Pausensäle
Die Pausensäle der Staatsoper umrahmen das Haupttreppenhaus in einer rund 120 Meter langen Kette zusammenhängender Räume.
Rechts von Treppenhaus befindet sich der Gustav-Mahler-Saal, links vom Treppenhaus der Marmorsaal, zwischen den beiden Sälen verbindet sie das Schwindfoyer, welches mit der Loggia die Ringstraßen-Fassade bildet.
In jedem der Säle befindet sich ein Pausenbuffet.
Gustav-Mahler-Saal
Der Gustav Mahler-Saal in der Wiener Staatsoper ist heute ein Raum, der sowohl für Pausen als auch für Konzerte und besondere Veranstaltungen genutzt wird. Die Umgestaltung dieses Raumes erfolgte im Rahmen des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg, als ein ehemals administrativer Trakt zu einem großzügigen Pausenraum umgewandelt wurde. Mit einer Länge von 120 Metern beherbergt dieser Raum eine der markantesten architektonischen Neuerungen des Hauses.
Die Wände des Saals werden von 13 beeindruckenden Gobelins geschmückt, die den Raum in ein kunstvolles, gedämpftes Farbenspiel tauchen. Diese Tapisserien, mit einer Gesamtfläche von etwa 171 Quadratmetern, wurden über einen Zeitraum von sechs Jahren von der Wiener Gobelinmanufaktur gefertigt und zeigen Szenen aus Mozarts Die Zauberflöte – ein Werk, das auch das künstlerische Konzept und die ästhetische Ausrichtung des Hauses widerspiegelt. Thematisch und in der Gestaltung verbinden sie sich mit der Wiener Moderne und der Tradition des Hauses.
Der Saal, der ursprünglich als Gobelin-Saal bekannt war, wurde 1997 zu Ehren von Gustav Mahler, dem ehemaligen Direktor und Dirigenten der Wiener Hofoper, umbenannt. Dieser bedeutende Schritt erfolgte anlässlich des hundertjährigen Jubiläums von Mahlers erster Direktion und seiner ersten Vorstellung im Haus am Ring. Mahlers Einfluss auf die Wiener Oper war revolutionär und prägend. Unter seiner Leitung wurden nicht nur die künstlerischen Standards auf ein neues Niveau gehoben, sondern auch die architektonische und technische Ausstattung des Hauses in die Gestaltung der Aufführungen integriert.
Der Saal ist heute nicht nur ein Pausenraum, sondern auch eine wichtige Bühne für Kammermusik-Konzerte, Gesprächs- und Vermittlungsveranstaltungen sowie Probespiele des Staatsopernorchesters. Die Ausstattung des Gustav-Mahler-Saals, insbesondere das Ensemble der Gobelins, wird von einer prägnanten Architektur ergänzt, die durch die Wandgestaltung und Raumakustik den hohen Anforderungen an den Konzertbetrieb und die vielfältigen Veranstaltungen gerecht wird. Es finden regelmäßig Veranstaltungen statt, die sowohl für das Publikum als auch für die Künstler von großer Bedeutung sind.
Der Gustav-Mahler-Saal spielt auch eine zentrale Rolle bei der Vorbereitung des jährlich stattfindenden Wiener Opernballs, einem der bekanntesten Ballfeste weltweit. Hier werden sowohl das Vortanzen als auch die Proben des Jungdamen- und Herren-Komitees, der Debütant*innen, abgehalten. Diese festliche Nutzung des Raums verbindet traditionelles kulturelles Erbe mit der dynamischen Architektur der Staatsoper, die für die Eröffnung des Balls als beeindruckende Kulisse dient.
Marmorsaal
Der Marmorsaal ist einer der größten Pausensäle der Wiener Staatsoper und wurde in den 1950er-Jahren im schlichten Stil wiederaufgebaut. Verschiedene Marmorsorten aus fast allen europäischen Ländern wurden kombiniert, um ein vereintes Europa zu symbolisieren. Für Boden, Türrahmen und den großen Büffettisch wurde regionaler Marmor aus Salzburg verwendet.
Der Architekt Otto Prossinger entwarf das sachliche Design des Saals und kombinierte moderne Architektur mit lokaler Bautradition. Heinz Leinfellner, ein Bildhauer mit Konstruktivismus- und Kubismus-Einflüssen, gestaltete die Marmorintarsien, und die Wiener Manufaktur Bakalowits lieferte die Kristallluster.
Ursprünglich stand an dieser Stelle der prächtige Kaisersaal im Neorenaissance-Stil, der als Empfangssalon der Aristokratie diente. Eine fünf Zimmer umfassende Dienstwohnung für den „Hausinspector“ befand sich ebenfalls dort. Ein interessantes Detail: Von 1911 bis 1920 bewohnte der Onkel des späteren Direktors Herbert von Karajan diese Wohnung. Die heute vorhandene Stuckdecke erinnert an den einstigen Kaisersaal.
Der Kaisersaal war einst mit einem Mozart-Medaillon und einem sieben-teiligen Fresken-Zyklus zu Le nozze di Figarodes Malers Eduard von Engerth geschmückt. Drei der Fresken blieben erhalten und wurden beim Wiederaufbau ins Opernfoyer übertragen.
Der besondere Schmuck des Raumes sind die von Heinz Leinfellner entworfenen Marmor-Einlegearbeiten, darunter großflächige Wandmosaike und kleinere Supraporten-Motive über den Türen. Die Intarsien bestehen aus 13 Marmorsorten aus Europa und symbolisieren den Wunsch nach einem vereinten Europa.
Die Wandmosaike zeigen Alltagsszenen der Oper. Auf der rechten Seite sieht man einen Regisseur mit einer darstellender Künstlerin, die Bühnenarchitektur, eine Chorprobe, das Kulissendepot und einen Perückenmacher. Auf der linken Seite ist eine Künstlergarderobe mit einer Künstlerin vor dem Spiegel, die Requisitenkammer, eine Tanzprobe, Musikinstrumente, der Schnürboden und eine Kostümprobe zu sehen.
Schwindfoyer
Das Schwindfoyer, benannt nach dem Maler Moritz von Schwind (1804–1871), zählt zu den erhaltenen Originalteilen der Wiener Staatsoper und vereint den Stil des romantischen Historismus mit Elementen der Spätgotik. Ursprünglich unter dem Namen »Promenadensaal« als Pausenraum für das gehobene Bürgertum gestaltet, besticht der Raum durch üppige Verzierungen mit 22-karätigem Blattgold. Ein markantes Detail ist die Decke: Spitzkappen schneiden die Wölbflächen in Dreiecksformen, wodurch ein gotisches Stilmerkmal im neorenaissance-geprägten Saal Einzug hält.
Da der Raum zu klein für die ursprüngliche Besucheranzahl war, wurden an den schmalen Seiten Annexe hinzugefügt, die den Catering-Service für die Gäste ermöglichen. Heute wird das Schwindfoyer auch direkt bewirtet. Seit 2020 erhellt zudem eine LED-Lichtinstallation von Alexander Kada die Loggia-Fassade. Mit computergesteuerten Leuchtlinien werden hier Wörter und Sätze dargestellt – ein modernes Kommunikationsmittel, das die Oper für die ganze Stadt sichtbar und zugänglich macht.
Die drei Luster im Foyer sind Überbleibsel der Gasbeleuchtung vor der Elektrifizierung: Kleine Räder an jeder Lampe erinnern daran, wie einst die Gaszufuhr reguliert wurde. Die kunstvollen Medaillons über den Spiegeln zeigen Maria Theresia und Leopold I. – ein Symbol der Habsburger Nähe zu den Künsten, geschaffen vom Bildhauer Carl August Sommer.
In Augenhöhe sind Büsten von bedeutenden Direktoren aufgestellt, darunter Gustav Mahler, Richard Strauss und Herbert von Karajan. Besonders hervorzuheben ist die ursprünglich von Auguste Rodin gestaltete Mahler-Büste, die im Krieg verloren ging und durch eine Kopie ersetzt wurde. Die jüngste Büste, die Lorin Maazel zeigt, wurde 2014 enthüllt.
Die Büsten im Schwindfoyer stammen von verschiedenen Künstlern, was ihre stilistische Vielfalt erklärt. Anton Dietrich, ein Zeitgenosse Beethovens und Schuberts, schuf idealisierende Porträts dieser beiden Komponisten. Die Detailverliebtheit anderer Büsten, wie die von Meyerbeer und Boieldieu, reflektiert die künstlerische Individualität ihrer Schöpfer.
Die Schwind-Loggia ist die Außenerweiterung des Foyers, mit Blick auf die Stadt. Der Architekt Sicardsburg wollte die Grenzen zwischen Innen und Außen durch Arkaden aufheben, sodass das Foyer auch Passanten zugänglich erscheint. Im Innenbereich der Loggia erzählen Fresken Szenen aus Mozarts Die Zauberflöte. In den Lünetten werden Tamino, Pamina und das verspielte Paar Papageno und Papagena dargestellt, begleitet von Tieren und einer kleinen Darstellung Mozarts als Kind, das bei Maria Theresia auf dem Schoß sitzt.
Die geplanten Komponistenstatuen wurden durch allegorische Figuren ersetzt, die Kunstprinzipien wie Phantasie, Liebe und Heroismus darstellen. Vier Genien an den Seitenwänden repräsentieren die Sätze einer Symphonie, während Medaillons mythologische Figuren wie die Eumenide (Rachegöttin) und Komos (Rausch) zeigen.
Die oberen Lunettenflächen im Foyer zeigen Szenen aus Opern und Musikstücken, die bei der Eröffnung 1869 wesentliche Säulen des Repertoires waren. Moritz von Schwind stellte Momente aus Werken wie Der Freischütz und Mozarts Zauberflöte dar und verarbeitete diese künstlerisch. Auf Wunsch Kaiser Franz Josephs wurde Carl Ditters von Dittersdorf in das Programm aufgenommen – anstelle von Bellinis Norma. Die Kommission unter dem Musikkritiker Eduard Hanslick überwachte die Auswahl und half so, den Stil und Repertoirekanon der Oper zu formen.
Die Deckenfresken Der Sieg und Der Kampf um den Kranz stammen ebenfalls von Moritz von Schwind. Die floralen Wandmalereien hingegen verdanken sich Friedrich Sturm, einem bedeutenden Pflanzen- und Ornamentmaler, der auch an der Wiener Angewandten unterrichtete.
2010 erlangte das Schwindfoyer sogar Bühnenpräsenz, als es für eine Tannhäuser-Inszenierung als originalgetreuer Schauplatz nachgebaut wurde – ein symbolischer Rückgriff auf die architektonische und kulturelle Bedeutung des Raumes in der Operngeschichte.