Das Haus von Innen

Betritt man durch eine der Türen der Hauptfront das Kassenvestibül, das in seiner ursprünglichen Form erhalten geblieben ist, so gewinnt man einen unmittelbaren Eindruck vom Interieur des alten Opernhauses.

In der ursprünglichen Form ist bis heute die gesamte Hauptfront und mit ihr das Hauptvestibül, die zentrale Treppenanlage (deren unterer Teil auch „Feststiege“ genannt wird), das Schwindfoyer und die Loggia sowie der Teesalon im ersten Stock erhalten.

Auf dem ersten Absatz der Feststiege, seitlich des zentralen Eingangs zu den Parterrelogen, befinden sich die Porträts der beiden Erbauer August Sicard von Sicardsburg und Eduard van der Nüll: zwei Medaillons, entworfen von dem Bildhauer Josef Cesar. Darüber sieht man zwei Hochreliefdarstellungen von Johann Preleuthner, die Ballett und Oper symbolisieren.

Eine besondere Zierde des Treppenhauses ist das Deckengemälde Fortuna, ihre Gaben streuend nach einem Entwurf von Franz Dobiaschofsky.

Von ihm stammen auch die drei Wandgemälde auf Leinwand in den Rundbögen, die Ballett, komische und tragische Oper darstellen. Die sieben allegorischen Statuen, gestaltet von Josef Gasser, verkörpern die sieben freien Künste: Baukunst, Bildhauerei, Dichtkunst, Tanz, Tonkunst, Schauspiel und Malerei.

© Wiener Staatsoper / Sofia Vargaiová
© Wiener Staatsoper / Sofia Vargaiová
© Wiener Staatsoper / Sofia Vargaiová

Der Teesalon

Der Teesalon, ehemals als Kaisersalon bekannt, ist ein beeindruckendes Relikt aus der kaiserlichen Zeit und befindet sich zwischen der Feststiege und der Mittelloge. Einst ausschließlich dem Hof vorbehalten, diente der Raum als Rückzugs- und Empfangssalon für den Kaiser und seine Gäste. Heute ist der Teesalon ein Zeugnis des österreichischen Historismus und eine der am besten erhaltenen kunstgewerblichen Gestaltungen dieser Epoche.

Das zentrale Deckengemälde des Teesalons, Die Musik auf Adlerschwingen von Karl Madjera, zeigt die allegorische Figur der Musik, umgeben von Darstellungen lyrischer und tragischer Musik. Diese lebendige Darstellung der Künste hat ihre Farbenfrische bewahrt und strahlt dank der Vergoldungen der Decke und Wände in leuchtendem Glanz. Die Wand- und Deckenverzierungen mit 22-karätigem Blattgold, ebenso wie die Tapisserien mit den Initialen Franz Josephs I., zeugen von der Pracht und kunsthandwerklichen Meisterschaft, die in die Ausstattung des Salons geflossen sind.

Entworfen vom Wiener Innenarchitekten Josef von Storck, ist der Teesalon ein Meisterwerk des Historismus und dem Zweiten Wiener Rokoko nachempfunden. Besonders kunstvolle Details, wie die aus Elfenbein gefertigten Türgriffe und die mit goldgelber Seide bespannten Wände, unterstreichen den luxuriösen Charakter des Raumes. Ergänzt wird die Ausstattung durch Bildhauerarbeiten von Auguste La Ligne sowie Seiden-, Gold- und Silberstickereien aus den renommierten Wiener Manufakturen. Ein Fries aus Orangenblüten, kaiserlichen Wappen und Bändern, der sich unter dem Gesims befindet, wurde sogar bei einer Ausstellung in Paris mit einer Silbermedaille ausgezeichnet.

Das Deckenbild von Carl Madjera zeigt die Musik als weibliche Figur mit Lyra, umgeben von Allegorien der Dichtkunst und des Tanzes. Weitere Künste, darunter Architektur, Malerei, Bildhauerei und Maschinenbau, werden als Putti dargestellt. Ein Architektur-Putto hält die Pläne der Staatsoper, was die Verbindung zwischen der Kunst und der Wiener Oper symbolisiert. Die Seitenbilder verweisen auf die tragische und komische Oper und ergänzen das Gesamtkunstwerk des Raumes. Durch die einheitliche Farbgebung in Goldgelb wirken die Bilder wie kunstvolle Emaille-Arbeiten und verleihen dem Raum eine luxuriöse, fast entmaterialisierte Wirkung.

Der Teesalon war als Rückzugsort des Kaisers konzipiert und ist direkt mit der Hoffestloge (heute Mittelloge) verbunden. Die Wände sind mit den Monogrammen von Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth geschmückt, die auch über dem Kaminspiegel sowie den Seiteneingängen und Fenstern zur Feststiege sichtbar sind. Diese Details erinnern an die einst exklusive Funktionalität des Salons für den Hof. Heute wird der Teesalon für Pressekonferenzen, Interviews, Ehrungen und Auszeichnungen genutzt. Während der Opernvorstellungen kann der Raum zudem als Pausenraum angemietet werden, womit er weiterhin als Ort des Empfangs und der besonderen Anlässe dient.