für Kinder musste ich einen der größten Widerstände meiner gesamten Amtszeit überwinden: Man könne doch nicht, so der Tenor, zusätzlich zu den beiden Schließtagen vor dem Ball noch einen weiteren nach dem Ball ansetzen. Schließlich brächte die ursprünglich vorgesehene Ballettvorstellung Einnahmen, die im Fall der bei freiem Eintritt gegebenen Zauberflöte für Kinder wegfielen. Die Angelegenheit kam bis zum damaligen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel, der mir daraufhin vollkommene Entscheidungsfreiheit zugestand. Ohne Hilfe des Unterrichtsministeriums, das die entsprechenden Volksschulen vorinformierte und alle nötigen organisatorischen Aufgaben unterstützte, wäre aus dieser schönen Idee allerdings trotzdem nichts geworden. Die zuständige Ministerin Elisabeth Gehrer hatte allergrößtes Verständnis für das Vorhaben und regte sogar an, eine der beiden Vorstellungen für Schülerinnen und Schüler aus den Bundesländern anzubieten. Dafür wurden sogar Autobusse für die Fahrt nach und von Wien zur Verfügung gestellt! An alles wurde gedacht, nur nicht an eine Parkmöglichkeit für die zahlreichen Busse während der Aufführung. In meiner Verzweiflung wandte ich mich erneut an Ministerin Gehrer, die daraufhin umgehend ermöglichte, dass alle Busse für diese eine Stunde auf dem Heldenplatz untergebracht werden konnten. In unserem lieben Land ist so manches möglich, wenn sich Politik und Kunst nahestehen und spontane Initiativen nicht gescheut werden. Tempi passati…

Die Qualität des Dargebotenen sollte auf allerhöchstem Niveau stattfinden. Nicht zuletzt, weil es sich für viele Kinder um den ersten Kontakt zum Haus und mit einer Opernvorstellung überhaupt handelte. Für die Königin der Nacht stand uns bei der Premiere die wunderbare Marlis Petersen zur Verfügung, die aufstrebende junge Genia Kühmeier war unsere Pamina und Hans Peter Kammerer gab einen im Gesang wie in den Dialogen guten Papageno. Dazu kamen noch der erwähnte Seiji Ozawa und die Wiener Philharmoniker, die sich über ihren damaligen Vorstand Werner Resel bereit erklärt hatten, unentgeltlich mitzuwirken. Als Diana Kienast – ihres Zeichens Hausregisseurin und als solche für die szenische Umsetzung der Zauberflöte für Kinder verantwortlich – mir die Rolle jenes Baumes anbot, an dem sich Papageno in seinem Liebeskummer aufhängen möchte, konnte ich natürlich nicht nein sagen.

Bogdan Roščić hat schon während seiner Designation beschlossen, die Zauberflöte für Kinder, die ich als sinnvolle Folge und künstlerisch-edukativen Gegenpol des vergnügungsreichen Opernballs gedacht hatte, samt ihrem eingeführten Titel beizubehalten. Heuer werden zum 20. Mal 7.000 Kinder die Veranstaltung sehen und hören. Das werden dann in Summe insgesamt 140.000 Kinder gewesen sein. In unseren Zeiten verändert und ändert sich so manches rasch. Möge diese Veranstaltung bleiben, wie sie war und ist.