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Die Pianisten der Staatsoper: Jendrik Springer

Mit fünf fing es an. Da machte der Knirps – die Eltern beide musik begeistert, aber keine professionellen Musiker – seine ersten Gehversuche auf der Klaviatur. Das bedeutet: Er klimperte ein wenig herum, ließ sich vom Vater ein wenig anleiten und stellte sich dabei so geschickt an, dass dieser die lokale Musikschule anrief und sich erkundigte, ob denn nicht ein Platz für seinen Sohn frei wäre. Diese schaltete rasch, als der Vater vom offenkundigen Talent erzählte und verwies ihn gleich an die Musikhochschule zum renommierten Lehrer Karl-Heinz Kämmerling. „Und so landete ich dort“, erzählt Jendrik Springer, Solorepetitor und musikalischer Assistent der Wiener Staatsoper, über den Beginn seiner Laufbahn. Es sollte sein erster und einziger Lehrer werden. „Was es an technischem Rüstzeug zu lernen gab, das lernte ich bei ihm. Und was ich als Korrepetitor noch so brauchte, das folgte in der Praxis. Die Praxis: Über sie und ihre Aneignung kann Springer präzise erzählen. Denn als Korrepetitor braucht man nicht nur pianistisches Können, sondern unter anderem die Fähigkeit, in Sekundenbruchteilen die notwendige harmonische und melodische Essenz in Klavierauszügen zu finden. „Bei Wagner und Strauss stehen ja fast immer zu viele Noten in den Auszügen“, schmunzelt er. „Bei Proben soll der Solorepetitor nur genau das spielen, was Sänger brauchen. Wirklich immer jede Note zu bringen ist ja fast unmöglich – und auch unnötig.“ Bedeutsam ist aber, so Springer, die Brückenfunktion des Korrepetitors. Dieser kennt Sänger und Dirigenten sehr genau und kann die jeweiligen Wünsche und Bedürfnisse gut ,übersetzen‘. „Warum genau ein Sänger an der Stelle X zu spät kommt, ist für einen Dirigenten manchmal nicht unbedingt ersichtlich. Ein Korrepetitor, der viel mit dem Sänger zusammenarbeitet, kann die Ursache oft leichter erkennen und helfen.“ Darüber hinaus gibt es auch besondere Zusammenarbeiten, wie etwa zwischen Springer und Christian Thielemann, der auf ihn als Assistenten schwört und ihn unter anderem für Bayreuth stets anfragt. „Da ich mit seiner Arbeit sehr vertraut bin, kann ich mit Sängern vorprobieren, kann ihnen seine Tempi und seine Interpretation vermitteln.“ In solchen und ähnlichen Zusammenarbeiten ist Springer gewissermaßen das dritte Ohr des Dirigenten: „Manche sind froh, wenn sie mit einer Vertrauensperson nach einer Probe einfach kurz durchsprechen können, was wie gelaufen ist.“ Doch zurück zu Springers Werdegang. Irgendwann entschied er sich gegen eine Pianisten karriere – „weil mir das Alleine-Sein auf der Bühne nicht zusagte“ – und interessierte sich für die Dirigentenlaufbahn. Es folgten vier Spielzeiten als Korrepetitor an der Hamburgischen Staatsoper, dann wechselte er nach Darmstadt, wo er auch dirigierte. Quer durchs Repertoire, und sogar eine Premiere – den Liebestrank. Doch Springer war mit seiner dirigentischen Entwicklung nicht zufrieden, und als die Möglichkeit kam, an der Wiener Staatsoper als Solorepetitor unterzukommen, stand die Frage im Raum: Dirigent oder Korrepetitor? „Ich wusste, dass ich immer ein besserer Pianist als Dirigent sein würde – und so kam ich nach Wien.“ Die Stadt wurde seine Wahlheimat, die Wiener Staatsoper sein künstlerisches Zuhause. Zwischendurch nimmt er sich die Freiheit auch an anderen Orten zu assistieren. „Und immer komme ich liebend gern zurück. Und denke mir: All die Alltagsprobleme hier sind in Wahrheit nur Problemchen, wenn man sie mit denen an manch anderem Haus vergleicht. Denn hier läuft schon verdammt viel sehr, sehr gut ...“
Doch nicht genug damit. Auch als Liedbegleiter ist er international unterwegs, vor allem mit zwei Leibsängerinnen: Marlis Petersen und Krassimira Stoyanova. „Sehr unterschiedliche Sopranistinnen, aber beide unglaubliche künstlerische Persönlichkeiten“, schwärmter. „Und für mich ein Ausgleich, eine Ergänzung, die ich überaus schätze!“

Oliver Làng


Musikalische Einführung in Salome
31. Jänner 2017
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